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Christian Straub


                                  1971 in Alzenau geboren 1995–1997 Universität Freiburg im Breisgau
                                  1997–2000 Universität Frankfurt am Main, Diplom-Politologe 2001–2008
                                  Redakteur 2009–2019 Referent seit 2019 freier Content-Entwickler





































             Neuer Empfangstresen aus pulverbeschichtetem Stahlblech • New reception counter of powder-coated sheet steel  Graubraune und goldene Farbtöne dominieren das Foyer. • Greyish-brown and golden shades dominate the foyer.




             Gebäude eine umfangreiche Innensanierung durchgeführt. Fußböden, Wände, Verkabe-  auf die Materialität beschränkten, sondern insbesondere auch auf die Befestigungsmög-
             lungen und Heizkörper wurden erneuert sowie das Lüftungssystem angepasst und mo-  lichkeiten wie Bohrungsanzahl, Bohrungstiefe und das damit zusammenhängende Ge-
             derne Gegensprechanlagen für alle Bereiche installiert. Das Rettungssystem entspricht  samtgewicht der Verkleidung. Und auch der Gestaltungsaspekt sollte nicht zu kurz kom-
             jetzt dem neuesten Stand mit integrierten Sprinklern, Rauchmeldern in Unter- und Zwi-  men. Der Wunsch war ein dekoratives Medium, das dem Foyer einen optischen Mittel-
             schendecken, einer neuen Notausgangs- und Sicherheitsbeleuchtung, Brandschutzklap-  punkt im Raum verleiht, sich aber dennoch als harmonischer Spannungsbogen in das
             pen und einer Lautsprecheranlage. Die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik wurde  Gesamtthema integriert. Dazu kamen Fristen für die Umsetzung und Budgetgrenzen. Ge-
             ebenfalls modernisiert und eine Spülluftanlage in die Feuerwehraufzüge eingebaut.  sucht wurde also eine Verkleidung, die den existierenden Baukörper im Raum nahtlos
                                                                           umspannt und ohne Fugen sowie ohne die Reihung von spezifischen Einzelverkleidungs-
             Das Foyer – ovale Formen im Quadrat                           elementen auskommt. Dabei soll sie den klaren elliptischen Baukörper im Raum atmen
                                                                           und erleben lassen. Diese Bedingungen führten zu der Idee einer Mesh-Verkleidung.
             Das absolute Highlight der Gebäudesanierung ist das Foyer. Der durch ein Stahltragwerk
             vom Foyer-Dach abgehängte ovale Besprechungsraum bekam ein goldenes Diamantmu-  Netzgewebe aus 2.500 Meter Stahlseil als zweiter Mantel
             ster in Anspielung an die markante Färbung der Gebäudefassade. Der neue Empfangs-
             tresen wird von einer wellig reflektierenden Abhangdecke und einer beleuchteten Rück-  An verschiedenen Modellstudien wurde die Netzverflechtung hinsichtlich Machbarkeit,
             wand aus pulverbeschichteten Aluminiumhohlprofilen gerahmt. Der minimalistisch ge-  Geometrie, Parametern des vorhanden Raumkörpers und Materialeinsatz getestet.
             staltete Tresen ist mit allen erforderlichen Steuerungs- und Kommunikationsgeräten aus-  Wichtig war die Distanz zwischen dem massiven Baukörper und dem ummantelnden
             gestattet. Unter dem „schwebenden“ Besprechungsraum befindet sich eine definierte  Netzgewebe. Hierdurch wird der geometrische Grundkörper nicht bedrängt oder ver-
              Sitzzone in der gleichen ovalen Form wie die Besprechungskanzel. Dieser Bereich mit  steckt, sondern kommt unabhängig und frei unter dem dekorativen Kleid der Mesh-
              eleganten Sitzelementen aus pulverbeschichtetem Stahlblech und Leder wird von zahl-  Konstruktion zur Geltung. Passend zur Gesamtgestaltung des Foyer-Entwurfs bekam
              reichen Pendelleuchten angenehm beleuchtet. Die Gestaltung des Foyers war aus meh-  die ovale, schwebende Besprechungskabine die Farbe Braungrau. Das Netzgewirk
             reren Gründen knifflig und erforderte nicht nur technisches Geschick, sondern auch krea-  selbst und die Distanzhalter erhielten passend zur Namensgebung des Bauobjekts
              tive Lösungen in der Montageplanung. Die Verkleidung des an der Decke hängenden Be-  einen goldfarbenen Ton. Für die Montage der Abstandshalter wurde eine Schablone
              sprechungsraums musste mit der elliptischen Form vereinbar sein. So konnte nicht mit  angefertigt, die es erlaubte, aufgrund der verschiedenen Radien der Ellipse einen
              standardisierten Paneelmaßen gearbeitet werden, denn jedes Paneel hätte einen speziel-  scheinbaren und beabsichtigten homogenen Abstand zueinander einzuhalten. Insge-
              len Biegeradius benötigt. Durch die vorhandenen kugelförmigen Lüftungsdrallauslässe  samt wurden innerhalb von zwei Wochen etwa 2.500 Meter goldfarbenes Stahlseil an
             wäre zudem keine freie Elementbreite wählbar gewesen. Bei mittiger Position des Kugel-  2.400 Distanzhaltern montiert. Die aufwendige Sanierung der Büroflächen und Sicher-
             auslasses hätten Elementbreiten einzeln angefertigt und die Auslassposition exakt aus-  heitssysteme sowie die gestalterisch anspruchsvolle Modernisierung des Foyers ma-
             gestanzt werden müssen. Durch die brandschutztechnischen Anforderungen kam außer-  chen das Goldene Haus auch in Zukunft zu einer äußerst attraktiven Immobilie in zen-
             dem nur eine F90-fähige Verkleidung in Frage, wobei sich die Anforderungen nicht allein  traler Lage und zum buchstäblichen Glanzstück der Frankfurter City West.

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