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r HIGHLIGHT


                   ab 07.04.19 Banksy – Love is in the Bin. Im vergangenen Oktober sorgte der bri-
                   tische Street-Art-Künstler Banksy für Furore. Während der Versteigerung seines                     PURE            IS3
                   Werkes „Girl  with Balloon“ (Mädchen mit Ballon) durch das Auktionshaus
                   Sotheby’s in London fing just in dem Moment, als der Hammer fiel und das
                   Kunstwerk für sage und schreibe 1,18 Millionen Euro versteigert worden war, ein  READY. SIT. GO!
                   Schredder an zu arbeiten. Bis zur Hälfte verschwand das Bild in seinem Gold -
                   rahmen und kam unten, in saubere Streifen geschnitten, wieder raus. Dann stopp-           DREIDIMENSIONALES SITZERLEBNIS FÜR
                   te die Maschine. Die Sammlerin trug es mit Fassung, das Bild wurde von Banksy,  JEDEN UND JEDE SITUATION. INTERSTUHL.COM/PURE
                   dessen wahre Identität bis heute unbekannt ist, via Internet in „Love is in the Bin“
                   (Liebe ist im Eimer) umbenannt und entfachte eine Diskussion über den vorherr-
                   schenden Kunstmarkt. Von dem binnen Sekunden gestiegenen Bekanntheitsgrad
                   von Bild und Künstler ganz zu schweigen. Nun kommt das Werk als Dauer leih -
                   gabe in die Staatsgalerie Stuttgart! Das erste Mal der Öffentlichkeit zugänglich
                   gemacht wurde das 101 x 78 Zentimeter große Bild bereits Anfang Februar: Noch
                   bis 3. März ist es im Museum Frieder Burda in Baden-Baden zu sehen. Ganz im
                   Sinne Banksys ist es dort kostenlos oder, besser gesagt, gegen eine freiwillige
                   Spende für einen guten Zweck zugänglich. Im Februar fanden zudem Vorträge und
                   Diskussionen von und mit Experten rund um Banksy und den von ihm angeregten
                   kritischen Diskurs zum Kunstmarkt statt. In gesprühter Form – die herkömmliche,
                   meist mit sozialkritischem Hintergrund verbundene Arbeitsweise des Künstlers –
                   war das Motiv 2002 an Hauswänden im Osten Londons aufgetaucht. 2006 brachte
                   Banksy das Bild auf die Leinwand und präparierte den 18  Zentimeter tiefen
                   Rahmen mit besagtem Schredder. Der überzeugte Konsum-Kritiker wollte so ver-
                   hindern, dass sein Werk je versteigert wird. Wie ernst ihm das war, hat er mit sei-
                   ner Aktion bewiesen. In Stuttgart wird das „Ballonmädchen“ im musealen Kontext
                   der Sammlung gezeigt und wandert kontinuierlich durch das gesamte Haus. Der
                   Besucher muss es also inmitten von Schlüsselwerken der Kunstgeschichte, vom
                   14. Jahrhundert bis in die Gegenwart, jedes Mal aufs Neue suchen. Museums-
                   Direktorin Christiane Lange stellt das viel diskutierte Werk sozusagen auf die Probe
                   und testet, ob es sich und seine kunsthistorische Bedeutung nach all dem Aufruhr
                   auch zwischen all den großen Meistern beweisen kann.          Christine Schröder

                   Staatsgalerie Stuttgart
                   Konrad-Adenauer-Str. 30–32, 70173 Stuttgart
                   www.staatsgalerie.de









                                                                                 Design: B4K Andreas Krob + Joachim Brüske










                Foto: Thomas Viering
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