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WOHNEN • LIVING
CASA LAB
IN MURCIA
Entwurf • Design Laura Ortín Arquitectura, ES-Murcia
Wie sehr die unmittelbare Umgebung das Wohlbefinden beeinflusst,
merken viele erst, wenn etwas nicht passt – wenn der Bürostuhl un-
bequem oder die Arbeitsplatte der Küche zu niedrig ist. Gelegentlich
sitzt das Unbehagen aber tiefer – so wie bei dem Eigentümer der Casa
Lab. Der frisch renovierte Wohnraum ließ sich nur durch eine Neu-
strukturierung an die Bedürfnisse des Bewohners anpassen.
von • by Theresa Hütte
D ie Farbe auf den Wänden war noch nicht ganz trocken, als der Eigentümer die Ar-
chitektin Laura Ortín ins Boot holte. So groß war der Unmut über die sterile, mo-
dernisierte Wohnung, die so unpersönlich war und einfach so gar nicht passen wollte!
Damit zeigt sich einmal mehr, dass standardisierte Wohnlayouts nicht auf alle Lebens-
entwürfe und Bedürfnisse zugeschnitten sind – je diverser die Bewohner, desto unter-
schiedlicher sind die Lösungen, nach denen sie streben! Für die Architektin begann
damit ein Balanceakt – zwar sollten hier Veränderungen entstehen, jedoch auch so res-
sourcenschonend wie möglich, um viele der gerade erst vorgenommenen Neuerungen
beizubehalten. Die Entscheidung fiel auf die Neustrukturierung eines Teilbereichs. So-
wohl die Küche, als auch das Bad und ein Schlafzimmer blieben unberührt. Ausschließ-
lich der Wohnbereich und die Suite sollten von der spanischen Architektin verändert
werden – dafür aber grundlegend! Entstanden ist ein Schauplatz des Lebens, der ganz
auf den Bewohner abgestimmt ist. Eine Bühne, die Freunde und Familie in wechseln-
den Auftritten von Hobbys, Reisen und Kunstsammlungen erzählen kann. Dazu sepa-
riert eine geschwungene Wand den Wohnraum von den restlichen Funktionen der Woh-
nung. Die hölzerne Oberfläche, die sich in plastischen Wellen über die Wand zieht, äh-
nelt einem Theatervorhang. Gleichzeitig übernimmt die strukturierte Oberfläche eine
absorbierende Funktion, damit eine komfortable Kulisse entsteht. Eine Kulisse für das
Alltägliche, für Geschichten von Reisen und der mitgebrachten Kunst, die ausschließlich
durch ein Sofa ergänzt wird, das sich immer wieder neu arrangieren lässt. Der Wunsch
nach einer Atmosphäre der Träume und Wünsche – und eben nicht der Normalität –
wird auch im angrenzenden Schlafbereich fortgesetzt. In himmlische Blautöne getaucht,
lässt es sich hier von fremden, weit entfernten Orten träumen. Von Hotelsuiten inspi-
riert, entstand ein eigener Mikrokosmos innerhalb der Wohnung, der mit einem sepa-
raten Ankleidezimmer und einem Badezimmer en Suite glänzen kann. Laura Ortín schuf
persönliche Orte, so unterschiedlich und doch so charakteristisch wie sein Bewohner.
084 • AIT 7/8.2021