Page 122 - AIT0724_E-Paper
P. 122
Liebe Leserinnen und Leser, Bedürfnissen genau dieser Gruppe auseinan-
dergesetzt hat und ihnen, die bislang im Diskurs
dass bundesweit zigtausende Wohnungen feh- der Innenarchitektur unterrepräsentiert waren,
len, ist keine Neuigkeit mehr. Die Gesamtzahl Aufmerksamkeit geschenkt hat. Die Autorin
der Sozialmietwohnungen ist seit Jahren rück- sieht hier eine große Chance für die Innenar-
läufig, zusätzlich befeuert vom starken Neu- chitektur, da unsere Disziplin da ansetzt, wo es
baurückgang im Zuge der „Baukrise“. Besonders nun weitergehen sollte: Nicht in der Schaffung
prekär ist dies für Personen mit geringem oder neuen Wohnraums, sondern in der Belebung von
keinem Einkommen, die am herkömmlichen Bestandsbauten, in der Modernisierung, Revita-
Wohnungsmarkt, insbesondere in Metropolre- lisierung, Umgestaltung. Der folgende Artikel
gionen, wenige bis keine Chancen haben, pas- von Sophie Knittel ist ein Plädoyer für die „sozi-
senden Wohnraum zu finden. ale Innenarchitektur“.
Kürzlich habe ich Sophie Knittel kennenge-
lernt, die sich während ihres Innenarchitek- Ihr Carsten Wiewiorra
turstudiums in ihrer Forschungsarbeit mit den Präsident bdia
Liebesbrief an die Wohnung von einer ehemals obdachlosen Person, anonym eingereicht im Rahmen der Forschungsarbeit von Sophie Knittel
Soziale Innenarchitektur
Was ist Wohnen?
„Naja, Hauptsache, da ist eine Tür dran und vielleicht eine eigene Toilette und eine eige-
ne Dusche.“ – Karl, 8 Jahre ohne Wohnung.
„Ein Ort, an dem all meine Dinge sind, an dem ich mich geborgen fühle und meine Lieben
um mich habe.“ – Johanna, hatte immer eine Wohnung.
122 • AIT 7/8.2024

