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                                                                                                                                                                                    Neben der geometrischen Linearität des einheitlichen, rechteckigen
                                                                                                                                                                                    Grundrisses des großen liturgischen Saals, in dem die Größe des in den
                                                                                                                                                                                    Innenraum hineinragenden Eingangs, des hängenden Chors, der
                                                                                                                                                                                    Werktagskapelle und des Ambos als gestalterische Kontrapunkte fungieren,
                                                                                                                                                                                    ist auch die Komplexität des Daches von Bedeutung. Dies zeichnet im Raum
                                                                                                                                                                                    eine plastische Figur, die als Verbindung zwischen drei unterschiedlich großen
                                                                                                                                                                                    Bögen entsteht, welche die Fassade auf dem Kirchhof bilden, und einem
                                                                                                                                                                                    einzigen parabolischen Bogen auf der gegenüberliegenden Seite, an der sich
                                                                                                                                                                                    das das große Presbyterium umrahmende Kirchenfenster befindet.
                                                                                                                                                                                    Die Kirche löst sich somit bewusst von der Linearität und der Gestalt des
                                                                                                                                                                                    architektonischen Ganzen, die das Gebäude der Gemeindeaktivitäten definiert,
                                                                                                                                                                                    und nähert sich den Dimensionen der baulichen Umgebung, zu der sie in
                                                                                                                                                                                    Beziehung steht, um sich als ikonisches Element anzubieten, das aus dem
                                                                                                                                                                                    städtischen Gefüge hervorgeht, von dem es gleichzeitig ein Teil sein will.
                                                                                                                                                                                    Die große Kunststoffschale des Daches geht an den schmalen Seiten bis zum
                                                                                                                                                                                    Boden hinunter und präsentiert sich als eine Art symbolischer Vorhang, der als
                                                                                                                                                                                    komplexe Oberfläche die Aktivitäten im Saal schützen soll. Dahinter erhebt
                                                                                                                                                                                    sich der 17 Meter hohe Glockenturm, der ein eigenständiges Element
                                                                                                                                                                                    darstellt. Die dreiteilige Fassade mit drei asymmetrischen Krümmungen sowie
                                                                                                                                                                                    deren Verbindung mit dem großen einheitlichen Bogen an der Rückseite
                                                                                                                                                                                    führen „zurück zur dialektischen Beziehung zwischen den grundlegenden
                                                                                                                                                                                    Kategorien der westlichen Kultur, in der, während die Kategorie des Einen
                                                                                                                                                                                    bestehen bleibt, die philosophische und generische Kategorie des Vielfachen
                                                                                                                                                                                    in christlicher Hinsicht in der Dreieinigkeit begründet ist. [...] Es ist eine
                                                                                                                                                                                    zeitgenössische Interpretation der räumlichen Dreiteilung, bei der es keine
                                                                                                                                                                                    Symmetrie gibt. Der Raum fließt frei in geometrischer Komplexität und ist
                                                                                                                                                                                    gleichzeitig auf die Einzigartigkeit des Gewölbes ausgerichtet, das sich
                                                                                                                                                                                    schützend über dem heiligen Ort des Presbyteriums erhebt. Ein großer in
                                                                                                                                                                                    Falten gelegter Mantel umhüllt die Versammlung der Gläubigen und schafft
                                                                                                                                                                                    eine Architektur aus reinem Licht, in der Meditation und Gebet ganz natürlich
                                                                                                                                                                                    ihren Platz finden können.“ Nicht nur die komplexe Gestalt der
                                                                                                                                                                                    Dachabdeckung (die selbst zu einer symbolischen und repräsentativen
                                                                                                                                                                                    Architektur wird) wird zu einem neuen städtebaulichen Bezugselement,
                                                                                                                                                                                    sondern auch ihr materieller Charakter spielt eine grundlegende Rolle bei
                                                                                                                                                                                    der Gestaltung. Hier spielt das Feinsteinzeug von Casalgrande Padana
                                                                                                                                                                                    (Produktreihe „Unicolore“, Farbgebung Aquamarin) die Hauptrolle in einer
                     La grande enveloppe plastique de la toiture descend sur les petits côtés jusqu’à toucher le sol,                                                               Verlegung als „fragmentiertes Mosaik“, die in der Geschichte der Architektur
                     telle une tente symbolique dont le rôle est de protéger.                                                                                                       von der Antike bis in unsere Gegenwart berühmte Vorbilder hat. Die in
                     Die große Kunststoffschale des Daches geht an den schmalen Seiten bis zum Boden hinunter                                                                       unregelmäßige Fragmente zerteilte Platte des verwendeten Materials wurde
                     und präsentiert sich als eine Art symbolischer Vorhang, der als komplexe Oberfläche die Aktivitäten                                                            zu einer durchgehenden Oberfläche mit einer glänzenden, unregelmäßigen
                     im Saal schützen soll.                                                                                                                                         Oberfläche zusammengesetzt, die zur Betonung des plastischen Wertes der
                                                                                                                                                                                    architektonischen Lösung beiträgt und den gesamten liturgischen Saal wie
                                                                                                                                                                                    eine kostbare fragmentierte Keramikhaut umhüllt.
                     La complexité de la toiture répond aux formes linéaires du plan rectangulaire   en termes chrétiens dans la Trinité. [...] Il s’agit d’une interprétation
                     unitaire de la grande salle liturgique. Au sein de cette dernière, le volume de   contemporaine de la tripartition spatiale ; ici, aucune symétrie ne demeure,
                     l’entrée qui s’insère à l’intérieur, le chœur suspendu, la chapelle de semaine   l’espace circule librement dans une complexité géométrique toutefois
                     et l’ambon jouent le rôle de contrepoints compositionnels. La toiture   orientée vers l’unicité de la voûte qui protège le lieu sacré du presbytère.
                     s’exprime dans l’espace sous la forme d’une figure plastique, telle une liaison   Un grand manteau se plie et enveloppe l’assemblée des fidèles, à la
                     entre la somme de trois arcs de tailles différentes qui créent un dessin sur    recherche d’une architecture de pure lumière où la méditation et la prière
                     la façade côté parvis, et d’un seul arc parabolique sur le côté opposé où se   trouvent naturellement leur place ». La figure complexe du manteau de la        Matériaux céramiques
                     développe le vitrail qui entoure le grand presbytère. L’église s’affranchit   toiture (qui devient une architecture symbolique et représentative en soi)       Keramikmaterialien
                     délibérément de la linéarité et de la figure de l’ensemble architectural du   prend de la valeur en tant que nouvel élément de référence urbain. Mais ce       Ligne Granitogres
                     bâtiment des activités paroissiales qui s’assimile davantage aux dimensions   n’est pas tout. Sa nature matérielle joue également un rôle fondamental en       Collection Minerva
                     de l’environnement bâti. Elle devient ainsi un élément iconique émergeant du   ce qui concerne les choix de conception. Ici, le grès cérame de Casalgrande     Acquamarina 30x30 cm
                                                                                                                                                                                    Finitura Opus incerto
                     tissu urbain dont elle souhaite toutefois faire partie. La grande enveloppe   Padana (série « Unicolore », couleur Acquamarina) est le protagoniste dans
                     plastique de la toiture descend sur les petits côtés jusqu’à toucher le sol,    la pose d’une « mosaïque fragmentée » qui trouve d’illustres exemples dans
                     telle une tente symbolique dont le rôle est de protéger, en tant que surface   l’histoire de l’architecture, de l’antiquité à nos jours. Brisée en fragments
                     complexe, les activités de l’église. Derrière, le clocher, considéré comme un   irréguliers, la dalle du matériau utilisé a été recomposée en une surface
                     élément indépendant, s’élève à une hauteur de 17 mètres. La façade   continue à la finition brillante et irrégulière qui contribue à accentuer la valeur
                     tripartite composée de trois courbes asymétriques ainsi que leur liaison avec   plastique de la solution architecturale. Elle enveloppe la salle liturgique dans
                     le grand arc unitaire à l’arrière renvoient à « la relation dialectique entre les   son intégralité, telle une précieuse peau de céramique fragmentée.         5.6.
                     catégories fondatrices de la culture occidentale où, si la catégorie de l’Un                                                                                   Vues extérieures du bâtiment
                                                                                                                                                                                    Außenansichten des Gebäudes
                     demeure, la catégorie philosophique et générique du multiple se détermine
                                                                                                                                                                                    Église de San Pio da Pietrelcina
                                                                                                                                                                                    Kirche San Pio da Pietrelcina
                                                                                                                                                                                    Roma (I)


                                                                              34 35
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