Page 49 - AIT0722_E-Paper
P. 49
Lea Klabunde Lou Richter
1996 geboren in Bietigheim-Bissingen 2016–2019 Duales Studium Betriebs- 1994 geboren in Stuttgart 2016–2019 Studium Technologiemanagment,
wirtschaft, USM Möbelbausysteme 2019–2020 Mitarbeiterin USM Möbel- an der Universität Stuttgart seit 2020 Innenarchitekturstudium an der
bausysteme seit 2020 Innenarchitekturstudium an der HfT Stuttgart HfT Stuttgart
Barmöbel „Bar-D“
Entwurf und Text: Lea Klabunde und Lou Richter
D ie 20 war die Nummer, die wir im Glashütter Weg gezogen hatten. Hinter ihr ver-
bargen sich drei auf den ersten Blick scheinbar baugleiche Frankfurter Stühle. Ge-
wünscht hätten wir uns zugegebenermaßen ein anderes Möbel – nichtsdestotrotz waren
wir voller freudiger Erwartung, wo uns die Reise des Entwurfsprozesses hinführen würde.
Zuerst lösten wir alle Schraubverbindungen an den Stühlen, die verleimten Flächen lie-
ßen wir hingegen unberührt. Nachdem wir die Einzelteile der Stühle vorliegen hatten,
begannen wir diese unterschiedlich zu kombinieren und beschlossen, zwei der Stühle zu
einem Stauraummöbel umzufunktionieren. Unsere finale Formgebung ergab sich durch
das Aneinanderstellen zweier Sitzflächen. Unter den Flächen entstand ein Volumen zum
Verstauen von Getränkeflaschen und Gläsern. Die ursprünglichen Elemente des Bar-D
sollten als Stuhl identifizierbar bleiben, aber sich dennoch nicht in den Vordergrund drän-
gen. Wir experimentierten zudem mit verschiedenen Varianten der Form-, Farb- und Ma-
terialgebung. Unser finaler Entwurf besteht aus den beiden aneinandergestellten Stuhl- Transformation vom Stuhl zum Barmöbel • Transformation from chair to bar furniture
teilen, die durch zwei Einsteckscharniere verbunden sind. Die Scharniere zeichnen sich
durch einen Öffnungswinkel von 180 Grad aus und ermöglichen somit das vollständige
Aufklappen des Barmöbels. Bei den Stuhlteilen entschieden wir uns für eine matt-
schwarze Lackierung. Diese soll den Sitzelementen noch mehr Prägnanz verleihen, sie in
unserem Entwurf hervorheben und ihm einen zeitlosen statt nostalgischen Charakter ver-
leihen. Eine Bodenplatte wurde jeweils individuell für die Stühle angefertigt und verfügt
über Einbohrungen für drei versenkte Möbelrollen. Das Volumen unter den Stühlen ver-
kleideten wir mit einer Trägerplatte aus Flugzeugsperrholz und belegten diese jeweils
innen und außen mit dunkelbraun lasiertem Kork. Da die Reling des Stuhls etwas breiter
ist als diese Verkleidung, entsteht eine Schattenfuge, die wiederrum die ursprüngliche
Form des Stuhls betont. Für eine einheitliche Materialsprache ist der Innenraum des Mö-
bels mit dem gleichen Kork wie der der Bodenplatte verkleidet. Der Belag wiederholt sich
auf der Sitzfläche erneut, schafft einen harmonischen optischen Gesamteindruck und
sorgt für einen Anti-Rutsch-Effekt für abgestellte Gläser und Flaschen. Abgerundet wird
die Materialität durch Details aus Messing. Die Absturzsicherung im Innenraum des Mö-
bels wird ergänzt durch eine Reling, die auf der Sitzfläche des Stuhls angebracht ist und
sich auf der rechten Seite zu einem Griff zum Öffnen ausbildet. Zwei Magnete in Messing-
optik sorgen dafür, dass „BAR-D“ beim Rollen in geschlossenem Zustand verbleibt. Original Stuhlteile • Original chair parts
T he furniture we were given seemed to be identical Frankfurt chairs. First we loo- Schnitte • Sections
sened all the screw connections on the chairs, but left the glued surfaces un-
touched. We then began to recombine the individual parts and decided to convert
two of the chairs into a storage unit. Our final design was the result of placing two
seats next to each other. Underneath the seating surfaces, a volume was created for
storing bottles and glasses. We wanted the original elements of the Bar-D to remain
identifiable as a chair, but not to push themselves to the fore. Our final design con-
sists of two adjoining chair parts, which are connected by two insertion hinges with
an opening angle of 180 degrees. For the chair parts, we opted for a matt black paint
finish. This is to give the seat elements even more conciseness, to emphasise them
in our design and to give Bar-D a timeless rather than nostalgic character. We pro-
duced individual base plates with holes for three recessed furniture castors. We en-
closed the volume underneath the chairs with carrier plates made of aircraft ply-
wood, which we covered on both sides with dark brown glazed cork. To ensure a
uniform material vocabulary, the interior of the furniture is covered with the same
cork, as is the seat surface, where the covering provides a harmonious overall im-
pression and an anti-slip effect for glasses and bottles placed there. The materiality
is rounded off by brass details. A railing that is attached to the seat of the chair
forms a handle for opening. Two brass-look magnets ensure that BAR-D remains in
the closed position when it is rolled.
AIT 7/8.2022 • 049