Page 6 - AIT1217_Trauerraeume
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SERIEN  DREI ... •  THREE ...

                                    Entwurf • Design Estudio Carme Pinós, ES-Barcelona
                                                                             Krematorium in Igualada
                                    Bauherr • Client Funeraria Anolo, ES-Igualada
                                    Standort • Location Callede los Países Bajos 23, ES-Igualada
                                    Wohnfläche • Living space 252 m 2
                                    Fotos • Photos Jesús Arenas, ES-Barcelona
                                    Mehr Information auf Seite • More information on page 146







                                                                             3  Einem technischen Gebäude Poesie geben, um den Vorgang der Einäscherung für
                                                                                die Angehörigen erträglich zu machen, war die Entwurfs aufgabe von Estudio Carme
                                                                             Pinós in Igualada. Auf einer Anhöhe in unmittelbarer Nähe zu Friedhof und Kapelle
                                                                             wurde die Gebäudeanlage um einen reinen Krematoriumsbau ergänzt. Der Neubau ist
                                                                             von den Architekten bewusst „laut“ gestaltet worden und scheint mit seiner expressiven
                                                                             Gebäude hülle den Schmerz des endgültigen Abschiedes zu verdeutlichen. Im Inneren
                                                                             findet sich ein großzügiger Empfangsbereich mit un ver bau tem Blick in die  weite
                                                                             Landschaft und einer den Raum dominierenden Holz-Schie betür. Diese schleusenhafte
                                                                             Tür trennt eine kammerähnliche Räum lichkeit ab, die es den Ange hö rigen ermöglicht,
                                                                             dabei sein zu können, wenn der Tote seinen Weg in die Verbrennung antritt. Sinn  bildlich
                                                                             be trachtet gelangen die Trauernden auf diese Weise in einen geschlossenen Kos mos, der
                                                                             sich ganz auf die akute Trauer und den letzten Moment mit dem Verstor benen foku s siert,
                                                                             damit sie beides bewusst erleben und verarbeiten können. Sowohl der Verstor bene als
                                                                             auch die Trauernden gehen damit auf eine Reise, die den Über gang vom Dies seits ins
                                                                             Jenseits und vom Leben vor dem Verlust in ein Leben nach dem Verlust markiert. Betont
                                                                             wird diese Gegensätzlichkeit ebenfalls durch die angewandte Formgebung und Materi a -
                                                                             lität, so steht das gesamte Gebäude in einem Wechsel zwischen flächigen und linearen
               Eine Schleuse zwischen Kultraum und Empfang bietet  ... • A “lock” between funeral room and reception ...   Gestaltungs elementen, rauen und glatten sowie hellen und dunklen Oberflächen.    hs
               ... einen geschützten Raum, um Abschied nehmen zu können. • ... provides a protected space for saying goodbye.   The construction task of Estudio Carme Pinós in Igualada was to add a poetic touch
                                                                             3  to a technical building in order to make the process of cremation bearable for the

                                                                             relatives. On a hill in close proximity to the cemetery and the chapel, the building com-
                                                                             plex was complemented with a structure exclusively used for cremations. The architects
                                                                             deliberately designed the new building to be “loud” and, with its expressive envelope,
                                                                             it appears to clearly show the pain of the final farewell. Inside it is a spacious reception
                                                                             area with an unobstructed view of the sweeping scenery and a wooden sliding door
                                                                             which dominates the room. This lock-like door partitions off a room resembling a
                                                                             chamber which makes it possible for the relatives to be present when the deceased set
                                                                             out on their way to be cremated. Considered as a symbol, the mourners thus enter a
                                                                             closed cosmos which is entirely focused on the acute mourning and the last moment
                                                                             with the dearly departed so that they are able to consciously experience both situations
                                                                             and to handle them. The deceased as well as the mourners thus begin a journey which
                                                                             marks the transition from this world into the next and from the life before it was lost
                                                                             into a life after it was lost. This opposition is also emphasized by the design and the
                                                                             materials used – the whole building is therefore subject to an alternation of extensive
                                                                             and linear design elements, of rough and smooth as well as of light and dark surfaces.
               Das gefaltete Dach ermöglicht eine großzügige Eingangshalle. • The folded-up roof produces a spacious entrance.   Grundriss EG • Ground floor plan
                                                                                                                      1 Abschied nehmen •
                                                                                                                       Bidding farewell
                                                                                                                      2 Einäscherung •
                                                                                                                       Cremation
                                                                                                                      3 Anfahrt • Drive
                                                                                         3                            4 Mitarbeiter • Staff
                                                                                              2


                                                                                         4

                                                                                                1












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