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GESUNDHEIT UND WELLNESS • HEALTH AND SPA

































            SPORTSTUDIO HAGIUS

            IN BERLIN



            Entwurf • Design Gonzalez Haase, Berlin


            Dem digitalen Zeitalter geschuldet, schloss die Postbank in Berlin-
            Mitte 2018 ihre Schalterhalle in der Torstraße 105–107, einem histori-
            schen, denkmalgeschützten Bau von 1902, erbaut vom Architekten
            Nicolaysen. Gonzalez Haase sanierten das ehemalige Postamt im
            Erdgeschoss für und mit Nicolas und Timothy Hagius, Gründer und
            Betreiber eines gestalterisch neu codierten Sportstudios.



            von • by Friederike Bienstein, Berlin
            Z  unächst legten Gonzalez Haase durch Entkernung und Entfernung aller nicht-tragen-
               den Elemente im Erdgeschoss zwei Hauptachsen frei, durch die eine Dimensionie-
            rung der Räumlichkeiten erfahrbar wurde. An den Enden der Achse im Eingangsbereich
            reflektiert jeweils eine runde Scheibe aus mattem Edelstahl das Licht und markiert den
            Yogaraum im Westen und den Umkleidebereich im Osten. Nach Norden lagern sich Trai-
            nings- und Behandlungsräume an, die sich in ihrem Material- und Beleuchtungsmix ent-
            sprechend ihrer Funktion unterscheiden: Ziel des ganzheitlichen Hagius-Konzepts ist
            nämlich die Unterstützung des natürlichen Biorhythmus. Dafür wurden Licht-, Klang- und
            Aromareize im Studio harmonisch aufeinander und auf die jeweiligen Räumlichkeiten
            abgestimmt. Für das biodynamische Beleuchtungssystem trennten die Architekten
            warme und kalte Lichtquellen voneinander. Die Intensität des Lichts ist steuerbar und
            kann entsprechend der Tageszeit oder Trainingsart angepasst werden. Je nach Einstellung
            erzeugt es aktivierend-stimulierende oder beruhigende Effekte. Unterstützend wurde die
            gesamte Decke mit einer dünnen Isolierschicht überzogen, deren metallische Oberfläche
            reflektiert und das Licht im Raum verteilt. Im oberen Bereich der vier Meter hohen grauen
            Wände streut der matte Anstrich das Licht indirekt, während der untere, glänzende An-
            strich den Bewegungsfluss der Besucher und Besucherinnen reflektiert. Die klare Linien-
            und Lichtführung mit einer Komposition aus wenigen naturbelassenen Materialen wie
            regionalem Eschenholz und Naturkautschuk als Bodenbelag, Aluminium, Marmor, Granit
            und Leinen wurde durch individuell entworfene Möbel aus poliertem Edelstahl – unter
            anderem für die Ablage von Boxhandschuhen – ergänzt. Die gezielt zurückgenommene
            Farbpalette schafft einen beruhigenden und sinnlichen Ort, an dem Körper und Geist
            gleichermaßen im Mittelpunkt stehen, und unterstützt das Spektrum der Hagius-Ange-
            bote in den Räumen des ehemaligen Postamts, das von individueller therapeutischer Ein-
            zelbehandlung über verschiedene Kurse bis hin zum Kraft- und Boxtraining reicht. Briefe
            an das Universum dürfen von hier übrigens immer noch abgeschickt werden.

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