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BAR HOTEL RESTAURANT
MUSEUMSRESTAURANT
IN SANTANDER
Entwurf • Design Zooco Estudio, ES-Santander
Dort, wo einst Römer siedelten und später Kaufleute ihren Handel
mit der Neuen Welt betrieben, machen heute vor allem die Spanier
selbst gern Badeurlaub. Doch auch Forschung und Kultur kommen in
Santander an der spanischen Nordküste nicht zu kurz! So hat Zooco
Estudio aus einer ehemaligen Aussichtsplattform einen spektakulären
Gastraum gemacht, der das Potenzial hat, zum neuen Anziehungs-
punkt des Maritimen Museums und der Stadt zu werden.
von • by Henriette Sofia Steuer, Tübingen
G anz gleich, ob international bekannt oder regional beliebt, für die Anwohner
spielte durch alle Jahrhunderte hindurch das Meer eine lebenswichtige Rolle.
Ein Grund, warum hier bereits 1886 die erste maritime Forschungsstation eingerich-
tet wurde. 1972 taten sich schlussendlich die Provinzregierung und das ozeanogra-
fische Labor von Santander zusammen, um das Museo Marítimo del Cantábrico zu
realisieren. Ziel des kantabrischen Maritimen Museums ist es seither, der Forschung
einen repräsentativen Standort zu bieten und zudem auf über 3000 Quadratme-
tern mit einer musealen Ausstellung samt Aquarien die Geschichte der Beziehung
zwischen Mensch und Meer in Santander zu beleuchten. 1981 nach den Plänen der
Architekten Ángel Hernández Morales und Vicente Roig Forné fertiggestellt und einge-
weiht, verfügte der an der Strandpromenade gelegene Gebäudekomplex unter ande-
rem über eine öffentliche Aussichtsplattform mit eindrucksvoller paraboloider Dach-
struktur aus Beton. Im Zuge einer Museumserweiterung wurde diese 2003 mittels
einer Glaskonstruktion zu einer vierten Ausstellungsetage umfunktioniert, die über
ein zentrales Atrium Sichtkontakt mit den darunterliegenden Ausstellungsgeschossen
ermöglicht. Auf dieser Basis fand 20 Jahre später der Umbau zu einem Museumsre-
staurant durch Zooco Estudio statt. Um die beeindruckende Betonstruktur optisch
in den Vordergrund zu rücken, entschieden sich die Planer, mit wenigen Materialien
und einem reduzierten, natürlichen Farbspektrum zu arbeiten. Fest eingebaute Sitz-
buchten und Sideboards aus Holz wie auch auffällige Kugelleuchten leiten den Blick
des Gastes unweigerlich zur Parabolmembran, die scheinbar schwerelos um den
Lichthof herum zu entspringen scheint. Dezente Holzmöbel, großformatige Fliesen,
lichtdurchlässige Vorhänge und mit schmalen Holzleisten verkleidete Deckenberei-
che schaffen zusätzlich einen dezent gestalteten Rahmen für die Qualitäten des Alt-
bestandes. So bietet das neue Restaurant eine gelungene Wechselwirkung zwischen
Architektur, Gastronomie und Panoramaausblick in die Bucht von Biskaya.
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