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VERKAUF UND PRÄSENTATION  • RETAIL AND PRESENTATION


































               RELAX UNDERGROUND

               IN PRAG


               Entwurf • Design Lenka Míková, CZ-Prag



               „Emotional selling“ zieht! Sind Lust und Leidenschaft im Spiel, ver-
               kaufen sich Produkte und Dienstleistungen gleich besser. Fürs
               Geschäft mit der Erotik gilt dies erst recht. Stundenhotels genießen
               aber nach wie vor einen zweifelhaften Ruf – irgendetwas zwischen
               Milieu und Halbwelt, von Ästhetik keine Spur. Wie es anders geht,
               zeigt die Architektin Lena Míková mit der minimalistischen,  ge -
               heimnis- und verheißungsvollen Intimwelt des Relax Under ground
               in Prag – ein Liebesrefugium aus Farbe, Material und Licht.

               “Emotional selling” works! Should desire and passion be invol-
               ved, the products and services sell better. Even more so in the
               business of eroticism. Love hotels, however, still have a dubious
               reputation – a touch of red-light district without any trace of aes-
               thetics. The Czech Architect Lena Míková shows otherwise with
               the minimalist, mysterious and promising intimate world of the
               Relax Underground in Prague – a love retreat build in colours,
               materials and light.



               von • by Annette Weckesser
               W     ohin mit der Libido? Diese Frage stellt sich weltweit. Junge, noch zu Hause woh-
                     nende Verliebte, experimentierfreudige Ehepaare, Seiten sprung-Willige, Profes -
               sio nelle und Kurzentschlossene brauchen schließlich diskrete Rückzugs räume zur Aus -
               übung vorsätzlicher Liebes spiele. Stundenhotels genießen einen schlechten Ruf. Sie gel-
               ten als muffig, schäbig und abgelebt vom schnellen Sex im Buchungs takt. Bestenfalls kit-
               schiges Jahr marktsflair zeugt nicht selten von unbeholfenen Versuchen, durch billigen
               Zierrat vermeintlich erotische Stimmungen zu schaffen. Oft wurden und werden deshalb
               Autos als preiswerte, aber stilsichere innenräumliche Ersatzlösungen herangezogen. Die
               Isetta wurde nicht umsonst Knutschkugel genannt, und die Berliner Rallye-Legende Heidi
               Hetzer gesteht, ihre VW Käfer Ende der 1950er-Jahre auch stundenweise „für den guten
               Zweck“ vermietet zu haben. Noch heute kommt sich Italiens Jugend bekanntlich in den
               engen Innenräumen ihrer Fiats und Alfa Romeos, hinter abgeklebten Scheiben, näher. Im
               Digitalzeitalter, da analoger Sex mit Cybersex konkurriert, stellt sich die Frage nach dem
               idealen Liebesrefugium noch immer. Eine andere Frage lautet: Wie sieht dieses aus? Eine
               mögliche Antwort liefert Lenka Míková mit dem „Relax Underground“ in Prag.  s


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