Page 11 - AIT0420_Leseprobe
P. 11
Johanna Luise Uhland
2007–2010 Ausbildung, Schreinerin, Dresden 2010–2015 Bachelor, Innen-
architektur, HS Darmstadt 2015–2016 Praktikum im Architekturbüro groen-
landbasel, CH-Basel 2015–2019 Master, Innenarchitektur, HS Darmstadt
von • by Johanna Luise Uhland
D ie Aufgabe meiner Masterthesis im Wintersemester 2018/19 bestand in der Ent-
wicklung und Ausgestaltung von Räumlichkeiten für einen Gastronomiebetrieb
mit besonderen Anforderungen: Der zu entwerfende Gastronomiebetrieb sollte die
Möglichkeit bieten, neben der Öffentlichkeit, auch Gäste der Karlsruher Gerichte zu
bewirten, was hohe Auflagen an die geforderten Sicherheitsmaßnahmen mit sich
brachte. Darüber hinaus sollte die Möglichkeit der gemeinsamen Bewirtung ohne
großen organisatorischen Vorlauf und Aufwand bestehen und die Küche – sowohl für
den gesicherten, als auch für den öffentlichen Bereich – Gerichte auf höchstem Ni-
veau anbieten und sich flexibel auf die Wünsche der Besuchergruppen einstellen. Es
sollte ein Ort entstehen, an dem man mit unterschiedlichen Konstellationen zu ver-
schiedenen Anlässen in angenehmer und zugleich angemessener Umgebung Zeit ver-
bringen kann und möchte. So galt es die gesamte Infrastruktur zu organisieren und
darüber hinaus alle Funktionen und Sicherheitsaspekte zu erfüllen. Das Gebäude,
in dem sich der Entwurf des Gastronomiebetriebes verortet, befindet sich mitten im
städtischen Kern von Karlsruhe – im sogenannten Nymphengarten. Der Pavillon
selbst ist 1964 wegen des erhöhten Raumbedarfs des angrenzenden Karlsruher Na-
turkundemuseums vom staatlichen Hochbauamt entworfen und gebaut worden. Die
eigentliche Kubatur des Museumsbaus umfasst dabei den Pavillon von drei Seiten.
Dieser öffnet sich mit seiner Südfassade zum grün bewachsenen Park hin.
Bestand respektieren und gesicherte Bereiche schaffen
Bei meinem Entwurfsansatz war es mir wichtig, den Bestand zu respektieren und in
seiner Grundform und Erscheinung zu erhalten. In der gestalterischen Umsetzung ori-
entierte ich mich daher an der vorhandenen, stark gerasterten Struktur. Neue Kon-
struktionen und Fügungen wurden auf diese Weise deutlich von der Bestandsarchitek-
tur beeinflusst und geleitet. Ich wollte die Ästhetik und Ausstrahlung des Gebäudes
herausarbeiten und gleichzeitig auf die vorhandenen Schwierigkeiten eingehen und
diese auflösen. So bringen unter anderem die beeindruckende Größe und Kubatur des
frei auf Stützen stehenden Gebäudes mit auskragendem Obergeschoss ein Problem für
die natürliche Belichtung aller Räume mit sich. An solchen Stellen versuchte ich kon-
zeptionell anzusetzen. In diesem Fall integrierte ich Lufträume, um das natürliche Licht
bis ins Erdgeschoss zu führen und die starke Horizontale mit Akzenten spielerisch auf-
zulösen. Dabei war es mir wichtig, die Weite und Großzügigkeit des Raumes an mög- Ein neuer Innenhof und Lufträume sorgen ... • A new courtyard and open spaces ensure ….
lichst jeder Stelle erlebbar zu machen. Somit war es das Ziel, mit wenigen Eingriffen
einen funktionalen, frei fließenden und spannungsreichen Raum zu schaffen, der sich ... für eine zusätzliche, natürliche Belichtung. • … additional natural illumination.
zugleich mit dem Außenraum verbindet. Für das Raumkonzept war es für mich von
Bedeutung, vertikale und horizontale Verbindungen zu schaffen – sowohl mit Hilfe von
Räumen als auch mit Blickachsen. Dennoch sollte ein gewisser Grad von Trennung der
öffentlichen und der zu sichernden Personengruppen gewährleistet sein. Als gesamt-
gestaltendes Element setzte ich in den Rücken des Gebäudes einen geschlossenen,
messingfarbenen Baukörper als Funktionsriegel, der über beide Geschosse hinweg ver-
läuft und in dem sich zum größten Teil alle Nebenräume befinden.
Unten öffentlich – oben geschlossen
Darüber hinaus verortet sich im Obergeschoss dieses Raum-in-Raum-Systems ein ab-
geschlossener Speiseraum für den geforderten, abgesicherten Bereich. Die Haupter-
schließung für das Restaurant befindet sich für alle Besucher an der Ostseite des Ge-
bäudes, direkte Zugänge wurden jedoch separiert. Der Zugang des gesicherten Berei-
ches wird über einen Empfangsraum innerhalb des Funktionsriegels erschlossen, von
dem eine Treppe ins Obergeschoss führt. Hier wur de ein gesicherter Aufenthaltsbereich
konzipiert, der aufgrund eines kleinen, angrenzenden Innenhofes die Möglichkeit bie-
tet – wie es im Erdgeschoss ebenfalls der Fall ist – ins Freie zu treten und einen direkten
AIT 4.2020 • 035