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WOHNEN •  LIVING


































               3SHOEBOX-HOUSE

               IN LJUBLJANA


               Entwurf • Design Ofis Arhitekti, SI-Ljubljana



               Eine Schuhschachtel als Zuhause zu haben und sein Eigen zu nennen,
               scheint zu nächst wenig erstrebenswert. Nicht nur die Vorstellung sehr
               beengter Maße, sondern auch die Gestalt eines einfachen, standardi-
               sierten Kubus ohne erkennbare Öffnungen lösen nicht unbedingt
               Assozia tionen an großzügigen oder gar lichtes Wohnen aus. Doch drei
               solcher  Schuhschachteln  haben  ein  in  die  Jahre  gekommenes
               Wohnhaus in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana in einen wahren,
               sehr individuellen Wohntraum einer vierköpfigen Familie verwandelt.

               Having a shoebox as a home does not seem to be desirable option
               at first. Not only the idea of very narrow dimensions, but also the
               shape of a simple, standardised cube without recognisable ope-
               nings do not necessarily trigger associations with a generous or
               even brightly illuminated living environment. But three such shoe-
               boxes have turned an outdated residence in the Slovenian capital
               of Ljubljana into a true, very individual dream home for a couple
               and their two children.



               von • by Sabine Marinescu
               A   us insgesamt 17 Stadtteilen besteht die von knapp 275.000 Menschen bewohnte
                   kleine, aber feine Hauptstadt Sloweniens. Einer ist der sehr zentral gelegene Bezirk
               Trnovo. Das Straßenbild hier ist vor allem geprägt durch Einfamilienhäuser aus den
               1960er und 1970er Jahren und bietet im Schnitt 2.300 Menschen pro Quadratkilometer
               Wohnraum – gut doppelt so viel wie ganz Ljubljana. In einer der dortigen Wohnstraßen
               steht ein bemerkenswertes Kleinod: Der Architekt Emil Navinsek erbaute 1934 direkt
               neben seinem eigenen Anwesen ein unauffälliges Häuschen für seine beiden unverhei-
               rateten Schwestern. Das schlichte rechteckige Gebäude bot den beiden Bewohnerinnen
               auf zwei Etagen jeweils 50 Quadratmeter Wohnfläche – zu wenig für heutige Ansprüche
               an komfortables Familienwohnen. Dem Team des ortsansässigen Architekturbüros Ofis
               Arhitekti fiel die  Aufgabe zu, dieses kleine Haus in einen großzügigen, familienfreundli-
               chen Ort mit viel Liebe zu Details zu verwandeln. Die Idee, die das preisgekrönte Büro
               dafür entwickelte, zeigt sich beim Blick hinter das alte Wohnhaus, wo sich drei rechtecki-
               ge Kuben mit der immer gleichen Grundform an den bestehenden Baukörper andocken
               und aufstapeln und so dem Haus seinen Namen „3Shoebox House“ geben.  s



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