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BAR HOTEL RESTAURANT
HOTEL BALLGUTHOF
IN LANA
Entwurf • Design bergmeisterwolf, IT-Brixen
Inmitten von Wein- und Obstplantagen, die Dolomiten im Hinter -
grund – so stellen sich vermutlich die meisten Urlauber Südtirols die
Lage ihrer Unter kunft vor. Und manchmal werden diese Wünsche
wahr. So auch im Hotel Ballguthof in Lana, wo zeitgenössische auf
traditionelle Architektur trifft und ein Hotel und seine Erweiterung auf
ungewöhnliche Weise mit der umgebenden Natur verschmelzen.
von • by Sabine Marinescu
Z unächst bietet sich dem Gast der Dependance des Hotels Ballguthof in Lana ein unge-
wohnter Anblick. Denn der im vergangenen Jahr fertiggestellte Neubau hat nur wenig
mit dem Bestand zu tun, der sich optisch in die umgebende Häuserlandschaft der Tiroler
Alpen einfügt. Doch die Architekten des in Brixen ansässigen Büros bergmeisterwolf
haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen neuen Bezug zu dem Gebiet mit seinen Tälern,
Bergen, Flüssen, Seen und Wäldern herzustellen. Dafür haben sie Materialien, Farben
und Formen für den Neubau gewählt, die sich zwar von denen anderer Bauwerke in der
Region unterscheiden mögen, doch gleichzeitig die Natur einfangen und sich harmonisch
mit ihr verbinden. Ortbeton mit dunklen Pigmenten ist das Hauptmaterial. Die Konturen
der Dächer – mal flach, mal spitz – spielen mit der um gebenden Landschaft, verschmel-
zen mit ihr und modellieren sie neu. So verschwinden die dunklen Dachspitzen im
Winter fast zwischen den Spiegelungen der Berge in den Glaselementen der Fassade, im
Sommer kontrastieren sie diese. Bepflanzte und begrünte Dächer verstärken die optische
Einbindung in die Natur. Terrassen und Loggien, deren Geländer sich teilweise um
Zwischenwände und Säulen winden und einen dynamischen Körper entstehen lassen,
bilden intime Bereiche. Im Inneren setzt sich dieses Spiel weiter fort. Auch hier ist der
rohe Beton fast überall sichtbar, wird jedoch mit Holzein bauten und -möbeln so kombi-
niert, dass die Räume ein harmonisches Ganzes ergeben. Ein ge knicktes Dach führt die
Besucher ins Innere des Hotels und wieder hinaus in die Land schaft. Eingestellte
Holzboxen, die Privatheit und Öffentlichkeit gleichermaßen zulassen, zonieren die offe-
nen Grundrisse. In den Zimmern leben die traditionellen Stu ben wieder auf und setzen
einen dialektischen Um gang mit der Vergangenheit fest, indem sie jetzt auch neue
Funktionen, wie jene des Bade zimmers oder der Küche, erfüllen. Und auch ein kleines
Augenzwinkern ist bei der Neuinterpretation des Alpenhotels willkommen. So finden
sich in den minimalistisch gehaltenen Räumen auch einfachen Bauernmöbeln nachemp-
fundene Stühle oder ganz und gar „unpassende“ Palmen im Garten.
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