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WOHNEN • LIVING

































            PALMA HIDEAWAY

            AUF MALLORCA



            Entwurf • Design Mariana de Delás, Architecture Studio, ES-Madrid


            In Spaniens Großstädten ist Wohnraum knapp und teuer. Ein Trend
            ist  es,  gewerbliche  Erdgeschosszonen  umzunutzen.  Mariana  de
            Delás  baute  2017  mit  viel  Kreativität  und  geringem  Budget  eine
            Motorradwerkstatt in Barcelona zum attraktiven Refugium um. Die-
            sem Raval Hideaway folgte – ein Zufall – eine weitere Motorradwerk-
            statt, in der jetzt gewohnt wird – das Palma Hideaway auf Mallorca.



            von • by Annette Weckesser
            L  ange Zeit stand die am Rande der Altstadt von Palma liegende, 92 Quadratmeter
               große Motorradwerkstatt leer. Doch sie hatte Potenzial: hohe Decken, einen Innen-
            hof und Wände aus typisch mallorquinischem Sandstein, dem Marès. Ein nicht zu leug-
            nender Nachteil war indes die unmittelbare, ebenerdige Lage an einer geschäftigen
            Straße. Diesen Makel galt es akustisch und räumlich zu entschärfen, sollte hier attrak-
            tiver Wohnraum entstehen. Die Lösung lag für Mariana de Delás in einem kleinen Ein-
            gangshof. Dieser dient jetzt als Puffer und Lichtfang. Die äußere Fassade dieses Zwi-
            schenraums besteht aus einer schwarzen Falttüre aus Lochblech, die innere aus einer
            Holz-Glas-Konstruktion. Flaschengrüne Fliesen greifen hier ein mediterranes Stilelement
            auf, Pflanzen sprießen in einem eingebauten Trog, und eine Sitzbank lädt ein sich nie-
            derzulassen. Fliesen und Nadelholz nehmen – gleich eingangs – vorweg, was sich als
            roter Faden durch das ganze Apartment zieht: einfache, aber wirksam eingesetzte Ma-
            terialien. Den leicht erhöhten und damit von der Straße aus nicht einsehbaren Schlaf-
            zimmer-Büro-Ankleide-Bad-Trakt sowie den Gästebereich hat Mariana de Delás in einer
            Spange zusammengefasst. Als Enfilade reihen sich die offenen Aufenthaltsräume –
            Küche, Wohn- und Essbereich und schließlich ein Patio – aneinander. Einheitlicher Ter-
            razzo unterstreicht die Ensemble-Wirkung, während massive Unterzüge aus Beton diese
            Blick- und Raumachse strukturieren. Eine diagonal in den Raum gestellte Wand – Raum-
            teiler und Regal zugleich – lenkt den Blick vom Eingang in die Tiefe. Inselartig steht in
            der Küche der geflieste Arbeitstisch, den die Architektin gemeinsam mit jungen mallor-
            quinischen Designern entwarf. Das rote-grüne Möbelstück bringt kräftig Farbe ins nackte
            Nadelholz-Beton-Terrazzo-Ambiente. Im Wohnbereich optimiert ein U-förmiges Einbau-
            sofa den Platz. Großzügig öffnet sich dieses Zimmer zum geschützten Patio mit der im-
            posanten Marès-Wand. Analog zum Eingangspuffer gibt es hier geflieste Pflanztröge.
            Auch das Gästezimmer mit eigenem Bad – einst war hier das Lager – orientiert sich zu
            diesem Patio, einer ruhigen Oase, abseits vom Lärm der Straße.

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