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Hendrik Bohle
1974 geboren in Bielefeld 1998–2005 Studium der Architektur an der Technischen Universität Berlin und der BTU Cottbus 2003–2005 Lehrassistent bei Prof. Luise King,
Fachgebiet Städtebau und Siedlungswesen, TU Berlin 2005–2012 Mitarbeit bei magma architecture in Berlin und London 2013 Manzara Stipendium in Istanbul seit 2013
studio HBohle – arbeitet als Architekt, Stadtforscher und Autor in Berlin und Istanbul 2014 Der „Architekturführer Istanbul“ (mit Jan Dimog) erscheint bei DOM publishers
Foto: Refik Anatol
SALT Research (04) steht zum Entdecken offen. • SALT Research (04) is open to discover. Der Bahnhof Haydarpasa (06) wurde 2013 vom Netz genommen. • Haydarpasa Station (06) was decommissioned.
und Geschäftsleute treffen sich in dem kleinen gemütli- hier zu je der Tages- und Nachtzeit in typischen Tulpen - Ende der Straße verbirgt sich der märchenhaft anmutende
chen Restaurant mit einer spannenden Auswahl auf der gläsern ge reicht wird. Am anderen Ufer er scheint back- Ayazma-Schrein (11). Zwischen Getränkekisten und Müll -
täglich wechselnden Speisekarte. bord ein schloss ähnliches Bauwerk. Der Bahnhof Hay dar - tonnen führt eine Treppe hinunter zur „heiligen Quelle“.
pasa (06) war ehemals Startpunkt der legendären Bag - Weiter der Straße folgend, bietet das Café am Ende vom
10.00 Uhr – Gestärkt geht es hinunter zu den Ca mon do- dad bahn und Symbol der deutsch-türkischen Freund - Steg des Moda-Schiffsanlegers (12) einen fantastischen
Stiegen (03). Die schwungvolle Stufenskulptur wurde um schaft: Kaiser Wil helm II. stiftete das eklektizistische Ge - Blick auf das Marmarameer und die Prinzen inseln. Unser
1880 von der jüdischen Bankiersfamilie Camondo gestif- bäu de. Mit der Eröffnung des Marmaray-Tunnels wurde er Weg führt weiter über die Pendik-Pro me nade (13) zurück
tet. An deren Fuß liegt die Bankalar Caddesi (Banken - im vergangenen Jahr vom Netz genommen. Berichten zu - nach Kadiköy. In etwa sie ben Kilo meter Luftlinie thronen
straße), an der sich ab Ende des 19. Jahr hunderts interna- folge sollen hier im Rahmen einer Umnutzung des gesam- vis-á-vis die Hagia Sophia und die Blaue Moschee.
tionale Banken niederließen. In der ehemaligen Osmani - ten Ge bietes ein Museum und ein Hotel entstehen.
schen Bank befindet sich heute die Kultur einrichtung 18.00 Uhr – Vom Fähranleger (07) in Kadiköy geht es zu -
SALT Research (04), finanziert von der Garanti Bank. Han 12.00 Uhr – Im Stadtteil Kadiköy geht es von Bord. Der in rück nach Galata. Wer noch Energie hat, sollte einen Ab -
Tümertekin, einer der bedeutendsten türkischen Ar chi tek - die Jahre gekommene Fähranleger (07) wurde von Ve dat stecher in die Elipsis Gallery (14) machen. Hier hängt
ten, revitalisierte 2009 den ehrwürdigen Bau. Innen durf- Tek im Stil der Ersten Nationalen Architektur be we gung ambitionierte Fotokunst im edel gestalteten Innenraum.
ten sich sieben junge türkische Archi tektur büros wie Auto - (1912–1930) errichtet. Tek gilt als wichtiger Pio nier jener
ban und Super pool in verschiedenen Be reichen verwirkli- Ära. Der Sögütlü Cesme Caddesi (Cadde = Straße) folgend, 20.00 Uhr – Unweit des oberen Zugangs zur ältesten
chen. In der öffentlich zugänglichen Bib lio thek kann man um weht einen der Duft frisch gerösteter Kaffee boh nen. In Standseilbahn Europas Tünel (15), am Ende der autofreien
stundenlang in Büchern über Kunst, Design, Archi tektur der Mehmet Efendi Kaffeerösterei (08) werden seit jeher Einkaufsmeile Istiklal Caddesi befindet sich in einer
und Städtebau blättern. Neben einer Panorama verglasung Premiumröstungen hergestellt. Wie das Stamm haus im Seitengasse eine Filiale des beliebten Restaurants Leb-i
mit fabelhaftem Blick zur historischen Halbinsel auf der Stadtteil Eminönü wurde die schmale Filiale in schönstem Derya (16). Un ebene Stufen führen zu einem Auf zug, der
anderen Seite des Goldenen Horns befindet sich eine Art déco gestaltet – vom Interieur bis hin zur Be kleidung die Gäste in den kulinarischen Him mel hebt. Gutes Essen
Filiale der gut sortierten Robinson Crusoe Bookshops. des Personals ist hier alles aufeinander abgestimmt. wird vom türkischen National ge tränk Ra ki und einem
atemberaubenden Panorama begleitet. Un be dingt reser-
11.30 Uhr – Von der Lektüre inspiriert, geht es vorbei an 13.00 Uhr – Angeregt vom Streifzug durch die bunten vieren! Be schließen lässt sich der Abend mit einem Streif -
den Straßen händlern weiter den Hügel hinunter nach Kara - Gassen mit Fisch-, Gemüseläden, Bars und Restau rants zug durch die Galerien des tiefer ge legenen Viertels
köy (05), rauf auf die Fähre und rüber „auf die andere meldet sich der Appetit. Die Mittags pause lässt sich wun- Tomtom oder über die Istiklal Caddesi und ihre Seiten -
Seite“. Spätestens seit Fatih Akins gleichnamigem Film ist derbar im Ciya (09) verbringen: Eine kulinarisch exquisite gassen mit zahlreichen Bars und Restaurants.
be kannt, dass die Istanbuler niemals von der asiatischen Reise durch die türkisch-levantinische Küche.
oder europäischen, sondern ganz selbstverständlich von Sonntag: Am Bosporus ...
der anderen Seite sprechen. Schnell noch ein Blick auf die 14.00 Uhr – Geschmackssinnlich berauscht geht es weiter
Süley maniye Camii (cami = Moschee) und den Topkapi nach Moda. In der rund einen Kilometer langen Moda 9.00 Uhr – Sonntag ist Familientag. Gefrühstückt wird am
Sa rayi (saray = Palast), dann schiebt sich der Dampfer gen Cad desi geben Mu siker des nahe gelegenen Kadiköy Kon - Bosporus. Unser Ziel – das Kale Cafe – liegt stromaufwärts.
andere Seite, immer dabei: das Kreischen der Möwen und ser vatoriums gerne ihr Können zum Besten. Unter dem Dort hin gelangt man entweder mit dem Bus 25E ab Kaba -
der charakteristische kupferfarbene Cay (Schwarz tee), der griechisch geführten Koco Restaurant (10) am südlichen tas, mit dem Boot oder mit dem Taxi. Da sich die Fahrt
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