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WOHNEN • LIVING LITERATUR • LITERATURE
           LITERATUR








            NEUE BUCHEMPFEHLUNGEN PASSEND ZU UNSEREM HEFTTHEMA WOHNEN


































            Zu Hause im Grünen                       Das Berliner Zimmer                      Gesundes Bauen und Wohnen


            Ist der Traum vom Eigenheim im Grünen noch zeitge-  Es soll Menschen geben, die auf dieses Buch gewartet  Wie ein gesundes Leben aussieht, meinen wir zu wissen.
            mäß? Oder nachhaltig? Zumindest ist die Vorstellung,  haben, die Rezensentin gehört definitiv dazu. Sie wissen  Aber was genau macht ein gesundes Gebäude aus? Wer
            dem Arbeitsalltag im Homeoffice durch einen idylli-  gar nicht, was ein Berliner Zimmer auszeichnet? Nach der  glaubt, mit dem Einsatz von Naturmaterialien sei es
            schen Ausblick entfliehen zu können, nicht zu unter-  Lektüre des handlichen Taschenbuches von Jan Herres, auf  schon getan, irrt und sollte sich das Handbuch von Petra
            schätzen. Als Idee eines Lebensentwurfs ist das natur-  der Grundlage seiner 2016 an der TU Berlin eingereichten  Liedl und Bettina Rühm zu Gemüte führen, das in Koope-
            nahe Eigenheim nach wie vor in den Köpfen vieler ver-  Masterarbeit, sind Sie auf jeden Fall schlauer und in der  ration mit dem Institut für Baubiologie und Nachhaltig-
            ankert. Der Frage, wie das Einfamilienhaus heute noch  Lage, diesen Zimmertypus sofort zu identifizieren. Das Ber-  keit IBN in Rosenheim entstanden ist. Die Autorinnen
            vereinbar ist mit zunehmender Landflucht, Flächenver-  liner Zimmer ist eine Besonderheit Berliner Mietshäuser  möchten Bauherren und -herinnen sowie Architektinnen
            siegelung und in Zeiten des Klimanotstands, gehen  seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Wenn an ein bestehen-  und Architekten exemplarisch durch die wichtigsten
            Sandra Hofmeister, Wolfgang Bachmann und Heide  des Vorderhaus im Sinne der Nachverdichtung Seitenflügel  Schritte baubiologischer Planungsprozesse von Wohn-
            Wessely nach. Ihre Publikation „Zu Hause – Architektur  angebaut werden mussten, entstand an den Berührungs-  häusern führen. Dafür werden alle in diesem Fall relevan-
            zum Wohnen im Grünen“ stellt 26 herausragende Refu-  punkten ein Verbindungsraum – eben das Berliner Zim-  ten Gewerke und deren jeweilige Wechselbeziehungen
            gien in der Natur vor – von der Grundrissorganisation  mer. Etwa 30 Quadratmeter groß, nur über ein kleines  aufgezeigt und 13 sehenswerte Projektbeispiele – vorwie-
            bis ins konstruktive Detail. Alle – mit großzügigen Foto-  Fenster zum Hof belichtet, aber in der Regel als Durch-  gend Einfamilienhäuser – in unterschiedlichen Bauwei-
            grafien und Planzeichnungen abgebildeten – Wohnhäu-  gangszimmer mit drei Türen ausgestattet, war es seit jeher  sen vorgestellt. Mit ganzheitlichem Blick und immer gut
            ser eint der ressourcenschonende Einsatz von Materia-  Zumutung und Angebot zugleich: dunkel, schwer zu behei-  verständlich werden systematisch alle relevanten The-
            lien, Einflüsse und die Neuinterpretation regionaler  zen, ohne klar definierte Funktion. Ein Raum, der zur krea-  men vermittelt: Grundstück, Garten, Konstruktion, Bau-
            Bautraditionen sowie eine sinnvolle Einbettung in ihr  tiven Aneignung einlädt, der geliebt und gehasst wird –  materialien, Raumklima, Energie, Innenausbau. Alle Bei-
            Umfeld. Eingeteilt in die vier Rubriken Raum und Le-  aber bisher kaum erforscht wurde. Jan Herres leistet in die-  spiele werden anhand von anschaulichem Bild-, Text-
            bensmodelle,  Materialität,  Nachhaltigkeit  sowie  sem Buch Pionierarbeit. Er zeigt auf, wie das Berliner Zim-  und Planmaterial sowie Baudaten und Baukosten erklärt.
            Umbau und Sanierung zeugen die Grundrisse der ver-  mer ab dem 18. Jahrhundert entstand und warum es bis  Dies ist eine grundlegende Einführung in das Bauthema
            schiedenen Projekte von durchdachten, langlebigen  heute Eingang in den Berliner Wohnungsbau findet. Dabei  der Gegenwart. Diejenigen, die in dieser Hinsicht bereits
            und damit auch nachhaltigen Nutzungskonzepten. Sie  hätten die dargestellten Grundrisse in der architekturge-  gut informiert oder praktisch erfahren sind, können die
            zeigen konkrete Möglichkeiten für die Ausgestaltung  schichtlichen Beschreibung durchaus etwas größer ausfal-  Lektüre ihren Auftraggeberinnen und -gebern empfehlen,
            eines Eigenheims im Grünen auf. Der Folgeband zum  len dürfen, gerne auf Kosten der Fallstudien und Bildstre-  denn sie eignet sich auch als verbindende Gesprächs-
            „Wohnen in der Stadt“ ist im Februar erschienen.  pb  cken zu heutigen Formen der Nutzung und Möblierung. ps  grundlage für den gemeinsamen Planungsdialog.  kk

            Zu Hause. Architektur zum Wohnen im Grünen  Das Berliner Zimmer – Geschichte, Typologie, Nutzungsaneignung  Gesundes Bauen und Wohnen. Baubiologie für Bauherren und Architekten
            Von Wolfgang Bachmann, Sandra Hofmeister und Heide Wessely  Von Jan Herres        Von Petra Liedl und Bettina Rühm
            Erschienen 2021 im Verlag Edition Detail, München.  Erschienen 2022 im Jovis Verlag, Berlin.  Erschienen 2019 im Verlag DVA, München.
            Deutsch/Englisch. 320 Seiten. Softcover. Format: 24 x 30 cm. 59,00 EUR.  Deutsch. 128 Seiten. Softcover. Format: 16,5 × 24 cm. 29,00 EUR.  Deutsch. 168 Seiten. Hardcover. Format: 21 x 26 cm. 50,00 EUR.
            ISBN 978-3-95553-554-4                   ISBN 978-3-86859-707-3                   ISBN 978-3-421-04090-9

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