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SERIEN DREI ... • THREE ...
Entwurf • Design Berger+Parkkinen, AT-Wien
Bauherr • Client Privater Bauherr, AT-Steiermark
Grabkapelle Standort • Location Schlosspark, AT-Steiermark Foto: Hertha Hurnaus
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Nutzfläche • Floor space 13 m
2 in der Steiermark Fotos • Photos Ana Barros, AT-Wien
V on hiesigen Begriffen der Baubranche wie Multifunktionalität und Rückbaubarkeit
kann hier nicht die Rede sein: Der Wunsch nach Dauerhaftigkeit und Beständigkeit
stellt die Grundlage dieser Architektur dar. Der seltenen Bauaufgabe, eine private Grab-
kapelle in einem Schlossgarten zu entwerfen, nahmen sich die ArchitektInnen von Ber-
ger+Parkkinen an. Selten hängt das Bestreben einer Architektur so eng mit der Materialität
zusammen wie bei der Kultur der Grabmäler. Inspiriert von der Ortsgeschichte fiel die
Materialwahl auf die dort vorgefundenen 800 Jahre alten Mauerwerkssteine, die sich
ebenfalls in anderen architektonischen Elementen auf dem Grundstück wiederfinden. Ein
besonderer Naturstein: Dank seines kleinen unregelmäßigen Formats eignet er sich nicht
für feine Geometrien und ist daher formgebend für die konische Gestalt des Turms. Den
Auftakt des Gefüges bildet ein kleiner Vorplatz mit einer sandgestrahlten Betonbank – so
können BesucherInnen rückseitig vom Schloss ungestört den runden Solitär mit seinen
massiven Mauern betreten. Ein kurzes Innehalten, bevor die doppelflügelige Messingtür
die Sicht auf den axialen Blickbezug zum beheimateten Schloss über ein schmales Fenster
freigibt. Die spirituelle Atmosphäre des Raumes unterstützend, mündet die vertikale Ori-
entierung der Grabkapelle in einer runden Öffnung in der Decke. Das einfallende Tages-
licht wird dabei über einen umgedrehten Konus in den Innenraum geleitet und verstärkt
die plastische Wirkung und Tiefe des verwendeten Natursteins. Lisa Klasberg
F ar from the usual concepts such as multifunctionality and deconstruction, the
basis of this architecture is the desire for durability. The architects of Berger+Park-
kinen took on the privileged building task of designing a private funeral chapel in a
castle garden. It is rare that the goal of architecture is so closely linked with the ma-
terials as in the culture of tombs. Inspired by the local history, the materials chosen
were the 800-year-old masonry stones also found in other architectural elements on
the site. A specific natural stone: Thanks to its small, irregular format, it is not suitable
for delicate geometries and thus defines the form of the conic shape of the tower. The
entrance of the ensemble is a small forecourt with a sand-blasted concrete bench –
without being disturbed and coming from the back of the castle, those commemora-
ting can the round solitaire with its solid walls. A brief pause before, through a narrow
window, the double-leaf brass door reveals the view of the axial perspective towards
the castle. Supporting the spiritual atmosphere of the room, the vertical orientation
of the funeral chapel ends in a circular opening in the ceiling. Through an upside-
down cone, the incident daylight is directed into the interior and increases the sculp-
Eine Blickachse: vom Vorplatz durch das schmale Fenster • From the forecourt through the narrow window tural effect and the depth of the natural stone.
Attika, Türumrandung und Bank sind aus Beton gefertigt. • Parapet, door frame and bench are made of concrete. Grundriss • Floor plan
046 • AIT 1/2.2023