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Pascal Fabian Rätzel Kunsthochschule Halle (Saale)
Burg Giebichenstein
Foto: Adrian Parvulescu
2012–2017 Bachelor Innenarchitektur, Kunsthochschule Halle 2017–2019 8 Bachelorstudiengänge, Design 1915 gegründet
Master Interior Architecture, Kunsthochschule Halle seit 2019 künstleri- 10 Masterstudiengänge, Design 1081 Studierende
scher Mitarbeiter, Fachbereich Innenarchitektur, Kunsthochschule Halle 10 Diplomstudiengänge, Kunst www.burg-halle.de
Fast schon eine Fallstudie: 13 Innenarchitektur-Studierende befas-
sen sich in diesem Projekt alle mit demselben realen Hotelzimmer-
grundriss des Globana Airport Hotels am Flughafen Leipzig/Halle. In
Bezug auf die existenten Bestandteile ergaben sich dabei zwei
grundsätzliche Herangehensweisen: von ei nem signifikanten Mö bel
ein Raumkonzept abzuleiten oder über die Raumdetaillierung ein
Mö bel zu konstruieren. Pascal Fabian Rätzel zeigt seinen Weg von
und mit seinem Konzept „Aloof“ zu einem „schweren Diener“.
Almost a case study: In this project, 13 interior design students
are all dealing with the same real hotel room layout of the Glo-
bana Airport Hotel at Leipzig/Halle Airport. With regard to the
existing components, there were two basic approaches: To de-
rive a room concept from a significant piece of furniture or to Foto: Axel Müller-Schöll
construct a piece of furniture via the detailing of the room. Pas-
cal Fabian Rätzel presents his way from and with his concept
"Aloof" to a "heavy valet". Das „Globe“ erhält durch die Studenten einen Relaunch. • The "Globe" receives a relaunch by the students.
D as Globana Airport Hotel in unmittelbarer Nähe zum Flughafen Leipzig/Halle Grundriss • Floor plan
empfängt neben Fluggästen insbesondere auch Kunden und Besucher des be-
nachbarten Mitteldeutschen Modezentrums (MMC). Im Zuge der Sanierung des 1990er-
Jahre-Baus benötigen aktuell die 150 Hotelzimmer, die alle den gleichen Zuschnitt be-
sitzen, noch eine Modernisierung. Deren Innenausbau befindet sich zwar in durchaus
akzeptablen Zustand, jedoch ist dieser in verschiedener Hinsicht nicht mehr zeitge-
mäß. Nach 25 Jahren fiebern die Zimmer daher nun einem Makeover entgegen. An die-
ser Stelle setzte im Sommersemester 2018 das Entwurfsseminar von Prof. Axel Müller-
Schöll an, dessen TeilnehmerInnen – 13 Studierende im Bachelor- und Masterstudium
Innenarchitektur – in einer nahezu klassischen Fallstudie alle den gleichen Standard-
Hotelzimmergrundriss bearbeiteten. Die Möglichkeit einer späteren Übernahme – einer
realen Umsetzung – einiger der entworfenen Musterzimmer im Zuge der bevorstehen-
den Sanierung verlieh der Aufgabe einen im Hochschulkontext eher ungewöhnlichen
Realitätsbezug. Ungeachtet der schlussendlichen Umsetzbarkeit waren zu Beginn trotz
allem Experimente, Spekulationen und Visionen erwünscht sowie originelle und eigen-
sinnige Eingriffe als Antwort auf die weitgehend vorgabelose Aufgabenstellung gefragt.
Jede Intervention sollte sich dabei an einem der drei folgenden Entwurfsansätzen Axonometrie Raumkonzept • Axonometry room concept
orien tieren: 1. das Re-Design – eine Überarbeitung beziehungsweise Erweiterung mit
neuen Aspekten und Eingriffen; 2. das Re-Use – das Wiederverwenden von Elementen
und Bestandteilen, quasi als Rohbaumaterial, und 3. die Re-Interpretation – das Erset-
zen ausgewählter Bestandteile mit dem Ziel der Aufwertung des Gesamtensembles.
Ein Möbel wird zum Raumkonzept oder umgekehrt – zwei Wege
Für den Entwurfsansatz waren darüber hinaus zwei unterschiedliche Zugänge möglich.
Zum einen von einem signifikanten Möbel auszugehen und den Entwurf des Gesamt-
interieurs abzuleiten oder zum anderen von einem detaillierten Raumkonzept mit
einer starken Idee ein dafür repräsentatives Möbel abzuleiten. Im Zuge einer Objekt-
begehung, die sechs Wochen vor Seminarbeginn stattfand, wurden dafür der Genius
Loci erspürt, vorhandene Details studiert und Erwartungen von potenziellen Gästen an
ihre Umgebung antizipiert. Während einer sechstägigen Exkursion von und durch die
Schweiz bis nach Italien wurden zusätzliche Eindrücke gesammelt. Neben der Ausein-
andersetzung mit Gegenwartsarchitektur im Allgemeinen stand die Hotelarchitektur
und insbesondere die Rolle, die dabei dem Mobiliar zugeschrieben werden kann, im
Fokus. Die Reise bildete somit einen wichtigen Bestandteil der Recherche zu innovati-
ven Umsetzungen von Beherbergungen und deren grundsätzlicher Positionierung
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