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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS

































            BANKFILIALE

            IN RUSWIL



            Entwurf • Design MACH Architektur, CH-Zürich


            Mancherorts mögen Bankfilialen schließen – nicht so in Ruswil im
            Schweizer Kanton Luzern. Hier erlebt die gute, alte Nachbar-
            schaftsfiliale gerade in Form einer neuen Beraterbank ihr Revival
            als zentrales Element des dörflichen Hauptplatzes. Passend dazu
            bindet das sympathische Interieur von MACH Architektur aus Zü-
            rich regionale Materialien und identitätsstiftende Elemente ein.



            von • by Kira Sophie Kawohl
            D   urch Reden kommen die Leute zusammen: Im sich verändernden dörflichen
                Kontext der kleinen Luzerner Gemeinde Ruswil übernimmt die neue Filiale der
            Raiffeisenbank seit Kurzem eine verbindende Funktion, indem sie die offen gestal-
            tete Erdgeschosszone der Randbebauung eines neuen Wohn- und Geschäftsquartiers
            am historisch gewachsenen Hauptplatz bespielt. Über weite Fensterflächen großzü-
            gig zum Außenraum geöffnet, wirkt die Kundenverkehrszone einladend und ortsver-
            bunden. Der beschauliche Dorfplatz mit reichem Baumbestand und Brunnen ist da-
            durch auch im Innenraum des Neubaus präsent, wo ein zentraler „Stammtisch“ die
            im Alltag vorbeiziehende Kundschaft jederzeit zum spontanen Austausch einlädt.
            Kurze Beratungsgespräche – beispielsweise bei Anliegen rund um digitale Services –
            können auch in einer Sitznische der rings um die Außenwände installierten, funk-
            tionalen „Fensterbank“ geführt werden. Für Banktermine, die mehr Diskretion erfor-
            dern, stehen großflächig verglaste Besprechungszimmer, für bankinterne Abläufe
            vollflächig geschlossene Büroräume zur Verfügung. Die helle, akustisch wirksame
            Eschenholzverkleidung dieser eingestellten Raumboxen soll an die Holzfassaden re-
            gionaler Bauernhäuser erinnern. Im Kontrast dazu zitiert das Dunkelgrün der textilen
            Oberflächen die Farbigkeit ortstypischer Fensterläden. Insgesamt passt das freund-
            liche Interieur aus handgefertigten und lokal produzierten Holzmöbeln ebenso gut
            zum Konzept einer identitätsstiftenden Dorffiliale wie zum Wertekanon der 17 Innen-
            /ArchitektInnen von MACH Architektur. Seitdem Bürogründer David Marquardt vor
            20 Jahren seinen ersten Auftrag für einen Schweizer Edelschuh-Hersteller angenom-
            men hat, bleibt das Unternehmen seiner gestalterischen Sprache mit maßgeschnei-
            derten Entwürfen, natürlichen, wertigen Materialien und handwerklich gefertigten
            Details treu. Und so ist auch das ambitionierte Vorhaben gelungen, dieser Tage noch
            eine physisch existierende Bankfiliale als gern genutzte und niedrigschwellige An-
            laufstelle für die Ortsgemeinschaft zu etablieren.

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