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Julia Hottenbacher                       Franz&Sue


             Foto: Luisa Feldrapp  1994 geboren 09/2013–08/2014 Au-Pair, Sevilla 2014–2021 Architekturstu-  2017 Zusammenschluss der Wiener Büros Franz und Sue 2022 Erweiterung  Foto: Max Kropitz
                                                                           von 5 auf 7 PartnerInnen MitarbeiterInnen rund 100 aus 18 Ländern Tätig-
                                  dium, TU Dresden 04-09/2018 Praktikum Trapez Architektur, Hamburg
                                  02–08/2019 Studium, Barcelona seit 03/2022 Architektin, Franz&Sue, Wien
                                                                           keitsfeld vor allem Öffentliche Bauten im gesamten deutschsprachigen Raum




















             Foto: Franz&Sue/Andreas Buchberger                                                                                        Foto: Franz&Sue/Louai Abdul Fattah








             Der „Stadtelefant“ ist Franz&Sues 2018 realisierter eigener Bürostandort im Wiener Sonnwendviertel, ...   ... zur Feier gewonnener Wettbewerbe dreht sich immer wieder die Diskokugel über der großen Sitztreppe.




             r Frau Hottenbacher, Sie haben an der TU Dresden im August 2021 Ihr Diplom ab-  hammer, Christian Ambos und Harald Höller (Sue) sowie Robert Diem und Erwin Stött-
             gelegt. Seit März 2022 arbeiten Sie bei Franz&Sue in Wien. Ihr erster Job nach dem  ner (Franz) fassten 2017 den Entschluss, die Büros zu fusionieren. Seither wächst das
             Studium! Wie fühlt sich der Einstieg ins Berufsleben an?      Team stetig. Inzwischen sind wir schon knapp 100 Leute. Das gemeinsame Haus, der
             Der Start ins Berufsleben ist einerseits erleichternd, weil man nun endlich das macht,  sogenannte Stadtelefant, wurde bald darauf gebaut. Als ich anfing, wurde bereits der
             worauf man Jahre lang hingearbeitet hat. Andererseits ist es etwas beängstigend, weil  fünfte „Hochzeitstag“ im Büro gefeiert.
             es erst einmal kein greifbares Ziel mehr gibt, wie das Abitur oder das Ende des Studi-
             ums. Der Berufseinstieg als Architektin ist auch deshalb interessant, weil man im Stu-  r Beschreiben Sie uns, welche Arbeitsatmosphäre im Büro von Franz&Sue im neuen
             dium leider sehr fokussiert ist auf die Leistungsphase 0 und andere Bereiche nur am  Sonnwendviertel am Wiener Hauptbahnhof herrscht.
             Rande angeschnitten werden. Arbeitet man dann im Büro nicht in der Wettbewerbsab-  Wir arbeiten nicht alle im „Stadtelefanten“, ein paar Teams sind auch im „Studio“ ein
             teilung, lernt man eine ganz andere Seite der Architektur kennen. In das Projekt des Zen-  paar Laufminuten weiter weg untergebracht. Dort treffen wir uns alle jeden Montagmor-
             trums für Bildung in Oberwart, an dem ich mitarbeite, bin ich in der Vorentwurfsphase  gen zum Jour fixe in der großen Werkstatt, um uns gegenseitig über Projekte upzudaten,
             eingestiegen. Inzwischen sind wir in der Einreichplanung angekommen. Diese ent-  Neuankömmlinge zu begrüßen, Wettbewerbsgewinne zu feiern und natürlich auch, um
             spricht der Genehmigungsplanung in Deutschland. Vieles lerne ich fachlich jetzt erst im  das gesamte Team zusammenzubringen. Die Arbeitsatmosphäre ist meiner Meinung
             Detail kennen, und es ist ein ständiger Lernprozess. Das macht es aber auch spannend.  nach sehr gut, jedes Projektteam sitzt zusammen an ein bis zwei großen Tischen und
                                                                           kann sich so über jegliche Dinge austauschen oder diskutieren. Auch unter den Teams
             r Wie haben Sie sich Ihr erstes Büro denn ausgesucht?         oder in der Bautechnik- und Finanzabteilung gibt es regen Austausch. Braucht man
             Mir war es wichtig, dass sich das Büro mit nachhaltigem, zukunftsweisendem Bauen  einen Rat, muss man nur ein paar Tische weitergehen.
             beschäftigt und die Ästhetik dabei trotzdem im Fokus bleibt. Franz&Sue beschreiben
             sich mit diesen Zielen und zeigen auch, dass sie hinter diesen Werten stehen. Immer  r Wurden Sie als junge Architektin bei Franz&Sue sprichwörtlich ins kalte Wasser
             wieder werden wir für unser Engagement für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Neben die-  geschmissen oder eher behutsam an Ihre Aufgaben herangeführt? In welches Pro-
             sem für mich ausschlaggebenden Thema war mir natürlich auch eine gute Arbeitsatmo-  jekt sind Sie derzeit involviert und welche Aufgaben dürfen Sie übernehmen?
             sphäre mit flachen Hierarchien wichtig, in die sich jeder einbringen kann und in der viel  In meinem Fall gab es einen entspannten Übergang, da das Teammitglied, das ich ab-
             gemeinsam im Büro gemacht wird. Trotz der Größe des Büros schaffen wir es, uns oft  löste, noch eine Weile gemeinsam mit mir im Projekt war. Somit wurde ich behutsam
             zusammenzufinden und zusammen Dinge zu unternehmen, was sich positiv auf die  an meine neuen Aufgaben herangeführt. Ich hatte Zeit, mich an die Strukturen des
             ganze Dynamik innerhalb des Teams auswirkt.                   Büros – sei es das Programm an sich, aber auch die generelle Arbeitsweise – zu gewöh-
                                                                           nen, wurde also nicht ins „kalte Wasser geschmissen“. Das Projekt, an dem ich arbeite,
             r 2017 haben sich die beiden Wiener Büros Franz und Sue zusammengeschlossen.  ist eine Volksschule (Grundschule) in Oberwart. Diese zählt eher zu den überschauba-
             Wer steckt hinter diesem Büronamen? Herrn oder Frau Franz beziehungsweise  ren Projekten im Büro, was als Arbeitseinstieg enorm beruhigend ist. Wir sind ein Team
             Herrn oder Frau Sue sucht man unter den Partnern vergeblich …  von drei Leuten, haben jeweils unsere Bereiche, für die wir fest zuständig sind  – zum
             Es gibt tatsächlich niemanden im Büro, der diese hübschen Namen trägt. Franz ist wohl  Beispiel, wer mit welchen Fachplanern kommuniziert. Weitere Aufgaben werden spon-
             einfach ein klassisch österreichischer Name und Sue eine exaltierte Abkürzung für Stra-  tan eingeteilt. Durch die freundschaftliche Atmosphäre innerhalb des Teams gibt es
             tegie und Entwicklung. Der Büroname wurde bewusst so gewählt. Schließlich ging es  keine Hemmschwellen, Fragen zu stellen. Interne Besprechungen erleichtern den Lern-
             darum, die beiden Bürokulturen künftig gemeinsam zu leben. Die Gründer Michael An-  prozess ebenfalls und bieten eine Plattform für Fragen und Austausch.

                                                                                                                           AIT 6.2023  •  041
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