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Daten & Fakten
1968 Kauf deutsche Niederlassung Evertaut 1971 Umbenennung in Friedrich-W. Dauphin Alleinimport Evertaut, München 1972 Entwicklung Firmengründer: Friedrich-Wilhelm Dauphin →
eigener Bürostühle 1973 neue Firmenzentrale Offenhausen 1981 Expansion Exportgeschäft 1984 Bürositzmöbelfabrik Friedrich-W. Dauphin Mitarbeiter: über 740 weltweit
GmbH & Co. 1992 Zukauf Bosse Design 1993 Gründung Dauphin North America 1998 Zukauf Züco 2010 Gründung Dauphin Home Firmensitz: Offenhausen/Mittelfranken
Wie alles begann: Messeauftritt von Evertaut 1968 • How it all started: presentation of Evertaut in 1968 50 Jahre später: Messeauftritt Orgatec 2018 in Köln • 50 years later: presentation at Orgatec 2018 in cologne
M itten in Mittelfranken im idyllischen Offenhausen – von Branchenkennern auch „Tal Umzug der Firma von München (Verwaltung) beziehungsweise Produktion (Oberroden
bei Frankfurt) nach Offenhausen im Jahr 1973 liefen Mitte der 1970er-Jahre die ersten
der Stühle“ genannt – schlägt das Herz des Dauphin-Konzerns. Hier werden täglich
im Durchschnitt über 1.600 Bürostühle gebaut und versandt, darunter Gewinner renom- Bürostühle im eigenen Werk vom Band. Die 1980er- und 1990er-Jahre standen im Zeichen
mierter Designpreise wie Dauphin Fiore oder Dauphin Lordo flex. In den letzten 50 Jahren der Expansion: Neben dem Aufbau des Exportgeschäfts optimierte Friedrich-Wilhelm
entwickelte sich das Unternehmen unter der Leitung von Friedrich-Wilhelm Dauphin und Dauphin, unterstützt von seiner Frau Elke Dauphin, die Wert schöpfungskette und grün-
seiner Frau Elke Dauphin, die 2016 verstarb, zum multinationalen Konzern mit weltweit dete zwei zusätzliche Produktionsstätten für den Bereich Sitzträgerfertigung (Mechaniken)
rund 740 Mitarbeitern. Zur Dauphin Holding gehören 23 Vertriebs- und Produk - sowie Polsterei. Das Ziel des Unternehmer-Ehepaars: ganzheitliche Bürokonzepte aus
tionsgesellschaften im In- und Ausland sowie zahlreiche Niederlassungen, Vertre tungen einer Hand. In konsequenter Fortsetzung dieser Unter nehmensentwick lung erweiterte
und Lizenznehmer in 81 Ländern. Der charismatische Unternehmer, der erst kürzlich Dauphin in den letzten 25 Jahren das Produkt portfolio durch gezielte Zukäufe passender
seinen 80. Geburtstag feierte, ist das, was man heute als Selfmademan bezeichnen Unternehmen wie Bosse, Trendoffice und Züco. Ergänzend zum Büromöbelgeschäft stieg
würde, ein mutiger Macher, Tüftler und Visionär. Den Grundstein des Dauphin-Konzerns die Dauphin-Gruppe 2010 in die Wohnmöbel branche ein: Unter dem Markennamen
legte Friedrich-Wilhelm Dauphin im Jahr 1968: Der damals knapp 30-jährige Unter - Dauphin Home bietet der Konzern moderne, zeitlose Wohnlösungen. Seit 2017 werden die
nehmensberater analysierte im Auftrag des britischen Bürostuhl produzenten Evertaut das Büro- und Wohnmöbel des Tragrohr möbel systems Bosse modul space auch in einer
Potenzial des deutschen Büromöbelmarkts. Als Evertaut die Absatzchancen bezweifelte, exklu siven Kollektion in der Farbklaviatur von Le Corbusier – als Lizenznehmer der Les
erwarb Friedrich-Wilhelm Dauphin selbst die deutsche Niederlassung, da er vom Erfolg Cou leurs Suisse – angeboten. Außerdem ist Friedrich-Wilhelm Dauphinein leiden-
in Deutschland überzeugt war. Mit viel Ehrgeiz und Verkaufstalent wagte er mit Import, schaftlicher Sammler von Oldtimern. In mehr als 30 Jahren sammelte das Paar rund 160
Montage und Vertrieb der englischen Bürostühle den Sprung in die Selbst ständigkeit. In Oldtimer und 240 nostalgische Motorräder. Um die beeindruckende Sammlung in stil-
den Anfangsjahren zog der gelernte Kaufmann mit Koffer und Stuhl durch Deutschland vollem Ambiente unterzubringen und einer brei teren Öffentlichkeit zugänglich zu
und baute nach und nach eigene Vertriebswege auf. Der erste Großauftrag kam 1971 von machen, erwarb die Familie Dauphin 1999 eine ehemalige Fabrikhalle in Hersbruck und
der Regierung Nordrhein-Westfalen, die für die Oberfinanz direktionen und Ober landes - arbeitete bis 2004 im Dauphin Speed Event, einem Ort für Ver anstaltungen aller Art für
gerich te über 25.000 Stühle orderte. bis zu 500 Personen. Darüber hinaus besitzt Friedrich-Wilhelm Dauphin auf dem Kap in
Südafrika einen historischen Weinberg, den das Ehe paar auf einer seiner zahlreichen
Mehr als 85 Patentanmeldungen und 150 Design-Patente Geschäftsreisen erworben hatte. Heute werden Wein, Obst, Kräuter und Oliven unter dem
Namen „Allée Bleue“ sehr erfolgreich angebaut und weltweit vermarktet. Das Allée Bleue
Ein wichtiger Meilenstein war die Entscheidung für die Entwicklung eigener Bürostuhl- Estate selbst ist eine romantische Kulisse für große Feierlichkeiten für bis zu 400
Modelle. Mit einer pfiffigen Erfindung gelang Friedrich-Wilhelm Dauphin Anfang der Personen. Zahlreiche Preise und Ehrungen begleiten das Lebenswerk von Friedrich-
1970er-Jahre der Durchbruch: Er konstruierte aus konisch steckbaren Einzelteilen einen Wilhelm Dauphin, unter anderem der Gründerpreis der Bayerischen Sparkassen, die Aus -
Bürostuhl, der sich platzsparend verpacken und günstig verschicken ließ – ein entschei- zeichnung als Nachhaltiger Hersteller, der German Brand Award, der if Design Award und
dender Wettbewerbsvorteil, vor allem für das Exportgeschäft. Mehr als 85 Patentanmel - der Red Dot Award. Über 50 Jahre an seiner Seite war: Ehefrau und Partnerin Elke
dungen sowie über 150 Design-Patente folgten, darunter die erste Synchron-Mechanik für Dauphin, die den Unternehmens aufbau maßgeblich mitgestaltete und als geschäfts-
Bürostühle. Noch heute ist die hohe Innovationskraft einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren führende Gesell schafterin für die Berei che Marketing, Design, Firmenkultur und Personal -
der Dauphin-Gruppe. Immer im Zentrum der Entwicklungsarbeit: eine perfekte Verbin - entwicklung das Gesicht der Marke Dauphin prägte. Mit ihrer Leidenschaft für Kunst und
dung von Ergonomie, Design und Ökologie. In der hauseigenen Forschung sowie in enger Kultur und ihrem untrüglichen Gespür für gutes Design verlieh Elke Dauphin dem
Zusammenarbeit mit Instituten, Universitäten und Designern werden bis heute regel - Konzern einen unverwechselbaren Auftritt nach außen und innen. Über Jahrzehnte war
mäßig neue Stuhlmechaniken und prämierte Designprodukte entwickelt. Nach dem Elke Dauphin Mitglied im Verband Deutscher Unternehmerinnen (VDU) und zweite
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