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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
SOZIALVERSICHERUNG
IN OVIEDO
Entwurf • Design Estudio González Arquitectos, ES-Valladolid
Strahlend-rote Fensterrahmen lassen die Passanten aufblicken,
wenn sie über die Plaza de la Escandalera in Oviedo eilen. Die auf-
fällige Farbe gehört zum städtischen Hauptsitz der spanischen So -
zialversicherung – Tesorería General de la Seguridad Social. Mit der
ungewöhnlichen Farbwahl fügten die Architekten von Estudio Gon -
zales der historischen Fassade ein zeitgenössisches Element hinzu.
von • by Theresa Hütte
A uffällige Kontraste kennzeichnen die Eingriffe, die das spanische Architekturbüro
an dem fast 100 Jahre alten Gebäude vorgenommen hat. Von Architekt Manuel de
Busto 1922 erbaut, birgt das Bestandsgebäude eine interessante Architekturgeschichte.
Auf seinen Reisen nach Frankreich und England lernte de Busto das damals innovative
Bauen mit leichten Metallkonstruktionen kennen. Wieder zurück in der Heimat setzte
er diese Technik das erste Mal im Gebäude an der Plaza de la Escandalera ein, das
heute die TGSS beherbergt. Damit reiht sich das Bauwerk, dessen Fassade deutliche An-
leihen am Stil des Regionalismus nimmt, in eine Riege ähnlich innovativer Bauten am
Platz ein. Zunächst als Wohnhaus geplant und erbaut, folgte in den 1960er-Jahren in
den unteren zwei Geschossen die Nutzung als Bankfiliale. Aus eben jener Zeit stammen
die repräsentative, mit Marmor verkleidete Eingangshalle und das Treppenhaus, die bis
heute erhalten geblieben sind. Über die vielen Jahre und die unterschiedlichen Nutzun-
gen hinweg entstand ein eklektischer Stilmix, den die Architekten von Estudio Gon zales
nun mit einer aufwendigen Sanierung aufrechterhielten und fortzuschreiben versuch-
ten. Als Eigentümer des Gebäudes nutzte die Sozialversicherung bereits einige Ge-
schosse als Büroräume und beschloss, durch die Renovierung die Fläche auszuweiten,
um die Zuständigkeiten für Kranken-, Arbeitslosen- und Pflegegeld sowie Rente an
einem Ort zu bündeln. Dazu waren sowohl technische als auch energetische Neuerun-
gen nötig, die in Einklang mit der Bestandsarchitektur gebracht werden mussten. Ein
barrierefreier Zugang wurde geschaffen, indem der zentral liegende Innenhof überdacht
und kurzerhand als Fahrstuhlschacht umfunktioniert wurde. Gleichzeitig erfolgte eine
Neustrukturierung des Raumprogrammes. Wo einst Wohnraum war, öffnen sich jetzt
Flächen für zahlreiche Arbeitsplätze. Immer wieder treffen historische auf zeitgenössi-
sche Elemente: Marmor auf rote Farbe, genietete Stahlträger auf Lochblech, Rundbögen
auf Glastrennwände. Aus einer wie zufällig wirkenden Mischung entwickelten die Ar-
chitekten eine kontrastreiche Collage aus Materialien, Farbe und Formen.
084 • AIT 12.2020