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Universe of Words
                                                                             von • by Emmanuelle Moureaux

                                                                             www.emmanuelle.jp


                                                                           Im vergangenen Sommer feierte der beliebte japanische Soft-


                                                                           drink Calpis seinen 100. Geburtstag. Anlässlich des Jubiläums

                                                                           gestaltete die in Tokio lebende, französisch-stämmige Architektin

                                                                           Emma nu el le Moureaux eine ihrer farbenfrohen Installationen.

                                                                           Universe of Words wurde im bekannten Ausstellungshaus 3331 in

                                                                           Tokio gezeigt. Für die Gestaltung ließ sich Moureaux von der Tra-

                                                                           dition des Tanabata-Festes inspirieren, das alljährlich am 7. Juli

                                                                           begangen wird. An diesem Tag formulieren Japaner ihre Hoffnun-

                                                                           gen, Träume und Sehnsüchte für die Zukunft und schreiben diese

                                                                           auf farbige Papierstreifen, die sie anschließend an einem Bam-

                                                                           buszweig befestigen. Das soll Glück und natürlich die Erfüllung

                                                                           aller niedergeschriebenen Wünsche bringen. Moureaux hat diese

                                                                           Tradition nun neu interpretiert und die Idee von Tanabata in eine

                                                                           Rauminstallation aus schwebenden „Buchstaben“ übertragen.

                                                                           Dazu wählte sie die einfachste der drei japanischen Schriften: Hi-

                                                                           ragana, eine aus 46 verschiedenen Zeichen bestehende Silben-

                                                                           schrift, die auch japanische Kinder zuerst erlernen. So bestand

                                                                           Universe  of  Words  aus  insgesamt  140.000  Hiraganas,  die  in

                                                                           einem regelmäßigen, dreidimensionalen Raster beziehungsweise

                                                                           Gitter angeordnet waren. Über freigehaltene Pfade konnten sich


                                                                           die Besucher durch die Installation hindurch bewegen – begleitet
                                                                           vom Gefühl der Unendlichkeit, weil die Installation scheinbar


                                                                           keinen Anfang und kein Ende besaß, und umgeben von einer

                                                                           eindrucksvollen Stille, die sich durch den schall dämpfenden In-

                                                                           stallationsaufbau ergab. Optisch aufgelockert wurde die Installa-

                                                                           tion durch das spezielle Farbkonzept der Architektin aus exakt

                                                                           100 Farbtönen, das in der Vergangenheit schon in unterschied  -

                                                                           lichsten Maßstäben in ihren Arbeiten Anwendung fand.
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