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WOHNEN • LIVING


































               APARTMENT

               IN MADRID


               Entwurf • Design Husos Architects, ES-Madrid



               Ein junger Mann, seine Bulldogge, ein Gemüsegarten und das Zuhau -
               se, das sie miteinander teilen – so umschreiben Husos Architects
               ihren Umbau eines 46 Quadratmeter großen Apartments in Madrid.
               Aus einer stickigen Drei-Zimmer-Wohnung machten sie eine sympha-
               tische Bleibe, die in ökologischer, ökonomischer und vor allem sozia-
               ler Hinsicht ganz auf die Bedürfnisse des Bauherrn zugeschnitten ist.



               von • by Dr. Uwe Bresan
               D   ie Welt verändert sich rasant und damit auch die Art und Weise, wie wir in ihr le -
                   ben und wohnen. Traditionelle Familienstrukturen lösen sich auf und der Klima-
               wandel bedingt neue Formen der Ressourcennutzung! Die Architektur reagiert auf diese
               Herausforderungen nur langsam; vor allem der Wohnungsbau verharrt vielfach in über-
               kommenen Grund  riss- und Konstruk tions lösungen. Den großen Akteuren mangelt es zu
               oft an Mut und Weitsicht, um die gelernten Konventionen infrage zu stellen. Und so sind
               es vor allem die kleinen Akteure – einzelne Architekten und ihre Bauherren –, die neue
               Wege beschreiten. In Madrid fanden sich nun die Architekten Diego Barajas und Camilo
               García von Husos Architects und der junge Notfallarzt Jaime als Bauherr zusammen, um
               eine kleinteilige und schlecht belüftete Wohnung aus den 1960er-Jahren in ein neues,
               zeitgemäßes Zuhause zu verwandeln. Von der ursprünglichen Aufteilung – drei Zimmer,
               Küche, Bad – blieb nicht viel mehr übrig als eine schmale Nasszelle mit Dusche und WC!
               Aus den übrigen Zimmern entstand ein großzügig geschnittener Einraum, der alle Funk-
               tionen des Wohnens aufnimmt. Die Fenster des Raumes sind nach Osten und Westen
               orientiert, wodurch eine natürliche Luftzirkulation entsteht. Ein auf drei Regalebenen ge-
               stapelter Gemüsegarten auf dem Westbalkon unterstützt die passive Kühlung und macht
               eine Klimaanlage überflüssig. Bewässert wird das Balkongemüse übrigens mit dem auf-
               bereiteten Grauwasser aus der Dusche. Unkonventionell ist allerdings nicht nur das Kli-
               makonzept! Auch bei der Gestaltung des Wohnraums machten die Architekten keine
               Kompromisse: Alles ist auf die Bedürfnisse von Jaime und seiner Bulldogge Albóndiga
               zugeschnitten. Hinter einer leichten Trennwand verbergen sich Bett, Garderobe und eine
               rosa Liegelandschaft. Letztere hat eine explizite Funktion in Jaimes Liebesleben: Denn in-
               nerhalb der schwulen Subkultur der Stadt gehört es zum guten Ton, gelegentliche Be-
               kanntschaften ausschließlich im Wohnzimmer zu empfangen. Das Schlafzimmer bleibt
               hingegen langfristigen Beziehungen vorbehalten! Für Albóndiga wiederum entwickelten
               die Architekten spezielle Baumwollinseln, die als angenehm luftige Liegeflächen dienen.


               076  •  AIT 7/8.2019
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