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WOHNEN • LIVING

































            CASA HOPE

            IN BARCELONA



            Entwurf • Design Cierto Estudio, ES-Barcelona


            Durchdrungen vom Ideengut des Bauhauses, aber auch beseelt
            von den gestalterischen Möglichkeiten der Postmoderne, entwarf
            der Designer Antoni Roselló Til 1988 ein von primären Geometrien
            und seiner Hanglage in der Gartenstadt La Floresta bestimmtes
            Einfamilienhaus. Gute drei Jahrzehnte später fiel dem Team von
            Cierto Estudio die Aufgabe zu, das in vielerlei Hinsicht ausdrucks-
            starke Gebäude für eine neue Besitzergeneration fit zu machen.


            von • by Henriette Sofia Steuer, Tübingen
            M    an könnte die Casa Hope (benannt nach der Tochter der Bauherren) auch das
                 „Haus der Atrien“ nennen, denn der dreigeschossige Wohnkomplex entwickelt
            sich nicht nur einen Hang hinauf, sondern umfasst auch zwei Atrien und ein großzü-
            giges Treppenauge im Innenraum, das mit einem über zwei Geschosse reichenden
            Bücherregal bespielt wird. Die so erzeugten Lufträume vernetzten auf wirkungsvolle
            Weise die Geschosse sowie Innen- und Außenraum miteinander, sorgen für eine na-
            türliche Belichtung der Raumgefüge ohne direkte Sonneneinstrahlung und gewährlei-
            sten noch dazu ein hohes Maß an Intimität, das durch die Dimensionierung und die
            Formgebung der Fensteröffnungen verstärkt wird. Denn während Richtung Höfe und
            Garten orientierte Fenster zuweilen raumhoch und großzügig ausfallen, sind die Fen-
            ster im Bad, zur Straße sowie zum Autostellplatz hin als Bullaugen bewusst klein di-
            mensioniert. Für die nötige Renovierung des Gebäudes war Bauherren und Planern
            am Erhalt der bestehenden Grundriss- und Raumstrukturen gelegen. Um dem Wohn-
            haus dennoch einen zu den neuen Bewohnern passenden Tonus zu verleihen, wurde
            die Farb- und Materialpalette bei der Innenraumgestaltung erweitert. „Wir wollten
            Farbe als Hauptwerkzeug einsetzen, um neue räumliche Beziehungen zu schaffen,
            indem wir Kontraste und Überlagerungen erzeugen und nutzen“, erklärt Cierto Estu-
            dio. Zu den terrakottafarbenen und schwarzen Bodenfliesen gesellen sich dafür Rosa-
            und Grüntöne, die je nach Nutzungsbereich mittels Festeinbauten, neuen Fliesenspie-
            geln und Fenstern oder Wand- und Deckenanstrichen Einzug halten. Kluge, teilweise
            frisch aufgearbeitete Stauraumlösungen sorgen dabei für eine aufgeräumte Wohn-
            landschaft, in der nichts ungewollt von der Wirkung der Raumgeometrien und eklek-
            tisch zusammengewürfelten Möbelstücke ablenkt. Vervollständigt wird die Überarbei-
            tung des Wohnkomplexes durch eine Umgestaltung des Gartens, der statt eines ge-
            schlossenen Pavillons nun über eine zum neu angelegten Pool hin offene Pergola ver-
            fügt und damit die Farben Rosa und Mintgrün noch einmal aufnimmt.

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