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8. – 13. 3. 2020
Frankfurt am Main 20
JAHRE
r GRONINGEN
bis 05.05.20 Mondo Mendini – kuratiert von Alessandro Mendini. Symbol-
haft, bunt, formenreich – das Groninger Museum gegenüber dem Hauptbahn-
hof ist ein Statement. Wer aus dem Zug steigt und gen Innenstadt geht, muss
zwangsläufig an ihm vorbei. Der Weg ist ein Kunstparkour mit einer Skulptur
des Großmeisters der Postmoderne Alessandro Mendini. Er gilt als Erfinder des
1980er-Jahre-Designs und war Chefbaumeister des damals umstrittenen Baus.
Mendini lud drei Gastarchitekten ein, das Ensemble zu entwerfen. Diese Of-
ferte war zugleich die Lösung, die in der „Auflösung“ des Museums in drei Pa-
villons bestand: der zylindrisch-silbrige Philippe-Stark-Bau mit dem Backstein-
pavillon von Michele de Lucchi, die dekonstruktivistische Innen-Außen-Struktur Technik, die
von Coop Himmelb(l)au aus Österreich und der hoch aufragende gelbe Turm
von Mendini selbst. Der Komplex erscheint durchlässig, offen und wie ein Zu- verbindet.
sammenspiel von Formen- und Raumensembles. Solisten mit starkem Ego in
einem Orchester, das herausfordert und sich mit Sicherheit nicht einschmei-
cheln möchte. Im letzten Jahr zelebrierte das Haus sein 25-jähriges Jubiläum.
Höhepunkte der Festivitäten waren das Festwochenende am 26. und 27. Okto- Smart Urban, Konnektivität und
ber 2019 und die von Mendini selbst kuratierte Ausstellung Mondo Mendini. einfache Prozesse. Machen Sie Gebäude
Sie ist noch bis zum 5. Mai zu sehen. Die Schau ist eine Hommage an den Mai-
fit mit intelligenten Infrastrukturen und
länder Maestro und Memphis-Mitbegründer. Die italienische Anti-Designer-
gruppe wurde 1980 um Ettore Sottsass und Michele De Lucchi gegründet. Zu zukunftsweisendem Energiemanagement.
sehen sind um die 200 Objekte. Sie reichen von bildender Kunst über Design Die Hersteller auf der Light + Building
bis hin zur Architektur. Ganz im Sinne seiner Kunstauffassung sind neben eini-
bringen Sie auf den aktuellen Stand.
gen seiner bekanntesten Entwürfe, wie eine großmaßstäbliche Version seines
Kitschsessels „Poltrona di Proust“ aus der Fondation Cartier oder farbenfroher
Alessi-Objekte, auch Werke geistesverwandter Akteure aus Vergangenheit und Connecting. Pioneering. Fascinating.
Gegenwart zu sehen. Mendinis Welt vereint auf kunstvolle und fantasievolle
Weise Künstler der klassischen Moderne wie Paul Signac, Wassily Kandinsky,
Henri Matisse und Oskar Schlemmer, Architekturentwürfe von Theo van Does-
burg und Gerrit Rietveld, Objekte italienischer Designer wie Gio Ponti, Michele
De Lucchi und Gaetano Pesce sowie aktuelle Gemälde des Amerikaners Peter
Halley. Er selbst kann die Schau leider nicht mehr erleben. Mendini verstarb
überraschend 87-jährig im Februar letzten Jahres. Hendrik Bohle / Jan Dimog
Groninger Museum, Museumeiland 1, NL-9711 ME Groningen
www.groningermuseum.nl
Foto: Carlo Lavatori – Alessandro Mendini Archive