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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
MINISTERIUM
IN DEN HAAG
Entwurf • Design Office for Metropolitan Architecture – OMA, NL-Rotterdam
Die niederländische Regierung organisiert aktuell die Arbeitsplätze
ihrer Mitarbeiter neu. In diesem Zuge haben die Architekten von OMA
die veraltete Struktur eines Ministeriums aus den 1990er-Jahren auf-
gelöst und mit viel Glas, neuer Wegeführung und flexiblen Büro struk -
turen den passenden Rahmen für ein zeitgemäßes Arbeiten bei demo-
kratisch transparenter Außenwirkung geschaffen.
von • by Christine Schröder
M it der fortschreitenden Digitalisierung ändern sich seit Jahren die Anforderungen
an Büroarbeitsplätze. In den Niederlanden reagiert die Regierung darauf mit einer
groß angelegten Neuorganisation ihrer Ministerien hin zu mehr Flexibilität, Effizienz und
Offenheit. Das vormalige Bau- und Umweltministerium bildet dabei den ersten Baustein.
Direkt neben dem Hauptbahnhof von Den Haag gelegen, wurde es 1992 von Architekt Jan
Hoogstad als innovatives Bürogebäude mit großzügigen Atrien errichtet. Ellen van Loon,
Partnerin im Architekturbüro OMA, hat nach gewonnenem Wettbewerb die vorhandenen
architektonischen Qualitäten in die heutige Zeit übertragen. Im Süden wurde der massiv
aus Beton gebaute Abschluss des 16-geschossigen Riegels mittels Glasfassade zur Stadt
hin geöffnet. Die bestehende Fuß gän ger passage in der Mitte des 140 Meter langen Ge -
bäudes wurde verbreitert und formt nun einen öffentlichen Platz. Die Passage stellt eine
Ver bindung zwischen dem Bahnhof und weiteren Ministerien her und markiert zugleich
die beiden Zugänge ins Gebäude, deren Lobbys frei zugänglich sind. Mit dem Res tau rant
bietet das erste Obergeschoss einen geselligen Treffpunkt. Darüber finden sich auf vier
Ebenen Besprechungs- und Konferenz räume unterschiedlicher Größe und Qualität, die
von allen in Den Haag ansässigen Minis terien genutzt werden. Darunter auch der aus
Sicherheits gründen abgeschirmte Große Sitzungssaal, dessen fensterlose schwarze Wän -
de die Silhouette von Schiffen zieren. Licht kommt mittels LED über einen abstrahierten
Glo bus, der zentral an Decke und Boden installiert ist. Ab dem sechsten Obergeschoss
sind mit insgesamt 6.000 Mitarbeitern das Ministerium für Infra struk tur und Wasser wirt -
schaft, das Außenministerium, die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und das
Einbürgerungs amt eingezogen. In den Atrien angedockte Treppenläufe verbinden die
Ebenen. Daran anschließend verläuft ein Flur über die gesamte Länge des Grundrisses
und trägt als fixer Punkt zur Orientierung in der offenen Struktur bei. Von Einzelbüros und
engen Fluren ist auch hier nichts mehr zu spüren. Gearbeitet wird stattdessen in einem
vollkommen flexiblen System aus 3.100 Schreibtischen und 2.200 weiteren Sitz möglich -
keiten in Loungezonen und Besprechungsinseln, deren ge mein schaftliche Nutzung nicht
nur effizient ist, sondern auch für Abwechslung sorgt und zur Interaktion beiträgt.
108 • AIT 12.2017