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ÖFFENTLICHE BAUTEN • PUBLIC BUILDINGS

































            KITA HISA

            IN BERLIN



            Entwurf • Design baukind, Berlin


            Wenn ein stillgelegtes Schwimmbad in einer ehemaligen Berliner
            Klosteranlage zur Kita umfunktioniert wird, dann lässt sich das allein
            aus Aspekten des Denkmalschutzes nicht so einfach bewerkstelligen.
            Dementsprechend haben die Architekten von baukind lange daran
            getüftelt, wie die ursprüngliche Nutzung wahrnehmbar bleiben und
            die neue Nutzung die Entwicklung der Kinder fördern kann. Entstan-
            den ist ein Geflecht aus Hoch- und Tiefebenen, dessen Gestaltung die
            Kleinen in eine spielerische (Unter-)Wasserwelt eintauchen lässt.

            When a disused swimming pool in a former monastery complex in
            Berlin is to be converted into a day-care centre, this is not easy to ac-
            complish for reasons of monument protection alone. Accordingly, the
            architects from the architectural office baukind spent a long time
            working out how the original use could remain perceptible and how
            the new use could promote the development of the children. The re-
            sult is a mixture of high and low levels, the design of which allows
            the little ones to immerse themselves in a playful (under)water world.



            von • by Janina Poesch, Stuttgart
            M    it ihrer „Rettungsanstalt für Gefallene Mädchen“ hatten es sich die Schwestern des
                 Berliner Klosters „Vom Guten Hirten“ seit 1858 zur Aufgabe gemacht, sich unbe-
            lehrbarer „Büßerinnen“ durch christliche Erziehung anzunehmen. Zuerst in Alt-Lietzow,
            dann aus Platzmangel in Marienfelde: Zwischen 1903 und 1905 entstand nach Plänen des
            Kölner Architekten Josef Lückerath ein imposanter Backsteinkomplex, der mit seinem
            sternförmigen Grundriss bewusst auf der Gefängnisarchitektur des 19. Jahrhunderts ba-
            sierte und über 300 Insassinnen beherbergen konnte. Erst 1967 wurde diese „Bildungs-
            stätte“ wieder aufgelöst und die Wohntrakte der Mädchen in den folgenden Jahren in so-
            ziale Einrichtungen, in Senioren- und privat vermietete Wohnungen sowie in das Bewe-
            gungsbad Marienfelde umgewidmet. Im öffentlichen Schwimmbetrieb planschten hier die
            Kleinsten, Anwohnende zogen ihre Bahnen, und Senioren nutzten das Bad für ihre Bewe-
            gungstherapie. Bis 2014, dann stand die Immobilie jahrelang leer. Bis die hisa gGmbH als
            anerkannte Trägerin der Jugendhilfe die Idee entwickelte, den Standort als Kita wiederzu-
            beleben – wobei dieser Vorschlag bei der Kirche als Vermieterin, der Denkmalbehörde
            und den Planenden von baukind auf Enthusiasmus und Skepsis zugleich stieß ...  s

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