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BAR HOTEL RESTAURANT
EVENTGASTRONOMIE
DE ACHTERTUIN IN NIJMEGEN
Entwurf • Design Kumiki, NL-Rotterdam
Die Vergangenheit hat viele Facetten: von der Kunstseidenspinnerei
zur Kulturspinnerei. Und heute? Der ehemalige Industriestandort
der Firma NYMA im niederländischen Nijmegen wird multifunktio-
nal genutzt. Bis 2021 war das als Teil der Kunstseidenfabrik errichtete
Gebäude ein kulturelles Zuhause für über 40 KünstlerInnen und Kul-
turbetriebe mit dem Namen De Vasim. Heute ist es ein Ort für alle.
von • by Lisa Klasberg, Münster
M an nehme eine leere Industriehülle und rechteckige Pilzstützen als architektoni-
sche Basis, füge neue Einbauten hinzu und erhalte einen multifunktionalen Raum.
Fast … die Corona-Zeit gab dem Projekt als Treffpunkt im Freien den ersten Impuls –
Kumiki Architecture vervollständigte das Konzept mit einer baulichen Reaktion für den
Innenraum. Bekannt als „De Achtertuin“, also „Der Hinterhof“, bietet der Industriebau
mittlerweile Raum für ein buntes Potpourri an Funktionen: von Gastronomie über Kultur-
und Sporteinrichtungen bis zum Veranstaltungsort. Der Charme alter Industrien ist spür-
bar; der Ausdruck des Ortes sollte sich im neuen Konzept wiederfinden. Um den Roh-
baucharakter weiterzuführen, blieben die unbearbeitete Betonstruktur der Stützen und
die Decke mit sichtbaren Schalungsabdrücken erhalten. Alles Additive ist klar erkennbar
und hebt sich durch Materialität, Form und Farbe vom Vorgefundenen ab. Neue Elemente
wurde n in Anlehnung an ein Tangram-Puzzle in einem um 45 Grad gedrehten Raster
angeordnet, was die stützenstarre Raumstruktur dynamisch auflockerte. Für die Weiter-
entwicklung der Fläche machten sich die Planenden die Raumhöhe zunutze. Sie weiteten
den Sitzbereich auf ein Zwischengeschoss aus. Unverkennbar trägt die Wandverkleidung
des Zwischengeschosses und der versteckten Nutzräume für Lager, WC und Personal die
Handschrift von Kumiki Architecture: So wirkt sich die gerasterte Holzkonstruktion mit
perforierten Holzelementen als Ausfachung positiv auf eine natürliche Raumatmosphä-
re aus! Neben Holz greifen die ArchitektInnen auf ein bekanntes Material zurück und
formen Theke, DJ-Pult und Windfangportal aus Glasbausteinen, wie sie bereits im Jahr
1948 in der Fassade verwendet wurden. Fröhliche Farben – rot, rosa, orange, gelb und
blau – zieren Treppe, Boden, Brüstung und Möbeleinbauten. Und auch die Glasbaustei-
ne folgen durch integrierte farbige LED-Streifen einem mit Lichtkünstler Nick Mansveld
entwickelten Beleuchtungskonzept. Also: Man nehme eine leere Industriehülle, gestalte
ein Form-, Farb- und Materialkonzept, respektiere und integriere das Vorgefundene und
erhalte einen multifunktionalen Ort für alle!
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