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BANKEN UND BEHÖRDEN • BANKS AND AUTHORITY BUILDINGS
RATHAUS
IN MAITENBETH
Entwurf • Design meck architekten, München
Sanfte Hügel, weite Wiesen und dichte Wäl der – die bayerische
Gemeinde Maitenbeth ist ein landschaftliches Kleinod. Und jetzt
gibt es auch noch einen attraktiven Ortsmittelpunkt: Mit dem Neu -
bau des Rathauses durch meck architekten aus Mün chen fand der
historische Ortskern nun eine Neuordnung, in der Kirche, Alte Post
und Rathaus formal sowie inhaltlich harmonieren.
von • by Désirée Spoden
D er bayerische Ort Maitenbeth ist bei Pendlern Richtung München sehr begehrt: Auf
der einen Seite bietet er Natur pur, auf der anderen Seite direkte Anbindung an die
B12 – in weniger als einer Stunde ist man in der Landeshauptstadt. Zugleich ist die
Gemeinde beschaulich geblieben: Knapp 2.000 Einwohner leben hier auf 3.094 Hek tar.
Was dem Ort bisher jedoch fehlte, war ein klar definiertes Zentrum. Zwar markierten mit
der Kirche St. Agatha, deren Bestand 1488 erstmals urkundlich belegt ist, sowie der Alten
Post, die 1914 in einem Bauernhaus aus dem Barockzeitalter eingerichtet wurde, zwei
architektonische Kleinode den historischen Ortskern, doch diese standen eher zusammen-
hangslos beieinander. Das Rat haus wie derum war abseits des Zentrums in einem um -
genutzten Wohnhaus aus den 1970er-Jah ren untergebracht. Als nun aufgrund bauphysika-
lischer Mängel ein Neubau notwendig wurde, nutzte die Gemeinde die Gunst der Stun de
und ließ das neue Gebäude auf einer Rest fläche gegenüber Alter Post und Kirche planen,
um den Ortskern zu stärken. Das Bau denk mal Alte Post, das inzwischen behutsam in ein
Bürger haus umgewandelt worden war bekam dadurch ein architektonisches sowie inhalt-
liches Pendant und der Kirchplatz gen Osten eine räumliche Begrenzung. Dabei nimmt
sich der zweigeschossige Rathaus-Ent wurf von meck architekten formal zurück und lässt
durch die Anpassung der Gebäude kontur ans abfallende Gelände Wege- und Sichtachsen
der historischen Bebauung den Vortritt. Zugleich gelang den Münchner Architekten mit der
subtilen Übernahme bestehender architektonischer Ele mente, die Eingliederung des Neu -
baus ins Ortsbild: Während sich der grobe Außenputz an die Kirchenfassade anlehnt, ori-
entiert sich die blau-grüne Farbe der Holz bin der kons truktion am ursprünglichen An strich
des Holz balkons der Alten Post. Ortstypisch sind Satteldach und Loch fas sade – mit asym-
metrischen Fensterfaschen und Holzfensterele men ten zeigt sich das neue Rathaus jedoch
zeitgemäß. Innen bilden Jurakalk, Eichen holz und weiße Wände eine ruhi ge Atmosphäre
und Kulisse für architektonische Zitate wie die wand gliedernde Holzleiste auf Kopf höhe,
die an das Wand motiv bayerischer Wirtshäuser erinnert. Durch die Öffnung über große
Flügeltüren zum unteren Rathaus platz und zum oberen Kirchplatz präsentiert sich der
Rathausneubau als transparente Einrichtung mit starkem Rückgrat.
100 • AIT 12.2017