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Netzwerk- und Informationsveranstaltung
                                                            zu Bewerbungsverfahren auf zukünftige
                                                            Professuren der Fachbereiche
                                                            Innenarchitektur.
                                                            4. Juli 2018, 15.30 bis 19.00 Uhr im Thonet
                                                            Showroom, Düsseldorf.
                                                                                                             3
                                                            Mehr unter www.bdia.de

                                                                                                             Fragen an

                                                                                                             Tabea Höfer

                                                                                                             Innenarchitektin bdia
                                                                                                             Bremen-Niedersachsen



                      Beruf und Lehre – eine  Verknüpfung mit  sagt als getan, bekanntermaßen erledigt sich  Sie haben vor vier Jahren Ihren
                      Mehrwert                              nichts von allein, nichts nebenbei, es lohnt sich  Abschluss gemacht. Wer hat
                                                            aber: keineswegs in klassisch-finanzieller Hin-  Sie hauptsächlich unterrichtet
                      In die Lehre gehen zu wollen und tatsächlich  sicht, jedoch ideell, denn es beflügelt den ei-  an der Hochschule – Architek-
                      ausgewählt zu werden, gleicht dem Annehmen  genen  Kopf,  sorgt  für  regelmäßige      tinnen/ Architekten oder In-
                      eines Auftrags, einer weiteren verantwortungs-  Unterbrechungen des eigenen Schaffens und  nenarchitektinnen/ Innen-
                      vollen Verpflichtung. Mut machen, sich selbst  setzt Energien frei.                    architekten?
                      zuzutrauen, auch ein Feld der Lehre besetzen                                           Wir wurden hauptsächlich von
                      zu können – darum geht es. Das Engagement  Gegenseitige Akzeptanz und Wertschätzung    Hochbauarchitektinnen/ Hoch -
                      für den Inhalt, die Studierenden, für die Sache                                        bauarchitekten unterrichtet.
                      an sich ist Grundvoraussetzung. Man muss vie-  Wenn Stellen neu besetzt werden, dann fehlt
                      len  Anforderungen  gerecht  werden,  aber  es  es unter den Kollegen im Fachbereich häufig  Wer hat Sie am stärksten ge-
                      macht Spaß, sehr viel Spaß sogar.     an Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber         prägt, wer ist Ihr Vorbild?
                   Titelgrafik: Kunst_Werk_Stadt, Bachelorthesis von Christian Sedlmeier, Hochschule Rosenheim SS 2016. Grafik Veranstaltung: Sonnenstaub.
                                                            Innenarchitektinnen und Innenarchitekten, die    Beeindruckt haben mich schon
                      Der Bedarf ist da – das ist gut       sich bewerben. Die Notwendigkeit der Ausbil-     immer die Werke von Tadao
                                                            dung durch gelernte Berufsträger wird nicht      Ando. Mit seiner klaren geome-
                      Die Studierenden wünschen sich ausdrücklich  verstanden.                               trischen Formensprache, dem
                      innenarchitektonische Vorbilder und im Detail  Das ist so, das sollte man wissen, das sollte je-  Spiel mit Licht und Schatten
                      ausdrücklich konzeptionell Lehrende, mit Hal-  doch keinesfalls entmutigen, im Gegenteil:  und der rohen Materialität
                      tung, mit Thema, mit Stringenz und gestalte-  hier gilt es, sichtbar zu werden, Ansprüche zu  schafft er eine spannungsvolle,
                      rischer Offenheit. Das bekomme ich immer  formulieren, da muss man durch, das ist wie  minimalistische Architektur
                      wieder gespiegelt.                    „draußen arbeiten“. Einen  Schutzraum im         mit faszinierenden Innenräu-
                      Wir sind eine berufliche Minderheit, wir sollten  klassischen Sinne gibt es für Innenarchitekten  men. Vorbildlich finde ich vor
                      jedoch nicht wie eine solche agieren - mich be-  an Hochschulen nicht. Ergänzen möchte ich  allem auch seinen verantwor-
                      fremdet das. Wir bedienen den Markt präzise,  zusätzlich, dass es ebenso Zeit benötigt, sich  tungsvollen Umgang mit Natur
                      wir sind hervorragende  Spezialisten und  wir  im jeweiligen individuellen Hochschulprozess  und Ressourcen.
                      wissen, was wir können. Der Erfolg gibt vielen  zu finden, zu verorten. Ich persönlich brauchte
                      von uns Recht. Der Bedarf, die qualitätsvollen  meinen Moment, zum Teil bin ich heute noch  Könnten Sie sich selbst vor-
                      Anfragen sind über alle Maßen  vorhanden.  nicht „angekommen“. Das will gelernt sein,  stellen, einmal in die Lehre zu
                      Man braucht genau uns, uns Innenarchitektin-  ebenso wie die internen Prozesse und gelebten  gehen?
                      nen und Innenarchitekten und unser Wissen  Allianzen zu reflektieren und zu akzeptieren.  Noch während meines Studi-
                      um Raum.                              Ich selbst muss meinen zeitlichen Einsatz an     ums habe ich in Hannover
                                                            der Peter Behrens School of Arts (PBSA) in Düs-  „ESTHET Innenarchitektur“ ge-
                      Rahmenbedingungen für die Lehre       seldorf in jeder Woche und in jedem Semester     gründet und mir damit den
                                                            ganz bewusst planen. Ich wollte nie meinen       Traum vom eigenen Büro erfüllt
                      Wesentliche Faktoren für eine gute, basisorien-  klassischen Berufsalltag verlassen, um mich  – dort liegt zurzeit mein Fokus.
                      tierte innenarchitektonische Lehre sind, ver-  ausschließlich und/oder überwiegend der  Eine Lehrtätigkeit würde ich je-
                      lässliche Rahmenbedingungen für Studierende  Lehre zu widmen, denn meine Fachkompetenz  doch per se nicht ausschließen.
                      zu schaffen, zugunsten einer wirtschaftlich in-  erfolgreich bewiesen und ausgeübt zu haben,
                      teressanten und perspektivisch ausbaufähigen  beziehungsweise weiterhin kontinuierlich aus-
                      Selbstständigkeit. Hier ist meines Erachtens  zuüben, befähigte mich ehemals für die „Kom-
                      trotz großem Engagement vieler Beteiligter die  petenzfelderweiterung Lehre“.
                      Faktenlage nach wie vor nicht akzeptabel (Ver-
                      weis auf: Ausgrenzung bei Wettbewerbsteil-  Mich interessiert beides, mich beglückt beides,
                      nahmen,  Einschränkungen  bzgl. möglicher  mich motiviert beides. Innenarchitektur ist
                      Berufsfelderweiterungen, eingeschränkte Bau-  kein architektonisches Beiwerk, sondern Zu-
                      vorlageberechtigungen etc.). Beruf und Lehre  kunft.
                      zu vereinen – so wie ich es persönlich durch-
                      führe – ist mit viel Arbeit und viel Toleranz auf
                      der Büropartnerseite verbunden. Beides soll er-  Sabine Keggenhoff ist neben ihrer Tätigkeit im
                      folgreich laufen, so ist mein Verständnis, mein  Büro Professorin an der Peter Behrens School
                      Anspruch, mein Ziel. Das scheint leichter ge-  of Arts in Düsseldorf.


                                                                                                                            AIT 6.2018  •  189
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