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Leonie Seemann Hochschule Coburg
1993 geboren 2010–2012 Soziales Studium, FH Coburg 2012–2013 Frei- 5.500 Studierende 37 Bachelor- und Masterstudiengänge
willigendienst, HPE Coburg 2013–2014 Volontariat im Kinderdorf, Kam- 123 Professorinnen und Professoren 1999 Campus Design am Hofbrauhaus entsteht
bodscha 2014–2019 Innenarchitekturstudium, Hochschule Coburg 6 Fakultäten www.hs-coburg.de
D ie Grundlage für mein Projekt „Chinas Rot“ stellt die asiatische Kultur dar, mit der
ich mich bereits in der Vergangenheit intensiv auseinandergesetzt habe. Sie liegt
mir sehr am Herzen und mithilfe der Gestaltung dieser Ausstellung konnte ich meine
Erfahrungen und Kenntnisse in diesem Themenbereich einbringen und zusätzlich er-
weitern. Während der Entwurfsphase waren die Korrekturtermine in der Großgruppe
für mich besonders wichtig. Bei diesen Treffen waren sowohl alle Studierenden als auch
der Kunde selbst – der Leiter des Naturkunde-Museums in Coburg und die Museumspä -
dagogin – anwesend. Bei den Korrekturen wurde mir bewusst, dass sich jeder Studie-
rende eine grundsätzliche Frage stellen muss: Plane ich dieses Projekt als ein realisier-
bares oder löse ich mich von der Realität und entwerfe ein Konzept, das fernab der Um-
setzung liegt? Somit musste auch ich mir bereits in meinen Entwurfsansätzen überle-
gen, ob der finale Entwurf umsetzbar ist oder lediglich ein fiktiver Entwurf bleibt, der
zwar alle Anforderungen erfüllt, aber aus verschiedenen Gründen nicht gebaut werden
kann. Ich wählte den Weg der Umsetzbarkeit.
Aus den Anforderungen entwickelt sich die Idee der Ausstellung
Grundriss • Floor plan
Die zuständige Museumspädagogin des Projektes, Frau Weschenfelder, sammelte im
Laufe ihres Lebens in China Repliken, die sie den Bereichen Geschichte, Kunst und Die Informationsvermittlung erfolgt dreisprachig ... • The information transfer takes place in three languages ...
Handwerk, Geographie und dem „roten“ chinesischen Alltag zuordnete. Diese Ober-
punkte sollten in die Planung der Ausstellung aufgenommen werden. Daher galt es vor-
erst, mich genau mit diesen Bereichen auseinanderzusetzen. Ich sah in meinem Kopf
die Ausstellung als eine Szenerie – eine Art Bühnenbild mit Vordergrund, Mittelbereich
und Hintergrund. Nun muss jedoch bedacht werden, dass ein europä isches Bühnenbild
wenig Ähnlichkeit mit einem chinesischen Bühnenaufbau hat. Die Pekingoper kommt
beispielsweise mit Tisch und Stuhl als Requisiten aus. Auf dieser Basis ergibt sich je-
doch wenig Spielraum für neue Ideen in Bezug auf die gestalterische Umsetzung der ge-
wünschten Themenbereiche Geschichte, Kunst und Handwerk. In der Tradition des
Schattenspiels fand ich hingegen schließlich den Freiraum, den ich brauchte, um mei-
nen Entwurf mit den gegebenen Anforderungen zu kombinieren. So entstand eine u-för-
mig arrangierte Version der Chinesischen Mauer, die den Ausstellungsbereich um-
schließt und den Hintergrund für drei Aufsteller bildet: einzelne Silhouetten einer Hand-
werkerhütte, eines chinesischen Tempels und des CCTV Towers. Jede dieser Silhouetten
steht wiederum für einen der bereits angesprochenen Teilbereiche der Ausstellung
(Kunst und Handwerk, Geschichte und Chinas Moderne). Meine Grundvorstellung war,
eine Ausstellung zu schaffen, die sich der Besucher selbst aktiv erschließen kann und
möchte. In kreisförmigen Ausschnitten in der Rückwand und den Vitrinen finden die Ex-
ponate auf verschiedenen Höhen ihren Platz. Jedes Exponat hat dabei seinen eigenen ... und die Exponate-Anordnung auf verschiedenen Ebenen • ... and the exhibit arrangement in different levels.
roten Raum, der ihm eine hohe Wertigkeit verleiht. Dadurch sind die Objekte von der
roten Farbe umgeben, die sich durch das Leben in China ebenso zieht, wie durch meine
Ausstellung. An interaktiven Stationen können zudem Kalligrafien geübt, Seide ertastet
und verschiedene Arten von Teesorten olfaktorisch erlebt werden.
Die Umsetzung bedarf einer guten Kommunikation aller Beteiligten
Das Team, das für die Umsetzung der Ausstellung verantwortlich war, bestand aus
einem Grafiker und Konstrukteur, den Handwerkern und mir als Planerin. Mit den Kun-
den, dem Leiter des Museums und der Museumspädagogin, standen wir als Team dabei
stets in engem Dialog. Wir begannen im April mit der Planung und legten für Anfang
Oktober die Ausstellungseröffnung fest. Von Treffen zu Treffen wurde die Ausstellungs-
darstellung durch die Wahl von Materialien, Farben, Grafikdarstellungen und der An-
ordnung der Exponate zunehmend greifbarer. Auch die konstruktive Planung der einzel-
nen Bauteile wurde konkreter. Allerdings wichen dabei auch meine ersten Ideen und
die dazugehörigen Details zum Thema „Schattentheater“ immer weiter aus meinem
Entwurf. Dies war dem baulichen Aufwand und dem Budget geschuldet. Für mich galt
AIT 9.2019 • 049