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WOHNEN • LIVING THEORIE • THEORY
Fotos: University of California, Santa Barbara, Architecture and Design Collection Ein Blick in das Zimmer des Abenteurers Richard Halliburton. Die große Weltkarte zeigt seine Reiserouten.
mit den ersten Planungen zu beginnen, während Halliburton nur selten zwischen seinen
vielen öffent lichen Auftritten die Zeit fand, um für ein paar Tage vorbeizuschauen. Der
Plan, das Haus nicht für zwei, sondern für drei Bewohner – Halliburton, Mooney und
Levy – zu konzipie ren, muss bei einem dieser Besuche entstanden sein. Die Bauarbeiten
selbst zogen sich über fast zwei Jahre hin und verschlangen ein Vielfaches des zu Beginn
veranschlagten Budgets. Dafür gab es vor allem zwei Gründe: die schwierige Lage des
wünschte Ausführung in Stahlbeton, für dessen Einsatz beim Bau von Wohnhäusern es
damals noch kaum Vor bilder gab. Beides führte dazu, dass sich kein Bauunternehmer
bereit fand, die Reali sie rung zu übernehmen. So war Levy gezwungen, selbst als
Auf dem Regal in der Wohnhalle stehen zwei Matrosenfiguren. Sie sind mit einem Augenzwinkern platziert. Grundstücks, das für schwere Baumaschinen ungeeignet war, und die von Levy ge-
Bauunternehmer aufzutreten. Mit dem Material unerfahrene Arbeiter und das Fehlen
schweren Geräts machten den Bau zu einem Abenteuer. Allein schon der Transport des
sein Haus noch heute steht. Der wildromantische Küstenort mit seiner zum Baumaterials auf die unwegsame Bau stelle stellte eine gewaltige Kraftanstrengung dar.
Landesinneren hin schnell ansteigenden Topografie zog schon damals viele Hollywood- 100 Tonnen Beton und fast 50 Ton nen Stahl mussten das steile Gelände hinaufgebracht
Berühmtheiten an, die an den steilen Hängen der Stadt elegante Wochenend- und werden. Unterhalb des schmalen Berggrats, auf dem das Haus entstehen sollte, wurde
Sommerhäuser errichteten, die oft einen atemberaubenden Meerblick boten. Und noch dafür zunächst eine Stützmauer in den Hang getrieben und eine Zufahrt angelegt. Erst
heute gilt die Stadt mit ihren traumhaften Stränden als bevorzugter Wohnsitz der danach konnten die Arbeiten am Haus mit dem Errichten der Betonschalungen begin-
Schönen und Reichen. nen. Jede Steckdose, jeder Licht schalter, jede Strom- und Wasserleitung machte detailge-
naue Vorplanungen und eine präzise Umsetzung notwendig. Um Trocknungs horizon te
Der Architekt und sein Haus zu vermeiden, mussten die Wände des Hauses zudem in einem Stück betoniert werden.
48 Stunden brachten die Arbeiter damit zu, den Beton anzumischen und in die fertigen
Nachdem die Stadt die notwendigen Erschließungsarbeiten des Grundstücks abge - Wandschalungen einzufül len. Es waren zwei Tage und zwei Nächte, die alle Beteiligten
schlossen hatte, begann Halliburton 1936 den Bau seines Hauses in Laguna Beach zu an den Rand ihrer Kräfte brachten. Nicht weniger aufwendig gestalteten sich der Ausbau
forcieren. Auf Betreiben von Mooney holte er dafür den noch jungen und unerfahrenen und die Einrichtung. Alle Türen- und Fensterelemente wurden nach Levys Plänen aus
New Yorker Architekten William Alexander Levy (1909–1997) an die Westküste. Mooney Stahl gefertigt. Jedes Möbelstück entstand nach den genauen Vorstellungen und
und Levy kannten sich seit den späten 1920er-Jahren. Sie waren sich in New York begeg- Wünschen des Architekten. 1938 war es schließlich fertig: das Hangover-Haus. Die weit
net und bildeten ein Liebespaar. Halliburton tolerierte das andauernde intime Verhältnis über den Aliso Canyon hinausragende Terrasse vor dem offenen Essbereich gab dem
der beiden und sah in Levy die ideale Gesellschaft für Mooney während seiner vielen Haus seinen Namen. Er ist in den Beton der Hangmauer, die die Zufahrt vor dem Haus
Abwe sen heiten. Im Gegenzug nahm sich auch Halliburton die Freiheit, immer wieder abstützt, eingegossen. Ob der Schriftzug bewusst spiegelverkehrt gesetzt wurde oder ob
intime Beziehungen mit anderen Männern einzugehen. Als Levy 1936 in Laguna Beach es sich um einen Irrtum der Arbeiter gehandelt hat, ist heute nicht mehr nachzuvoll-
eintraf, war er knapp 27 Jahre alt, neun Jahre jünger als Halliburton und fünf Jahre jünger ziehen. Wir kennen nur das berühmte Foto, auf dem Mooney die Schaltafel mit dem
als Mooney. Er hatte an der New York University studiert – unter anderem bei den beiden Hangover-Schriftzug lächelnd in die Kamera hält.
Hochhaus-Pionieren Ely Jacques Kahn und Raymond Hood, dem Chefarchitekten des
Rockefeller Centers. Wahrscheinlich hatte er 1932 im New Yorker Museum of Modern Art Ein tragisches Ende
auch die legendäre Ausstellung „Modern Architecture“ gesehen, die das amerikanische
Publikum erstmals mit der europäischen Architekturmoderne der 1920er-Jahre vertraut Andere Fotos, die nach dem Einzug von Halliburton, Mooney und Levy entstanden, ver-
machte. Den größten Einfluss auf den jungen Architekten besaß allerdings Frank Lloyd mitteln wiederum einen Eindruck vom Zusammenleben der drei „Junggesellen“. Im
Wright, dessen Arbeiten Levy mit tiefer Bewunderung studierte. Er hatte sich sogar um Schlafzimmer, das der Wohnhalle am nächsten liegt, hängt eine Weltkarte an der
die Aufnahme in Wrights private Schule, den Talesien Fellowship, bemüht, konnte aber Wand. Auf ihr sind die Stationen von Halliburtons Reisen markiert. Es ist sein Zimmer,
letzt lich die notwendigen Studiengebühren nicht aufbringen. Trotzdem verbrachte er während Mooney und Levy das mittlere sowie das äußere Zimmer bewohnten. Ein
mehrere Wochen in Spring Green, wo Wright seine Schule in den Sommermonaten anderes Bild zeigt die russischstämmige New Yorker Schriftstellerin Ayn Rand bei einem
betrieb. Nach seinem Abschluss 1934 arbeitete Levy dann zunächst für die Stadt New Besuch des Hangover-Hauses. Levy soll sie zu ihrem berühmten Roman „The
York an verschiedenen Sanierungsprojekten, bevor ihn Halliburton nach Laguna Beach Fountainhead“ („Der ewige Quell“) von 1943 inspiriert haben, der später mit Gary
holte. Hier mieteten sich Mooney und Levy ein gemeinsames Haus in Strandnähe, um Cooper in der Rolle des Architekten Howard Roark verfilmt wurde. Wieder auf einer
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