Page 4 - AIT1118_Lunuganga

SERIEN IKONEN BEWOHNEN • LIVING IN ICONS

stattet ist. Lunuganga allerdings wird erst seit Bawas Tod als Country Hotel im wahrsten
Sinne des Wortes genutzt, die Eintrittsgelder, Events und Über nachtungen finanzieren
den Erhalt des Anwesens, das dem Geoffrey Bawa Trust gehört. Es liegt keine 100
Kilometer von Colombo Richtung Süden und drei Kilometer von Bentota Richtung Inland
entfernt. 50 Jahre und jede Menge Geld kostete Bawa die Verwandlung der ehemaligen
Kautschukplantage in seinen Garten Eden. Er ist acht Hektar groß, insgesamt zwölf
Gebäude verteilen sich auf dem Gelände, darunter eine Galerie mit wechselnden
Ausstellungen und die sechs geräumigen Gäste zimmer, die sich auf fünf Bauten verteilen.
Die Glocke am Tor übrigens ist nur eine von insgesamt acht: „Alle Glocken“, so erklärt
Sunith, „klingen anders, einige stammen aus Tempeln aus der Umgebung, eine kommt
aus Burma, manche sind groß, einige klein. Sie hängen überall verteilt und jede hat eine
bestimmte Bedeutung. Das war schon zu Geoffrey Bawas Zeiten so, damals gab es noch
sieben Glocken mehr!“ Was bedeutet: Heute ebenso wie damals erkennen die Angestell -
ten am Ton, an welchem der präzise geplanten Orte der Tee serviert werden soll: an den
als Rechtecke angelegten Reisfeldern, auf dem Cinnamon Hill, der in Teilen abgetragen
wurde, damit Bawa einen besseren Blick hatte, unter den duftenden Frangipani-Bäumen,
die mithilfe von an den Ästen aufgehängten Steinen nach Bawas Vorstellungen geformt
Die Gästezimmer sind so konsequent wie möglich ... • The guest rooms are furnished as consistently as possible ... wurden oder am Wasserbecken, das die Form eines Schmetterlings hat.

... selbst sein roter Rollstuhl parkt noch in einer Ecke
... mit dem ursprünglichen Mobiliar ausgestattet. • ... with the original furniture.
Still ist es in dieser Zauberwelt, ich scheine heute der einzige Gast zu sein, außer zahlrei-
chen Angestell ten, die in den Räumen saubermachen oder sich um die Pflanzen küm-
mern, begegne ich niemandem. Staubige Bauarbeiter renovieren in aller Ruhe eines der
Gästehäuser. Die Kühe, die zu Geoffrey Bawas Zeiten das Gras kurzhielten, haben die
Plantage längst verlassen. Sie waren schwarz-weiß, weil Bawa Schwarz-Weiß liebte. Doch
sonst tut der Trust alles dafür, dass es hier so aussieht, als käme Geoffrey Bawa in den
nächsten Tagen zu rück, selbst sein roter Rollstuhl parkt noch in einer Ecke des original ein-
gerichteten Wohn zimmers im Haupthaus. Und auch die sechs Gästezimmer sind so kon-
sequent wie möglich mit dem ursprünglichen, teils antiken, teils von Bawa entworfenen
Mobiliar ausgestattet. Zwei Seile sorgen dafür, dass sich niemand an Bawas langen, höl-
zernen Schreibtisch setzt. Denn natürlich hat der Architekt in seiner Parallelwelt auch gear-
beitet, die fantastische Mischung aus englischem Landschaftspark, italienischer Renais -
sancelandschaft und gezähmtem Dschungel diente ihm als Experimentierfeld für seine
zahlreichen Entwürfe: Es ist kein Zufall, dass das Hühnerhaus aussieht wie ein Modell der
in den 1980er-Jahren erbauten Parlamentsbauten in Kotte. Eine Glocke läutet! Einen Mo -
ment lang bin ich mir sicher, dass es Geoffrey Bawa ist, der zum Mittagessen kommt ...

I 'm not a nervous person. But as the road gets narrower and bumpier and the jungle
gets more impenetrable, my stress level rises. "How far?" I ask the driver. "No far," he
replies and smiles, pointing to the meter-long water monitor that watches us from the
Die Original–Möbel sind teils teils von Bawa entworfen. • Original furniture: partly designed by Bawa
wayside. "No dangerous, no far!" Shortly afterwards, the car stops in front of a large
metal gate, flanked by two pretty gatehouses. White letters on a dark background say:
„Lunuganga, open daily for guided tours at the following times: 9.00 am, 11.30 am, 2.00
pm and 3.30 pm. Please note the buildings are reserved for resident guests.“ The inge-
nious creator of this hidden place, Geoffrey Bawa, died in 2003. The architect, who was
born in colonial Ceylon and grew old in independent Sri Lanka, lived to be 83 years old.
Throughout his life, the half-European half-Asian from a wealthy upper-class family
loved to travel, but above all he appreciated the treasures of his homeland: landscape,
culture, tradition. He studied International Style in London. But it seemed absurd to him
to build in Colombo in the same way as in Chicago. Instead, Bawa invented Tropical
Modernism and planned in a sustainable and regional way long before these terms
became the architectural standard. Today, he is regarded as a pioneer of local ecological
construction in Southwest Asia, and Geoffrey Bawa received the Aga Khan Chairman's
Award for his life's work. He was particularly interested in tourism, he created a master
plan for the coastal town of Bentota and built ten hotels in Sri Lanka. Some of them are
preserved almost in their original state, such as the magnificent Kandalama Heritance
Hotel in the middle of the jungle, while others have been tragically modified. The
Fotos: Lunuganga Trust and the tsunami, it was not completed until 2017, instead of 1993. Rooms and restaurants
Anantara Kalutara hotel resort was recently opened posthumously. Due to the civil war
no longer correspond to Bawa's plans, but the main building is original: a large roof
spans the reception, bar, restaurant as well as the Geoffrey Bawa Library, which is equip-

046 • AIT 11.2018