Page 175 - AIT0618_E-Paper
P. 175
Mehr Informationen unter: www.sweetshotel.amsterdam
Um auf den 12 Quadratmetern Bett, Bad und WC unterzubringen, mussten die Funktionen gestapelt werden.
von • by Dr. Uwe Bresan
A msterdam besitzt 1.281 Brücken und 413 Hotels, aber nur ein Brückenhotel! Seit März
hat es offiziell geöffnet – auch wenn bisher erst elf der insgesamt 26 ge planten
Zimmer fertig sind. Die anderen sollen in den kommenden Monaten folgen. Die ersten
Gäste müssen allerdings keine Angst vor Baulärm in den Nachbarzimmern haben, denn
die Suiten des Sweets Hotels liegen in gebührendem Ab stand zu ein ander – verteilt über
26 verschiedene Brückenwärter-Häuschen in der ge samten Innen stadt. Die se sogenann-
ten „Brugwachtershuisjes“ entstanden im Laufe des vergangenen Jahr hun derts entlang
der Amstel, des Noordhollandsch Kanaal und des Kost ver loren vaart. Die drei Flüsse bezie-
hungsweise Kanäle sind – neben der IJ, die Amsterdam mit dem Meer verbindet – die
wichtigsten Wasser achsen der Stadt. Seit Jahrhunderten verbinden sie Amsterdam mit
dem Umland. Entsprechend schiffstauglich wurden sie in der Vergangenheit ausgebaut –
mit Klapp brücken an allen Über gängen. Bis vor einigen Jahren waren die begleitenden Foto: Uwe Bresan
Brü cken wärter-Häus chen auch noch rund um die Uhr mit Personal besetzt, erst seit
Kurzem werden alle beweglichen Brücken der Stadt zentral überwacht und gesteuert. Uwe Bresan vor dem Haus an der Nieuwe Amstelbrug: Als Zimmerschlüssel diente ihm das Smartphone.
Keines der 26 Brückenwärter-Häuschen gleicht dem anderen
Kurz nach der Außerbetriebnahme widmete das Architekturbüro Space & Matter den leer
stehenden Brückenhäusern – damals waren es noch 27 – eine Ausstellung im Ams terda -
mer Architekturzentrum so wie eine kleine, feine Publikation mit den architekturgeschicht-
lichen Hintergründen ihrer Entstehung sowie de tail genauen Zeichnungen aller Häuser
(„Sweets. A guide to Ams ter dam’s bridge control buildings“). Durch diese Initiative gelang
es den Archi tekten, viel Auf merk samkeit zu generieren und die Ver ant wort lichen davon zu
überzeugen, die Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. Fast wären Space & Matter
da mit zu spät gekommen, denn der Abriss des ersten Hau ses war zu Aus stel lungsbeginn
bereits genehmigt! Aber was sollte aus den Brü cken häus ern werden? Gemeinsam mit
dem Projektentwickler Grayfield und den beiden Ho teliers Suzanne Oxenaar und Otto Nan
entwickelten die Architekten das Konzept für ein dezentrales Hotel. Ein besseres Team
hätte man sich dafür kaum vorstellen können: Der junge Projektent wickler Grayfield ist
auf ungewöhnliche Objekte spezialisiert, Oxenaar und Nan betreiben seit 2004 mit dem
von MVRDV gestalteten Lloyd Hotel eine der angesagtesten Herbergen der Stadt und die
Architekten selbst gelten spätes tens seit ihrem 2012 realisierten Projekt De Ceuvel als kluge
Praktiker der urbanen Inter vention. Damals hievten sie ein Dutzend ausgedienter Last -
kähne auf das ver seuchte Gelände einer ehemaligen Werft im Norden Amsterdams, bau- Schnitt, Zimmer 207, Nieuwe Amstelbrug • Section, Room 207, Nieuwe Amstelbrug
AIT 6.2018 • 175