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Entwurf • Design Leonardo Di Chiara, IT-Pesaro/Berlin
                                     Ralf Biehl                                                   Bauherr • Client Leonardo Di Chiara, IT-Pesaro/Berlin
                                                                                                  Standort • Location Mobil
                Foto: Richard Menzel, Horb  1966 in Bad Hersfeld geboren 1987–1995 Architekturstudium an der TH Darmstadt 1995–1999 Architektur- und  Nutzfläche • Floor space 9 m 2
                                     Journalismus-Stationen in Nordhessen, Cottbus, Dortmund und Köln 1999–2011 Redakteur und Event-Manager bei
                                                                                                  Fotos • Photos L. Di Chiara, G. Terracciano, A.F. Castillo
                                                                                                  Mehr Informationen auf Seite • More information on page 174
                                     AIT und GKT in Stuttgart seit 2011 bei Häfele im Marketing für die Zielgruppe Architektur und Objekt verantwortlich























                Fotos: Leonardo Di Chiara





                Intelligente Beschläge lassen nicht nur die Küchentüren, ... • Intelligent fittings make kitchen doors ...

                 von • by Ralf Biehl
                D   as aVoid ist vermutlich das kleinste bewegliche Haus, das jemals in Italien gebaut
                    wurde. Seine neun Quadratmeter große Wohnfläche ist mit allem ausgestattet, was
                der moderne Nomade im Alltag braucht. Zugleich folgt das Minihaus dem Prinzip des Less
                is More und schließt damit auch an aktuelle Nachhaltigkeitsdebatten an. Das Innere wird
                durch einen einzigen, grauen Raum bestimmt, der das Haus in Längsrichtung durchmisst
                und ohne jegliche Einrichtung entwickelt wurde. Der Name des Hauses ist eine Anspielung
                auf diesen Leerraum, im Englischen „void“ genannt. Zugleich meint „avoid“ aber auch so
                viel wie vermeiden oder verzichten. Bespielt wird der Raum durch in den Wänden ver-
                steckte „devices“, die je nach Nutzungsart den Raum füllen und verändern. In Funktion,
                das heißt geöffnet, aufgeklappt oder herausgezogen, vermitteln sie durch ihre warmen
                Holz optiken einen wohnlichen Charakter. Der Zutritt erfolgt über zwei Fenstertüren an ei -
                ner der Schmal seiten. Am gegenüberliegenden Ende lässt sich aus der Wand ein schmales
                Bett herunterklappen. Zwei flache Rollhocker, die sich daneben in der Wand verstecken,
                können an das Bett andocken und verdoppeln damit die Liegefläche. Das schmale Bett  ... sondern auch das Bett in der Wand verschwinden. • ... and bed disappear in the wall.
                kann auch als Sofa dienen und bietet dann bis zu drei Personen Platz. In Kombination mit
                dem Klapptisch, der in die zweite Längswand eingelassen ist, einem Rollhocker sowie
                zwei integrierten Klappstühlen sind auch Einladungen zum Abendessen für sechs Per -  seinem neuen Wohnsitz durch Europa reist. Denn durch sein geringes Gewicht und seine
                sonen kein Problem. Gekocht wird dann in der voll funktionstüchtigen Küche, die sich hin-  schmalen Abmessungen – das aVoid ist lediglich 5,05 Meter lang, 2,53 Meter breit und
                ter der Wand im mittleren Bereich des Hauses versteckt. Dusche und Toilette wiederum  vier Meter hoch – liegt das Haus innerhalb des zulässigen Rahmens der Straßen ver kehrs -
                be finden sich hinter der Wand im Eingangsbereich. Zu guter Letzt erlaubt eine ebenfalls  ordnung für Wohnwagen. Das heißt, es benötigt keine besondere Zugmaschine und kann
                in der Funktionswand verstaute Leiter noch den Aufstieg zu einer kleinen Dachterrasse.   mit den Führerscheinklassen 3 beziehungsweise B bewegt werden.
                Das Haus funktioniert wie ein Schweizer Taschenmesser ...     ... und könnte die Wohnungsnot in unseren Städten lindern


                Seit vielen Jahren arbeitet Häfele unter dem Motto „Mehr Leben pro Quadratmeter“ an  Kon stru iert ist das fahrbare Haus aus einer Holzrahmen konstruktion, die auf einem
                intelligenten und platzsparenden Beschlaglösungen für Mikroapartments und Mini häu ser.  Stahl an hänger mit vier Rädern montiert und verankert ist. Die mit Holzfaserdämmung
                So entstanden in der Vergangenheit bereits wegweisende Einrichtungskonzepte etwa für  versehene und mit Blech beschichtete Hülle garantiert dabei eine gute thermische
                den Loftcube von Werner Aisslinger („Functionality Cube“) oder moderne Jugend her bergs -  Leistung. Darüber hinaus sorgen die beiden großen Fens tertüren für einen erheblichen
                zimmer („Youth Lab“). Auch die Planung und Realisierung des aVoids haben wir von  natürlichen Licht- und Wärmeeintrag. Vor allem in der kalten Jahreszeit wirkt sich das
                Anfang an mit unseren Beschlaglösungen unterstützt. Für die Gestaltung der Küche kam  positiv auf die Energieautarkie aus. Im Sommer wiederum ist das Haus durch die bei-
                zum Beispiel der Beschlag Folding Concepta zum Einsatz. Er sorgt dafür, dass die Türen im  den Türen gut belüftet. Außerdem ist das aVoid mit Photovoltaik-Paneelen samt Akku,
                geöffneten Zustand in der Wand verschwinden und so die Abläufe vor der Küchenzeile  einem kontrollierten mechanischen Lüftungssystem und einer Infrarot-Flächenheizung
                nicht stören. Der Gesamtentwurf zum aVoid stammt von Leonardo Di Chiara, einem jun-  ausgestattet. Bei der Anschaffung aller elektrischen Geräte wurde auf einen möglichst
                gen Architekten aus Pesaro, der auch als Bauherr fungiert und seit vergangenem Jahr mit  geringen Energie verbrauch geachtet. Für Di Chiara steht sein aVoid in der Tradition

                                                                                                                               AIT 3.2019  •  147
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