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Schwarzer Rolli, Hornbrille Women in Architecture Berlin
Wohin verschwinden eigentlich all die gut ausgebildeten Architektinnen nach dem Stu- Vor zwei Jahren fand zu diesem Themenkomplex in Berlin ein explizites Festival statt: Im
dium? Wer sich diese Frage stellt, der sollte ganz dringend zu dem Buch von Karin Hart- Rahmen der Aktionstage Women in Architecture Berlin 2021 sollte die Rolle der Frauen
mann greifen. Sie untersucht den Status quo der Architekturbranche, oder besser gesagt in der Architektur und Innenarchitektur sichtbarer gemacht werden. Institutionen, Ver-
die (Arbeits-)Realität von Frauen und marginalisier- bände und Initiativen aus der Baukultur
ten Gruppen. Der Diskurs um Chancengleichheit waren aufgefordert, daran teilzunehmen.
kratzt am progressiven Selbstbild des Metiers, denn 70 Jahre nach dem Tod von Emilie Winkel-
die Abkehr von Frauen aus der Architektur ist kein mann (1875–1951), der ersten freiberufli-
individueller Einzelfall. Laut einer amerikanischen chen Architektin in Deutschland, sollte Bi-
Studie ist der Sexismus und Rassismus in der Archi- lanz gezogen werden: Wer sind die starken
tekturwelt so weit verbreitet, dass es eine branchen- Frauen von heute? Werden sie genug
eigene Abneigung gibt. Karin Hartmann fasst dieses wahrgenommen? Wie steht es wirklich um
diffuse Gefühl, dass viele Frauen – und Personen, die Gleichstellung in der Baukultur und
die kein weißer Cis-Mann sind – in ihrem Arbeitsall- den Umbau des Berufsbildes? Die Ergeb-
tag begleitet zusammen, benennt Problematiken nisse aus den über 100 Veranstaltungen –
und bringt sie nachvollziehbar und verständlich auf Symposien, Ausstellungen, Filmen, Füh-
den Punkt. Hartmann zeigt, wie tief verwurzelt die rungen und Workshops – sind nun in
strukturellen Diskriminierungen in Lehre, Planung, einem Buch zusammengefasst. Sie zeigen
Fachdiskurs, Arbeitsrealität und Selbstverständnis auf, was Institutionen und Vorgesetzte tun
sind und wie weitreichend deren Folgen. Schwarzer können oder schon getan haben, damit es
Rolli, Hornbrille macht deutlich, was fehlende Perspektiven in der Planung für Frauen, vorangeht auf der Baustelle Gleichstellung. Ein Resümee? Das ist vielleicht mit zwei im
Kinder, People of Color, Senioren und Seniorinnen oder queere Personen für die gebaute Buch gefundenen Zitaten von Andrea Gebhardt, Präsidentin der Bundesarchitektenkam-
Umgebung bedeuten. Ein Buch auf der Höhe unserer Zeit, eine kluge Lektüre, die ein mer, ganz gut umrissen: „Wir stehen noch ganz am Anfang“ und: „Die junge Generation
großes Bild davon malt, wie viel Potenzial in einer diverseren Baukultur steckt. Eine macht Hoffnung, sie ist sehr gut ausgebildet, anspruchsvoll und ungeduldig.“ Das Festival
Baukultur, von der auch zukünftige Generationen profitieren können. th soll übrigens auch in Zukunft wieder stattfinden, vielleicht sogar auf Bundesebene. kk
Schwarzer Rolli, Hornbrille. Plädoyer für einen Wandel in der Planungskultur Von Karin Hartmann. Erschienen 2022 im Women in Architecture Berlin. Facetten weiblicher Baukultur Herausgegeben von n-ails e.V. Erschienen 2022 im Verlag
Verlag Jovis, Berlin. Deutsch. 160 Seiten. Softcover. Format: 13,0 × 20,2 cm. 26,00 EUR. ISBN 978-3-86859-698-4 Jovis, Berlin. Deutsch. 176 Seiten. Softcover. Format: 21,0 × 26,2 cm. 35,00 EUR. ISBN 978-3-86859-763-9
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