Page 26 - AIT0721_Lesperobe
P. 26
WOHNEN • LIVING
DACHGESCHOSSWOHNUNG
IN HAMBURG
Entwurf • Design BAID architektur, Hamburg
Der Mangel an Wohnraum treibt deutschlandweit die Großstädte um.
BAID Architekten aus Hamburg beweisen in ihrer Heimatstadt, wie
eine intelligente Nachverdichtung hinter einer historischen Fassade
dringend benötigte Wohnfläche schafft und gleichzeitig Stadtidentität
fortschreiben und gute Innenarchitektur hervorbringen kann. Die Aus-
stattung der Geschosswohnungen ist alles andere als von der Stange.
von • by Rainer Häupl, Stuttgart
I n der Warburgstraße, nahe dem Alsterufer, entwickelte BAID einen Neubau hinter
einer historischen Fassade. Die dadurch erzielte innerstädtische Nachverdichtung ge-
neriert mit 42 Stadtwohnungen – davon sechs als geförderter Wohnungsbau – deutlich
mehr Wohnraum als zuvor. Und das in bester Lage! Die straßenseitig gelegenen Wohn-
einheiten starten erhaben auf Hochparterreniveau. Hofseitig erstrecken sich neun Voll-
geschosse, was den Neubau als Hochhaus einstuft und mit besonderen Anforderungen
an die Sicherheit und die haustechnische Ausstattung verbunden ist. Die in Splitlevels
organisierte Innenraumstruktur erlaubt im Erdgeschoss einen ebenerdigen Zugang zum
Garten. Premiere für die Hansestadt war die aufwendige Translozierung der Fassade aus
dem 19. Jahrhundert: Sie wurde etagenweise in Teile geschnitten, eingelagert, aufbereitet
und vor dem Neubau passgenau wiedererrichtet. Das Büro BAID, das von der Architektin
Jessica Borchardt (siehe AIT 6.2021, S. 14) 2005 gegründet wurde, prägt mit seinen Wohn-
bauten seit vielen Jahren den Bereich rund um die Hamburger Außenalster. Einen Vorge-
schmack auf die hochwertige Ausgestaltung im Inneren der Wohneinheiten bietet bereits
der großzügige Eingangsbereich, der Bewohner und Besucher mit durablen Baustoffen
empfängt: Naturstein, dunkles Holz und Bronzeprofile. Dieser edle Materialmix setzt sich
auch in den Wohnungen fort. Besondere Blickfänger sind die Wandverkleidungen aus
Marmor im Küchen- und Kaminbereich. Dank der unterschiedlichen Wohnebenen er-
streckt sich die Marmorfläche teilweise deckenhoch auf bis zu knapp sechs Meter Höhe.
Für einen angenehmen und warmen Fußbodenbelag wählten die Architekten einen lang-
lebigen Parkettboden aus geölter Vogeseneiche. Die großzügigen Verglasungen mit teils
runden Scheiben und der Terrasse mit Glasbrüstung lassen über die zwei Etagen hinweg
viel Tageslicht in den Innenraum. Die Badezimmer wurden mit hochwertigem Feinstein-
zeug gestaltet. Der beneidenswerte Rundumblick lässt sich aufgrund der Uneinsehbarkeit
in den obersten Geschossen auch in diesen sehr intimen Räumen genießen: Aus der frei-
stehenden Badewanne schweift der Blick weit über die Hamburger Altstadt.
094 • AIT 7/8.2021