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Celine Kohlhaas
2018–2021 Bachelorstudium an der MSA, Münster seit 2021 Masterstu-
dium und Tutorin am Lehrstuhl für Baubetrieb/Baumanagement an der
MSA, Münster seit 2022 Werkstudentin bei Kleihues + Kleihues, Münster
M eine Bachelorarbeit an der MSA, der Münster School of Architecture, zeigt den
Entwurf und die Konstruktion eines Hotels in Portugal für das Weingut Quinta
do Monte d’Oiro in der Nähe von Lissabon. Im internationalen Wettbewerb wurde die
Arbeit mit dem BB Student Award ausgezeichnet. Die Quinta do Monte d’Oiro – der
sogenannte Goldberg, – ist ein 42 Hektar großes Weingut in Portugal, dessen Ge-
schichte der Weinproduktion bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Die heutige Marke
produziert seit den 1990er-Jahren 100 Prozent biologische Syrahs, Viogniers und Petit
Verdots. Die Weine der Quinta do Monte d’Oiro wurden immer wieder mit Preisen
ausgezeichnet und werden auf regionalen und internationalen Märkten verkauft. Für
den Wettbewerb „Monte d’Oiro Wine Hotel“ sollten die TeilnehmerInnen Entwürfe
für eine Erweiterung des derzeitigen Weingutkomplexes vorlegen, nämlich ein Hotel,
das BesucherInnen des berühmten Weinguts beherbergen könnte. Das Hotel sollte
die wunderschönen Aussichten und die Landschaft des Weinbergs in vollem Umfang
nutzen und eine Reihe von zusätzlichen Einrichtungen bieten, um Besuchern und Be-
sucherinnen einen unvergesslichen Aufenthalt zu garantieren. Insgesamt soll die Pla-
nung eine harmonische Ergänzung zu den bereits bestehenden Gebäuden wie Fass-
lagerraum, Weingut, Büro und Kapelle sein und sinnvoll an den Entwurf des kürzlich
geplanten Wine Tasting Room anschließen. Der Titel „enxame na encosta“, was auf
Portugiesisch „Schwarm im Hang“ bedeutet, beschreibt das Konzept des Entwurfs.
Dank des neuen Ensembles entsteht eine dorfähnliche Struktur
Das Weinhotel wird in seine einzelnen Funktionen aufgeteilt und wie ein „Schwarm
von Baukörpern“ im Hang angeordnet. Dabei orientieren sich die einzelnen Bausteine
am parallelen Ordnungssystem des Bestands sowie an der Topografie. Die Apart-
ments werden von den übrigen Baukörpern – dem Restaurant, dem Tagungsraum,
dem Spa- und Fitnessbereich sowie dem Eventbereich – gefasst, wodurch eine eigene
kleine Dorfstruktur entsteht. An den Bestand schließt die Rezeption mit einer langen
Mauer an. Durch eine große, fensterartige Öffnung in dieser Mauer haben die Gäste
gleich bei ihrer Ankunft am Weinhotel einen faszinierenden Ausblick in die Wein-
berge. Die einzelnen kleineren Hotelzimmer haben eine Größe von rund 30 Quadrat- Ähneln einem Tiny House: die kleineren Hotelzimmer • Resembling tiny houses: the smaller hotel rooms
metern. Sie sind minimalistisch gehalten, sodass sie im Grundriss einer Art „Tiny
House“ gleichen. Die vordere Verglasung mit Terrassentür dient als Tageslichtquelle,
aber auch als Eingang. Eine Terrassen-Überdachung von 1,50 Metern spendet Schutz Die Rezeption des Hotels fungiert zusätzlich als Weinshop. •The reception also functions as a wine shop.
vor direkter Sonneneinstrahlung im Innenraum. Die Suiten umfassen jeweils die
Größe von zwei aneinandergereihten Einzelhäuschen. Sie sind großzügiger gestaltet,
verfügen über eine eigene Küche und einen abgetrennten Schlafbereich. Über eine
Treppe ist das neu entworfene Restaurant an die Wine Tasting Rooms angebunden.
Eine offene Küche, Sitzgelegenheiten für 47 Gäste sowie ein Lager- und Abwaschraum
sind ebenfalls im Entwurfskonzept mitangedacht.
Im Fokus der öffentlichen Bereiche steht der Wein
An die Terrasse schließt eine Freitreppe an, welche weitere freie Sitzgelegenheiten mit
Blick auf die Weinberge bietet. Dadurch soll am Wanderweg eine einladende Geste
für Wanderer geschaffen werden. Der Tagungsraum bietet Platz für unterschiedlich
große Konferenzen. Neben den Besprechungsräumen gibt es außerdem zwei freie Ar-
beitsbereiche und eine Teeküche. Die Fassade des Gebäudes ist größtenteils geschlos-
sen gehalten, damit Gespräche konzentriert und fokussiert stattfinden können. Eine
Wandfläche für Projektionen ist gegeben. Lediglich die Wände, die Blicke auf die
Weinberge offerieren, werden mit raumhohen Fensterabschnitten geöffnet. Die Rezep-
tion dient als Empfang für die ankommenden Gäste, nebenbei aber auch als Bar für
die Terrasse im weiter südlich gelegenen Teil. In Nischen in der Rückwand werden
außerdem die saisonalen Weine des Weinguts ausgestellt, sodass die Rezeption
gleichzeitig als Weinshop fungiert. Der Spa- und Fitnessbereich schließt sich zusam-
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