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WOHNEN  •  LIVING


































               MINIMALRAUM

               IN BERLIN



               Entwurf • Design Wiewiorra Hopp Schwark Architekten, Berlin


               Angesichts rasant steigender Einwohnerzahlen und explodierender
               Mie ten in den Großstädten landauf und landab gewinnt die alte Idee
               des Woh  nens auf kleinem und kleinstem Raum aktuell wieder an
               Be deu tung. Als De bat tenbeitrag hat der Berliner Architekt Carsten
               Wie wiorra nun ge meinsam mit seinen Detmolder Stu den ten einen
               „Minimal raum“ entworfen und rea li siert, der auf 30 Qua drat metern
               al le Funktionen des Wohnens bedient. Unser Re dak teur Uwe Bresan
               hat das Experiment gewagt und ist für drei Tage eingezogen.

               In view of the rapidly increasing population and exploding rents in
               big cities all over the country, the old idea of living in small and
               smallest  of  spaces  is  currently  gaining  in  importance  again.  To
               make a contribution to this debate, Berlin-based architect Carsten
               Wiewiorra and his students in Detmold have designed and imple-
               mented a “Minimal Room”, which provides all functions of a home
               on  30  square  metres.  Our  editor  Uwe  Bresan  has  ventured  the
               experiment and lived there for three days.



               von • by Uwe Bresan
               D   er Schlüssel liegt bei meinen Nachbarn. Ich muss leider kurzfristig übers Wochen en -
                   de verreisen. Trotz dem einen schönen Aufenthalt in Berlin! Grüße, Cars ten. – Die SMS
               er reich te mich am späten Freitagnachmittag im ICE und war der letzte Kontakt mit dem
               Archi tek ten, dessen „Mini mal raum“ ich für die nächsten drei Tage beziehen sollte. Kurze
               Zwei fel: Was, wenn mir die Nachbarn nicht öffnen? Ich den Pavillonbau im Hinter hof gar
               nicht fin de? Oder ich in der „Bedienung“ irgendetwas falsch mache? – In der Regel be su -
               chen wir die Gebäude, die es in die AIT schaffen, ja gemeinsam mit den Archi tek ten oder
               zu mindest in Be gleitung der Bauherren und Nutzer. Und in der Regel bleiben wir auch nur
               für ein paar Stunden vor Ort. – Die drei Tage in Carsten Wie wior ras Ber liner Mini mal wohn -
               studie bildeten also in mehrfacher Hinsicht ein Ex peri ment. Die wichtigste Fra ge, die dabei
               beantwortet werden sollte: Kann man auf nur 30 Quadrat metern wohnen, ohne dabei auf
               den gewohnten Komfort einer großen Wohnung verzichten zu müssen – also auf Kü che,
               Bad, WC und alles, was sonst noch dazu gehört? Und wie lebt es sich hier? – Seit dem
               Ende meiner Studenten-WG hatte ich das Thema „Wohnen auf Minimal standard“ eigent-
               lich hinter mir gelassen, dachte ich zumindest! Nun reizte mich der Selbstversuch.  s



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