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VERKAUF UND PRÄSENTATION • RETAIL AND PRESENTATION THEORIE • THEORY
schaft – „Megatrends-on-Wheels, konzipiert für ortsspezifische Talks, Community Ex-
periences sowie diverse Formate für Inspiration und Edutainment – online, offline
und in between“, wie es die D’Art Design Gruppe zum Ausdruck bringt. „Diese mo-
bilen Hybridräume sind die Zukunft der Markenkommunikation.“ Sie sind ein span-
nendes Werkzeug, um mit der Zielgruppe Kontakt zu halten und Kommunikation auf
kleinem Raum zu verdichten – und sie lassen uns im „Zeitalter der Krisen“ das Kon-
zept Messe wesentlich flexibler handhaben als je zuvor ...
Nachhaltig – Mehrfachnutzung von Messeständen
Modulares Denken und Bauen wird generell die Gestaltung physischer Messestände
beeinflussen: Es wird immer wichtiger werden, an skalierbaren Lösungen zu arbeiten,
die sich für verschiedene Gegebenheiten (auch kurzfristig) eignen. Modul- und System-
bauten, die nach mehrjähriger Verwendung dem Kreislauf wieder zugeführt werden,
Foto: Blackspace GmbH, München werden somit wieder neue Aufmerksamkeit erlangen. Schließlich unterstützen sie das
Ziel der globalen Veranstaltungsbranche, bis 2050 klimaneutral zu sein. Aber auch
weitere kreative Ideen werden gefragt sein, um ressourcenschonend und materialspa-
rend zu inszenieren: „Null Abfall, maximale Wirkung! Wir gehen bewusst einen neuen
Caiola: „Es besteht schon lange die Notwendigkeit, in der gesamten Branche gegen-
Statt Messestand: Hausparty am Firmenstandort • Instead of a fair stand: a house party at the company location Weg zu einer nachhaltigeren Standgestaltung“, proklamiert auch der Designer Alberto
über dem Einmalgebrauch Anreize für Wiederverwendungen zu schaffen.“ Dement-
sprechend geht er sogar soweit, sich die raumbildenden Elemente für den Zeitraum
Deutlich weniger Produkte in den Grohe Motion Trucks ... • Clearly fewer products in the Grohe Motion trucks … der Präsentation nur auszuleihen und sie vor ihrem eigentlichen Verwendungszweck
damit einer neuen Nutzung zuzuschreiben. Schon jetzt zeichnet sich also ab, dass es
gar nicht mehr darum gehen wird, ob Nachhaltigkeitsstrategien überhaupt zum Einsatz
kommen, sondern eher darum, in welcher Form diese gestaltet sind.
Virtuell – Das Metaversum als Plattform
Aus Nachhaltigkeitsaspekten ist es auch in Zukunft sinnvoll, physische Messeteilnah-
men zu reduzieren und Nicht-Besucher – eine neue beachtenswerte Zielgruppe! –
durch hybride oder rein digitale Messeformate zu erreichen. Und hier steht das Meta-
versum als Web 4.0 schon in den Startlöchern für eine neue Art der Markenkommu-
nikation. Gestalterisch liegt der wesentliche Vorteil darin, fiktive dreidimensionale
Welten zu konzipieren, die individuell gebrandet sind und als Avatar erkundet wer-
den können, jedoch frei von Physik, Materialeigenschaften, Größe, Raum und Zeit
funktionieren. Je rasanter der technische Fortschritt, desto höher die Wahrscheinlich-
keit, auch in Corporate Metaverses immersive Markenerlebnisse zu generieren. Chri-
stian Mio Loclair, Co-Gründer von Journee und Waltz Binaire, bringt es auf den Punkt:
„Wir glauben, dass in dieser Technologie ein Mehrwert liegt. Vielleicht kann man mit
dem Buzzword in einem halben Jahr nicht mehr so viel anfangen. Von der Idee aber,
den Menschen im Internet einen Raum zu geben, den sie selbst interaktiv und explo-
rativ gestalten können und der auf jedem Device zugänglich ist, von der sind wir
überzeugt. Das ist keine Wette auf einen Begriff, sondern eine Wette auf Menschen,
... dank digitalem Zugang zum Produktportfolio. • … thanks to digital access to the product portfolio die eine angenehme Experience haben wollen.“ So ermöglichen die in Echtzeit ge-
renderten 3D-Welten zukünftig einen neuen Dialog mit dem Publikum, der von Inter-
aktion und interoperablem Netzwerken geprägt und synchron und dauerhaft von
einer unbegrenzten Anzahl von Userinnen und Usern erlebbar sein kann. Dieses Po-
tenzial sollte in den kommenden Jahren ausgeschöpft werden ...
Wertvoll – für die Zukunft
Es ist eindeutig: Messe stirbt nicht, Messe verändert sich! Sie wird sich auch in Zu-
kunft immer wieder agil an neue Gegebenheiten anpassen (müssen). Für Gestalter
und Gestalterinnen wird es darum gehen, sich wieder verstärkt mit den Qualitäten
von Raum auseinanderzusetzen – egal, ob es sich dabei um den physischen oder di-
gitalen Raum handelt: Raum sollte so inszeniert und gestaltet sein, dass er der Kom-
Fotos: Lukas Palik Fotografie, Düsseldorf munikation dient, Begegnung und Erlebnis ermöglicht, Immersion schafft und natür-
lich einen inhaltlichen Mehrwert liefert. Was aber auch bedeutet, dass Kommunika-
tionsstrategien vorab gefestigt sein müssen, vor allem, wenn nicht wie bislang nur
Produkte, sondern eher Positionen und Visionen im Fokus stehen. Es wird darum
gehen, Menschen mit Marken auf vielschichtigen Ebenen miteinander zu verbinden,
120 • AIT 9.2022 um gemeinsam Zukunft zu gestalten.