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BAR HOTEL RESTAURANT

































            CAFÉ MORGENMUFFEL

            IN HAMBURG



            Entwurf • Design Design in Architektur, Darmstadt


            Bagel im Bett und Zitronenlimo im Zirkus? So startet der Tag im neuen
            Café Morgenmuffel in Hamburg-Eppendorf. Das muntere Interieur
            kommt von Design in Architektur aus Darmstadt: Mit viel Witz und
            Farbe verwandelte das Kreativteam ein verstaubtes Ladenlokal in ein
            fröhliches Schlaraffenland. Jetzt hat jeder Raum seine eigene Story –
            und einen ganz besonderen Platz zum Lümmeln oder Liegenbleiben.



            von • by Kira Sophie Kawohl
            F   risch aus dem Ei gepellt sind hier nicht nur die Gäste. Seit der Eröffnung im Frühjahr
                2023 tummeln sich lauter schöne Morgenmuffel im Café Morgenmuffel, Eppendorfs
            neuem und schon oft instagrammiertem It-Place für FrühstückerInnen. Doch auch die
            Raumgestaltung ist sehenswert – und sehr erquickend! Auf Wunsch der Bauherren ver-
            wirklichte das Team um Bianca Lautenschläger-Haerlin und Ingo Haerlin ein farbenfrohes
            Konzept, das zur bunten Fusionsküche passt und die Heterogenität der Raumzuschnitte
            eines Ecklokals aus dem Baujahr 1895 betont. Der historische Bestand mit variierenden
            Bodenniveaus lud dazu ein, jeden der fünf Räume als individuelle Szene auszugestalten.
            Den Auftakt macht ein offener Salon mit zentraler Theke im Eingangsbereich, wo eine
            Melange aus dunkelgrüner Filzwolle, Korbgeflecht und Messing gediegene Kaffeehaus-
            Atmosphäre erzeugt. Um ein Halbgeschoss erhöht und etwas versteckt liegt das originelle
            Zirkus-Zimmer – ein in Beerenfarben und mit getönten Spiegeln ausgekleidetes Separee,
            in dem ringförmige Leuchten wie Turngeräte von der Decke hängen. Die abgestuften Rot-
            nuancen der hier aufgestellten Bugholzstühle sind Farbzitate aus der exotischen Tapete
            mit wilden Tieren. Zentrum und Ruhepol des ganztägig geöffneten Gasthauses bildet ein
            „Blauer Salon“ mit monochromer Einrichtung aus Indigotönen und Samtoberflächen.
            Erst dahinter wird es wieder richtig bunt: Vor den Fensterflächen eines über Eck angeleg-
            ten Verbindungszimmers steht ein blau gefliestes Podest, das an eine große Badewanne
            erinnert. Dank zitronengelber Polsterung kann darauf im Liegen gefrühstückt werden,
            wobei runde Ablagen in Signalrot als Nachttische dienen. Wer jetzt noch nicht quietsch-
            munter ist, zieht um in den größten und luftigsten der fünf Frühstücksräume. Hier bieten
            schmale Sitzbänke mit integrierten Kaffeetischen auch eiligen Gästen einen Platz. Die
            runde Fensterform wiederholt sich im Möbelbau und im zarten Wandrelief. Decke und
            Details sind farblich so zuckersüß akzentuiert, dass man fast selbst zum Muffin wird ...
            Appetitlich, abwechslungsreich und amüsant – eine derart charmante Innenarchitektur
            vermag sogar, die etwas schläfrige Hamburger Café-Kultur wieder wach zu rütteln.

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