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Ausstellungen zu West- und Ostmoderne
Wer sich für kultige Architektur der Moderne interessiert, kommt in den Ausstellun-
gen „Architektur als Experiment“ und „WBS70 – 50 Jahre danach. Kunst.off Platten-
bau“ ganz auf seine Kosten – einmal mit westdeutscher, einmal mit ostdeutscher Prä-
gung! Die Ausstellung Architektur als Experiment beschäftigt sich thematisch mit
dem historischen Entstehungskontext und dem Entwurfsprozess des Umlauftanks 2,
der Ikone experimentellen Entwerfens von Architekt Ludwig Leo. Anhand bisher
weitgehend ungezeigter Bilder und Pläne beleuchtet die Sammlung die Hypothese,
dass der Tank nur im westlichen Berlin zur Zeit des Kalten Krieges in dieser Form ge-
baut werden konnte. In der Galerie Kunsthaus Raskolnikow in Dresden gibt die Aus-
stellung „WBS70 – 50 Jahre danach“ Aufschluss über den wohl am weitesten verbrei-
teten Plattenbautyp der DDR. Zum 50. Jubiläum der als WBS70 abgekürzten Woh-
Foto: Marcus Ebener nungsbauserie werden Arbeiten internationaler Künstlerinnen und Künstler gezeigt,
die beweisen, dass sich die sozialistische Architekturmoderne, die „Ostmoderne“, in
der Popkultur und Designszene inzwischen großer Beliebtheit erfreut.
Those interested in the cult architecture of the modern era completely get their mo-
ney’s worth in the exhibitions “Architektur als Experiment” and “WBS70 – 50 Jahre
danach. Kunst.off Plattenbau” – in one case with West-German, in the other with
East-German imprinting! The “Architektur als Experiment” exhibition has as its
theme the historic formative context and the design process of the Circulating Tank
2, the icon of experimental design by the architect Ludwig Leo. With images and
plans not shown to date, the collection examines the hypothesis that it has only
been possible to build the tank in this form in West Berlin at the time of the Cold
Foto: Martin Maleschka, Wohnmaschine, 2019 danach” provides insight into the probably most common type of prefabricated buil-
War. In the Kunsthaus Raskolnikow gallery in Dresden, the show “WBS70 – 50 Jahre
th
ding in the GDR. On the 50 anniversary of the series of residential buildings, WBS70
in short, the works of international female and male artists are shown who prove
that socialist architectural modernism, “East Modernism”, by now enjoys great po-
pularity in popular culture and the design scene.
Bedürfnisanstalten von Ban und Tamura www.bauhaus-reuse.de • www.galerie-raskolnikow.de
Als Land ist Japan weltweit bekannt für seine hervorragende Hygiene! So ist es wenig
überraschend, dass mit dem Projekt The Tokio Toilet 17 öffentliche Toiletten im Tokioter
Stadtteil Shibuya von renommierten Architekten und Designern gestaltet wurden. Die
WC-Anlagen sind nicht nur als Zeichen der Gastfreundschaft und Weltoffenheit des
Landes zu verstehen, sondern sollen Symbol einer Gesellschaft der Diversität sein. Ge-
mein haben alle Entwürfe einen barrierefreien Zugang. Architekt Shigeru Ban ließ
zudem zwei wichtige Gedanken aus Sicht des Nutzers mit in seinen Entwurf einfließen:
zum einen die Sauberkeit des öffentlichen WCs und zum anderen die Verfügbarkeit
einer freien Toilette. Nach außen hin ist der WC-Raum durch farbig erleuchtete Schei-
ben separiert, die dank neuester Technik im besetzten Zustand milchig werden und so
dem Nutzer die nötige Privatheit bieten. Die von Produktdesignerin Nao Tamura er-
dachte Toilette beinhaltet drei voneinander abgetrennte Nischen. Diese charakterisie-
ren eine räumliche Neudefinition von Sicherheit, Privatsphäre und Dringlichkeit an öf-
fentlichen Orten und stehen somit Menschen aller Geschlechter und Ethnien offen.
Japan is known worldwide for its excellent hygiene! Little surprising that renowned ar-
chitects and designers developed 17 public toilets in the Tokyo Shibuya district with
the The Tokyo Toilet project. The WC facilities are not only a sign of the country’s hos-
pitality and cosmopolitanism but also a symbol of a society of diversity. All the designs
have barrier-free access. The architect Shigeru Ban furthermore integrated two essen-
tial needs into his design: on the one hand, the cleanliness of the public WC and, on
the other, the availability of an unoccupied toilet. The WC space is separated from the
outside with colourfully illuminated panels which become opaque when occupied and
thus provides the necessary privacy. The toilet by the product designer Nao Tamura
has three separate cubicles. These characterize a new spatial definition of safety, pri-
vacy and urgency and are for people of all genders and ethnicities. Fotos: Satoshi Nagare
www.shigerubanarchitects.com • www.naotamura.com
012 • AIT 10.2020