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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS

































               RATHAUS

               IN KIRUNA



               Entwurf • Design Henning Larsen Architects, SE-Stockholm


               Für  Kiruna  ist  das  Eisenerz  Fluch  und  Segen  zugleich.  Denn
               Schwedens nördlichste Stadt liegt über der größten Eisenerzmine
               der Welt. Mehr als 100 Jahre intensiver Rohstoffabbau fordern nun
               ihren Tribut: Der Untergrund wird instabil. Kiruna muss der Mine
               weichen. Nur wenige Kilometer entfernt soll bis 2040 das neue
               Kiruna entstehen. Als erstes Bauwerk wurde das Rathaus von
               Henning Larsen realisiert. Für die 18.000 Bewohner, die umziehen
               müssen, soll dieses ein Stück alte, neue Identität stiften.

               For Kiruna, iron ore is both a curse and a blessing. Sweden's nort-
               hernmost town is situated on top of the world's largest iron ore
               mine. More than 100 years of intensive mining are now taking its
               toll: the underground is becoming unstable. Kiruna has to make
               way for the mine. Only a few kilometres away, the new town of Ki-
               runa is to be built by 2040. Henning Larsen's town hall was the first
               building to be constructed. For the 18,000 residents who will have
               to move, this is intended to generate part of the old, new identity.



               von • by Annette Weckesser
               P  olarnacht! 20 Tage lang, vom 12. bis 31. Dezember, ist Kiruna, Schwedens nördlich-
                  ste, 95 Kilometer über dem Polarkreis liegende Stadt in Dunkelheit getaucht. Die
               Sonne lugt in dieser Zeit nie vollständig über den Horizont. Noch dunkler ist es in den
               Eisenerzgruben, dank derer Kiruna um 1900 überhaupt hier angesiedelt wurde. Der
               phosphorhaltige Magnetit bildet seit jeher die wirtschaftliche Existenzgrundlage der
               Stadt. Auf Dauer untergräbt der fortwährende Abbau – mehr als 30 Millionen (!) Ton-
               nen jährlich – aber im wahrsten Sinne des Wortes den tragfähigen Boden der Stadt.
               Gefährliche Risse und Hohlräume sind entstanden. Da Kiruna mit dem Eisenerz steht
               und fällt, beschloss der Stadtrat 2010, die gesamte Gemeinde bis 2040 nach einem
               Masterplan von White Arkitekter komplett um drei Kilometer nach Osten zu verlegen.
               Finanziert wird diese Neustadt durch die staatliche Minengesellschaft LKAB. Mehr als
               3.000 Wohnhäuser, fast 200.000 Quadratmeter Nutzfläche für Büros, Handel, Bildung
               und Gemeinwesen müssen verlegt und neu gebaut werden. 21 Gebäude aus dem alten
               Kiruna, darunter die 1912 fertiggestellte imposante Holzkirche von Gustav Wickman,
               sollen erhalten und ins neue Kiruna verlegt werden.                                                 s

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