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BÜRO UND VERWALTUNG • OFFICE BUILDINGS
BÜROUMBAU
IN MÜNCHEN
Entwurf • Design Ritter Jockisch Architektur Innenarchitektur, München
Unternehmensberatung und soziale Verantwortung, das passt – dem
all gemeinen Verständnis nach – kaum zusammen. Stephan Goetz be -
weist seit vielen Jahren das Gegenteil. In seinem Münchner Hauptsitz
ließ er nun vom Architektenduo Olga Ritter und Kilian Jockisch eine
vielseitige Bürostruktur realisieren, in die sogar das Thema Kultur in
Form seiner umfangreichen Kunstsammlung integriert ist.
von • by Christine Schröder
D ie Prinzregentenstraße ist eine von vier Prachtstraßen in München. Neben der Eis -
bach welle, dem Friedensdenkmal und zahlreichen Museen, wie dem Haus der
Kunst und der Villa Stuck, unterhält der Unternehmensberater goetzpartners in Haus -
num mer 56 seinen Hauptsitz. Von außen betrachtet hat das Bürogebäude aus den
1950er- Jahren nicht viel gemein mit den altehrwürdigen Kulturbauten der Umgebung.
Innen je doch haben die Architekten Olga Ritter und Kilian Jockisch neben einer flexiblen
Bürostruktur auch einen Teil der beachtlichen Kunstsammlung des Firmengründers und
dessen Ehefrau integriert. Ergonomische und arbeitssoziologische Gesichtspunkte kamen
bei der Bespielung der Flächen ebenso zum Tragen wie das Schaffen eines Corporate
Design, mit dem sich der Bauherr zukunftsorientiert und kulturaffin präsentieren möchte.
Hierfür wurde der Grundriss zunächst freigeräumt. Open Space lautet heute die Devise.
So konnte neben der offenen Struktur mit unverstelltem Blick auf die wohlkuratierte
Kunst durch das Auflösen der Zellen büros auch die Flächennutzung optimiert werden.
Eine Zonierung links und rechts des Mittel gangs findet heute in Form von halbhohen
Schrän ken zwischen den Arbeitsplätzen statt. Rahmen los verglaste Einzel- oder Doppel -
büros und Besprechungsräume tun ihr Übriges. Weiße Vorhänge bieten innerhalb der
gläsernen Kuben die Möglichkeit zum Rück zug. Auch die Fenster werden mittels boden-
langer Vorhänge individuell geschlossen, wodurch trotz des hohen Anteils weißer und
harter Oberflächen eine weiche, fast wohnliche Atmosphäre entsteht. Alternativen zur
klassischen Schreibtischarbeit bieten Steh ar beits plätze, Telefonzellen und Tisch bänder
entlang der Fassade sowie Cafeteria-Bereiche. Ergo no mische Kriterien werden damit Yue Minjun, Gong Yuan - Courtesy Sammlung Goetz, München
ebenso erfüllt wie die Förderung der internen Kommu nikation über die einzelnen Abtei -
lungen und Ge schosse hinaus. Und am Ende des Tages sitzen die Mitarbeiter auf der
breit angelegten Sitz treppe zu sammen, die vom fünften Obergeschoss zur Konferenz -
ebene im Dach ge schoss führt, um neben der täglichen Dosis an Fotografien, Gemälden
und Objekten auch in den Genuss der Medien-Kunstsammlung ihres Chefs zu kommen.
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