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Mehr Informationen unter: www.sweetshotel.amsterdam
































                Um auf den 12 Quadratmetern Bett, Bad und WC unterzubringen, mussten die Funktionen gestapelt werden.

                von • by Dr. Uwe Bresan
                A   msterdam besitzt 1.281 Brücken und 413 Hotels, aber nur ein Brückenhotel! Seit März
                    hat es offiziell geöffnet – auch wenn bisher erst elf der insgesamt 26 ge planten
                Zimmer fertig sind. Die anderen sollen in den kommenden Monaten folgen. Die ersten
                Gäste müssen allerdings keine Angst vor Baulärm in den Nachbarzimmern haben, denn
                die Suiten des Sweets Hotels liegen in gebührendem Ab stand zu ein ander – verteilt über
                26 verschiedene Brückenwärter-Häuschen in der ge samten Innen stadt. Die se sogenann-
                ten „Brugwachtershuisjes“ entstanden im Laufe des vergangenen Jahr hun derts entlang
                der Amstel, des Noordhollandsch Kanaal und des Kost ver loren vaart. Die drei Flüsse bezie-
                hungsweise Kanäle sind – neben der IJ, die Amsterdam mit dem Meer verbindet – die
                wichtigsten Wasser achsen der Stadt. Seit Jahrhunderten verbinden sie Amsterdam mit
                dem Umland. Entsprechend schiffstauglich wurden sie in der Vergangenheit ausgebaut –
                mit Klapp brücken an allen Über gängen. Bis vor einigen Jahren waren die begleitenden                                     Foto: Uwe Bresan
                Brü cken  wärter-Häus chen auch noch rund um die Uhr mit Personal besetzt, erst seit
                Kurzem werden alle beweglichen Brücken der Stadt zentral überwacht und gesteuert.  Uwe Bresan vor dem Haus an der Nieuwe Amstelbrug: Als Zimmerschlüssel diente ihm das Smartphone.

                Keines der 26 Brückenwärter-Häuschen gleicht dem anderen

                Kurz nach der Außerbetriebnahme widmete das Architekturbüro Space & Matter den leer
                stehenden Brückenhäusern – damals waren es noch 27 – eine Ausstellung im Ams terda -
                mer Architekturzentrum so wie eine kleine, feine Publikation mit den architekturgeschicht-
                lichen Hintergründen ihrer Entstehung sowie de tail genauen Zeichnungen aller Häuser
                („Sweets. A guide to Ams ter   dam’s bridge control buildings“). Durch diese Initiative gelang
                es den Archi tekten, viel Auf merk  samkeit zu generieren und die Ver ant wort lichen davon zu
                überzeugen, die Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. Fast wären Space & Matter
                da mit zu spät gekommen, denn der Abriss des ersten Hau ses war zu Aus stel lungsbeginn
                bereits genehmigt! Aber was sollte aus den Brü cken  häus ern werden? Gemeinsam mit
                dem Projektentwickler Grayfield und den beiden Ho teliers Suzanne Oxenaar und Otto Nan
                entwickelten die Architekten das Konzept für ein dezentrales Hotel. Ein besseres Team
                hätte man sich dafür kaum vorstellen können: Der junge Projektent wickler Grayfield ist
                auf ungewöhnliche Objekte spezialisiert, Oxenaar und Nan betreiben seit 2004 mit dem
                von MVRDV gestalteten Lloyd Hotel eine der angesagtesten Herbergen der Stadt und die
                Architekten selbst gelten spätes tens seit ihrem 2012 realisierten Projekt De Ceuvel als kluge
                Praktiker der urbanen Inter vention. Damals hievten sie ein Dutzend ausgedienter Last -
                kähne auf das ver seuchte Gelände einer ehemaligen Werft im Norden Amsterdams, bau-  Schnitt, Zimmer 207, Nieuwe Amstelbrug • Section, Room 207, Nieuwe Amstelbrug


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