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WOHNEN • LIVING

































            WOOD RIBBON APARTMENT

            IN PARIS



            Entwurf • Design Toledano + Architects, FR-Paris


            Altes erhalten, Neues integrieren – eine typische Pariser Altbauwoh-
            nung an die Bedürfnisse einer jungen, dreiköpfigen Familie anzupas-
            sen, ohne den Charme der Architektur zu negieren, war eine Heraus-
            forderung für Toledano + Architects. Mit leichten, wellenförmigen
            Wandgefügen aus Holz, die den Grundriss neu ordnen und der Wohn-
            fläche eine fließende organische Form geben, ist dies geglückt.



            von • by Patricia Buth
            B  is heute ist sie in der gesamten Pariser Innenstadt präsent: die Architektur von
               Georges-Eugènes Haussmann (1809–1891). Im Auftrag Kaiser Napoleons III. sollte
            der Stadtplaner eine grundlegende Umstrukturierung der Hauptstadt vornehmen und
            das Erscheinungsbild zentraler Straßenzüge vereinheitlichen. Haussmann gab dem Pa-
            riser Zentrum nach Mitte des 19. Jahrhunderts sein berühmtes und für die damalige Zeit
            modernes Erscheinungsbild. Für die Umgestaltung eines Apartments in einem typisch
            Haussmann’schen Wohnhaus beauftragte eine dreiköpfige Familie das in Paris und Tel
            Aviv ansässige Büro Toledano + Architects. Mit simplen, aber unkonventionellen Eingrif-
            fen ist hier eine neue organische Grundrissaufteilung entstanden, die den historischen
            Bestand nicht verleugnet. Zwei eingestellte Wandbänder ziehen sich wellenförmig durch
            die Wohnung und definieren einen privaten und einen gemeinschaftlich genutzten Be-
            reich. Rechter Hand vom Eingang befindet sich das Elternschlafzimmer und auf der ge-
            genüberliegenden Seite das Kinderzimmer mit separat begehbarem Bad. Dieser Bereich
            nimmt die intimen Rückzugsorte der Familie auf und ist durch einen schmalen Flurab-
            schnitt mit dem dahinter liegenden Wohnraum verbunden. Dort öffnen sich die ge-
            schwungenen Vorsatzschalen in großer Geste zum Salon und zur Küche, die entlang der
            Fassadenseite organisiert sind. Um den Blick auf die historische Stuckverzierung und
            die ursprüngliche Raumgliederung nicht zu verstellen, ließ das Projektteam die hölzerne
            Wand schon kurz vor der Decke enden. Diese nimmt an unterschiedlichen Stellen auch
            Wandnischen und im Esszimmer sogar die komplett ausgestattete Küche auf. Mit Mes-
            sing und Travertin ausgekleidet, erzeugen die funktionalen Einschnitte einen kühnen
            Kontrast zum hellen Holz. Das Hauptbadezimmer ist dagegen mit luxuriösen, grauen
            Onyxplatten ausgestattet – ein spannungsvoller Gegenpol zur ansonsten eher schlichten
            Materialgebung. Weiße und orangefarbene Harzoberflächen verleihen dem Kinderzim-
            mer eine verspielte Note, und in den Ankleideräumen hinter den neu eingezogenen
            Holzwänden sorgen Deckenplatten aus Polycarbonat für eine natürliche Lichtstimmung.

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