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Foto: Nord Architects, DK-Kopenhagen Morten Rask Gregersen

1974 geboren 1996-2002 Architekturstudium: Aarhus School of Architecture; AA, London 2002 Diplom: AA, London 2002 Dozent: AA Summerschool 2002-2004 Dozent: Royal Academy of Arts
Copenhagen 2002 Gründung von Nord Architects mit Johannes Molander Pedersen 2004-2006 Prüfer Masterexamen: Aarhus School of Architecture, The Royal Danish Academy of Fine Arts,
Copenhagen 2010 Prüfer: The Royal Danish Academy of Fine Arts 2015 Referent: University of Adelaide, Sydney Opera House, ...; Postgraduiertenlehre: UTS, Sydney/ Australien

Ruhig, hell, wohnlich: Das Urban Hospice entstand in enger Kooperation mit dem Auftraggeber und dem Personal. • Quiet, bright, cosy: The Urban Hospice was built in close cooperation with the client and the staff.

r Ein Hospiz zu bauen gehört nicht zu den alltäglichen Aufgaben von r Die Architektur soll das Wohlbefinden der Palliativpatienten positiv beein-
Architekten. Diese Bauaufgabe erfordert es, sich intensiv mit den Bedürfnissen flussen. Welche Faktoren tragen beim Urban Hospice dazu bei?
der Nutzer auseinanderzusetzen. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet? Geborgenheit und das Ge fühl, z u einer Gemeinsc haft z u g ehören, sind z wei der
Wir haben diesen Auftrag über ein Bewerbungsverfahren erhalten und nicht über wichtigsten Aspekte, um Kraft zu schöpfen und sich zu erholen. Die nahe Verbindung
einen Wettbewerb. In unserem Angebot schlugen wir einen P lanungsprozess unter zur Natur und die sensor ische Wahrnehmung der saisonalen Veränderungen spielen
starker Miteinbeziehung der Nutzer vor. Der Entwurf sollte eine Kooperation zwischen dabei eine gr oße R olle. Sie wirken sich beruhig end auf d as S tress- oder
dem Auftraggeber, dem Personal, den Patienten und uns werden. Wir wussten, dass Schmerzempfinden aus. Die g esamte beschützende, jedoch offene, fürsorgliche und
wir pr ofessionelles Kno whow und einen s peziellen Input br auchen würden. K ein freundliche Atmosphäre be einflusst Mensc hen, die si ch in einer verletzlichen
Architekt verfügte in diesem Fall über eine frühere Expertise. Wir wollten im intensiv- Verfassung befinden. Ganz bewusst setzt das Urban Hospice auch Kunst ein, um neue
en Dialog mit E xperten neue Wege beschreiten. Der Kooperations prozess wurde von Perspektiven zu eröffnen und F arbe, Form und Te xturen auf Leinwand zu erleben.
uns geleitet. Ohne das Knowhow der Hospiz-Mitarbeiter wäre es uns nicht gelungen, Musik kann in gleicher Weise die Sinne stimulieren oder beruhigen.
ein so bedeutungsvolles, erfolg reiches Gebäude zu schaffen.
r Die sensorische Wahrnehmung ist, wie Sie sagten, im Krankheitsfall sensibi -
r Das Hospiz ersetzt an Ort und Stelle einen Vorgängerbau mit zehn Betten. lisiert. Was bedeutete dies für die Faktoren Akustik und Licht und deren Einfluss
Repräsentiert der Neubau die nächste Generation Hospiz? auf das Wohlbefinden der Bewohner?
Ja, das neue Hos piz verkörpert eine komplett neue Generation Hospiz, die in neuar - In jedem Patientenzimmer des Hospizes herrscht komplette Ruhe. Es sind k einerlei
tiger Weise betrieben wird. Einer der größten Unterschiede liegt darin, dass sich der Geräusche aus N achbarzimmern wahrnehmbar. Selbstv erständlich ist e s e xtrem
Altbau abschottete, sodass dieser introvertiert und geschlossen war. Das neue Hospiz wichtig, im Patientenzimmer keinen störenden Geräusch- und Lichtsituationen ausge-
mit seinen 16 Betten öffnet sich nach außen und kommuniziert mit seiner Umgebung. setzt zu sein. Das gesamte Gebäude ist so ausgelegt, dass es Schall absorbiert und die
Schallausbreitung in vertikaler und horizontaler Richtung reduziert. Die Patienten -
r Welche Bedürfnisse nach Rückzug einerseits und Teilnahme am öffentlichen zimmer lassen sich komplett verdunkeln. Die Decken weisen keinerlei Elemente auf,
Leben andererseits sollte ein Hospiz erfüllen? die Halluzinationen hervorrufen könnten. Funktional und technisch ist das Hospiz so
Die halbkreisförmigen, in die Fassaden eingeschnittenen Höfe verzahnen sich mit dem flexibel, dass es auf die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen angepasst werden
urbanen, öffentlichen Kontext. Der Innenhof ist hingegen ganz privat und von außen kann. Den Wünschen der Sterbenden soll so gut wie möglich entsprochen werden.
nicht einsehbar. Die Dachterrasse bietet eine weitere Möglichkeit, draußen zu sein,
doch i n s emiprivater Atmosphäre. D as T hema p rivat-halbprivat-öffentlich r Der Wunsch nach Privatheit und familiärer Nähe ist an der Grenze zwischen
be stimmt das gesamte Gebäude, innen wie außen, um sanfte, graduelle Abstufungen Leben und Tod sehr intensiv. Auf welche Art und Weise reagieren die Größe des
in der Privatsphäre und Intimität herzustellen. Diese Differenzierung ist wichtig für die Hospizes, die Grundrisse, das Interieur und die Atmoshpäre darauf?
Nutzer. So können sie selbst entsprechend ihren persönlichen Wünschen und Die Familie wohnt meist in der Nähe und kann das Hospiz in kurzer Zeit erreichen. Es
Bedürfnissen ihre Aufenthaltsorte wählen. Es ist wichtig, Rückzugsräume anzubieten gibt ein Familienzimmer auf jeder Etage. Verwandte können somit über Nacht bleiben.
und zugleich mitten in der Stadt sein zu können. In jedem Patientenzimmer steht ein ein Sof a-Bett zur Verfügung, um dem P atienten

AIT 11.2017 • 121