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VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION

































            KULTUR- UND FRISEURSALON

            IN BRAGA



            Entwurf • Design Nuno Ferreira Capa, PT-Braga


            Nach dem Friseurbesuch eine Runde shoppen gehen und dann frisch
            gestylt bei einem Drink feinster Jazzmusik lauschen – das klingt doch
            nach einem perfekten Tag in der Stadt. Im portugiesischen Braga ist
            das alles in intimer Atmosphäre und unter einem Dach möglich. Den
            passenden Rahmen hat der ortsansässige Architekt Nuno Capa ge-
            schaffen: Vorhang auf für diesen Ort der zahlreichen Möglichkeiten.



            von • by Christine Schröder
            B  raga bildet das religiöse Zentrum Portugals und ist im Wesentlichen bekannt für
               barocke Sakralbauten, üppig angelegte Gärten und archäologische Stätten. Doch
            in der kleinen Stadt im Norden des Landes gibt es auch ein junges pulsierendes Leben.
            In diesem Umfeld wurde Anfang des Jahres das Maison 826 als Friseursalon, Jazzclub,
            Galerie und Boutique in Einem eröffnet. Pedro Remy ist seit über 30 Jahren leidenschaft-
            lich Friseur und noch länger passionierter Musiker. In seinem neuen Laden verbindet
            er beides miteinander. Schauplatz ist das Erdgeschoss einer Wohnbebauung aus den
            1970er-Jahren. Im Zuge der Entkernung wurde Schicht um Schicht vorheriger Nutzungen
            abgetragen, bis schließlich die rohe Betonkonstruktion zum Vorschein kam. Auf dieser
            Grundlage bespielte Architekt Nuno Capa die 250 Quadratmeter große Fläche, verteilt
            auf vier Split-Level mit einem anspruchsvollen Raumprogramm. Fragmente der Vergan-
            genheit koexistieren nun neben den neu eingebrachten Elementen. Der Zugang erfolgt
            auf Level zwei, wo ein Holztresen im Raum zu schweben scheint. Hier werden Kunden
            und Gäste gleichermaßen empfangen und mit Getränken versorgt. Wahlweise geht es
            im Anschluss ins introvertierte Untergeschoss, wo Konzerte, Theater und Vernissagen
            stattfinden, oder – einen Treppenlauf nach oben – an den Frisiertisch und – noch einen
            Lauf weiter – in die Boutique. Betonplatten am Boden, glatt verputzte Wände, eine auf-
            gesprühte Cellulose-Dämmung an der Decke und schwere Vorhänge, alles in einem ele-
            ganten Grau gehalten, fassen die Funktionen optisch zusammen. Hier und da verweisen
            roh belassene Flächen auf die Geschichte des Ortes. Die an filigranen Metallschienen
            in Schwarz von der Decke hängenden Vorhänge umschließen jeden Raum. Je nach An-
            lass entstehen immer neue Sequenzen, die mal von Tageslicht durchflutet, mal zuein-
            ander geschaltet und ein anderes Mal in sich geschlossen sind. Dazu werden maßge-
            fertigte Möbel und Einbauten den einzelnen Nutzungen gerecht und bleiben dennoch
            flexibel. So entpuppt sich der fünf Meter lange Holztisch erst beim zweiten Hinsehen als
            Frisiertisch, der mit wenigen Handgriffen zum Präsentationsmöbel wird.

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