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SERIEN STUDENTENARBEIT • STUDENT WORK
gegenüber den Ansprüchen ihrer Gäste. Das Entwurfsprojekt wurde in mehrere Phasen
gegliedert, deren Ergebnisse allen beteiligten Studierenden sowie Gastkritikern im
Rahmen von Zwischenpräsentationen vorgestellt wurden. Ein zehntägiger Intensiv-
workshop war Auftakt der ersten Phase und ging der Grundsatzfrage der angemesse-
nen Belichtung des Badezimmers nach. Es wurden Belichtungskonzepte und Leuchtob-
jekte speziell für diesen Raum entwickelt sowie deren Wirkung anhand von Arbeitsmo-
dellen untersucht. Anschließend war es den Studierenden freigestellt, die gewonnenen
Ergebnisse und Ideen als Grundlage des weiteren Entwurfes fortzuführen oder einen
neuen Aspekt zu fokussieren. Mein Entwurf „Aloof“ folgte den ersten Überlegungen,
das abgeschlossene, innen liegende Bad in seine Funktionen aufzulösen und die um-
gebenden Wände zu entfernen. Die einzelnen Elemente werden so Teil des übrigen
Raumes, wobei jeder Bereich gerade so viel Privatsphäre wie nötig erfährt. Im zweiten
Schritt wurden die übrigen Primärfunktionen des Hotelzimmers durch eine bewusste
Reorganisation neu verortet. Besonderes Augenmerk galt dabei dem Schlafbereich, der
wie folgt inszeniert wurde: Das Bett, auf die Mittelachse ausgerichtet, ist Teil eines Po-
dests im Zentrum des Raumes. Das Pendant bildet der quer laufende Unterzug an der
Decke. Dieser teilt das Zimmer in zwei Bereiche, die in der Höhe verspringen und in
ihrer Materialität unterschiedlich behandelt werden. Während der vordere, tiefere Be-
reich eine kühlere und distanziertere Anmutung vermittelt, bildet dazu der Aufstieg auf
Der Entwurf „Aloof" spiegelt urbane Anonymität und ... • The design "Aloof" reflects urban anonymity and... das Podest einen starken Kontrast und markiert auf diese Weise den privaten Rück-
zugsort. Im Sinne der Re-Interpretation bedient sich der Entwurf des Bildes des Stadt-
raumes – dem Zusammenspiel verschiedener Volumengrößen und deren Ausrichtung,
... kokettiert zugleich mit individueller Erfahrbarkeit. • ... coquets with individual experience. die wiederum Wege und Plätze mit unterschiedlichen Qualitäten formen. Der An-
spruch an die andere Welt, die auf eine gewisse Aufenthaltsdauer begrenzt ist, spielt
mit der Sehnsucht nach Urbanität und der Spannung von Offenheit und Anonymität.
Ein Möbelentwurf wird in die Realität umgesetzt
Auf Basis der Präsentation der neu ausgearbeiteten Zwischenstände ging es für mich
im nächsten Schritt an den Möbelentwurf. Dieser bedient und unterstreicht das Bild
von Schnelllebigkeit und dem Leben aus dem Koffer. Auf Rollen stehend, dominiert die
fahrbare Kofferablage den vorderen Bereich des Zimmers und zoniert gleichzeitig den
weitgehend offenen Raum. So trennt der „schwere Diener“ den Eingangsbereich und
die Dusche und bietet auf der einen Seite Ablage und Garderobe, auf der anderen Seite
Handtuchhalter und Platz für Utensilien. In der Materialität greift er seine Umgebung
auf und steht so in Kommunikation mit ebendieser. Für die maßstabsgetreue Umset-
Mit Betonsockel wird der „stumme“ zum „schweren Diener“. • The valet stand becomes the heavy valet. zung wurde ein schwerer Betonfuss gegossen, in den der Hotelsafe eingesetzt werden
kann, das Stahlgestell geschweißt und ein lackiertes Lochblech eingespannt. Im
Abendlichtlicht schimmernd, spielt der Diener sprichwörtlich auf einen goldenen Käfig
an. Die Präsentation zum Semesterende und die anschließende Ausstellung forderte
eine angemessene Inszenierung, welche der Heterogenität aller Projektergebnisse ge-
recht werden sollte. In Form von Plakaten, Modellen sowie den 1:1-Umsetzungen fan-
den die Arbeiten ihren Ausdruck auf einer dafür umgenutzten Baustelle. Im Anschluss
wurde die gesamte Ausstellung verladen und im MMC, in direkter Nachbarschaft zum
Globana Airport Hotel, erneut aufgebaut. Mit einem professionellen Fotoshooting
wurde hier Bildmaterial für die Dokumentation des Gesamtprojektes generiert und das
Projekt auf diese Weise anerkennend und wertschätzend abgeschlossen.
T he Globana Airport Hotel in the immediate vicinity of Leipzig/Halle Airport wel-
comes not only passengers but also customers and visitors of the neighbouring
Central German Fashion Centre (MMC). As part of the renovation of the 1990s buil-
ding, the 150 hotel rooms, which all have the same layout, are currently in need of
modernisation. Although the interior is in an acceptable condition, it is no longer
up to date in many respects. After 25 years, the rooms are now feverishly awaiting
a makeover. This is where Prof. Axel Müller-Schöll's design seminar began in the
2018 summer semester. Its participants - 13 students in the Bachelor's and Master's
degree programmes in interior design - all worked on the same standard hotel room
floor plan in an almost classic case study. The possibility of a later adoption - a real
implementation - of some of the designed model rooms in the course of the forth-
coming renovation gave the task a rather unusual reference to reality in the univer-
sity context. Irrespective of the final feasibility, experiments, speculations and visi-
ons were desired at the beginning, as well as original and stubborn interventions in
response to the largely undefined task. Each intervention should be based on one
056 • AIT 6.2019