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Kirsten Jäger


                                                                                               2015–2019 Bachelor of Arts Innenarchitektur, TH Ostwestfalen-Lippe, Det-
                                                                                               mold 2019–2021 Master of Arts Innenarchitektur, Hochschule Düsseldorf
                                                                                               seit 2021 Mitarbeiterin bei Null2elf Innenarchitekten, Düsseldorf








































             Massive Trägerstrukturen betonen den zweigeschossigen Aufbau des Foyers im Bed & Hike. • Massive support structures emphasize the two-storey construction of the foyer in the Bed & Hike.


             von • by Kirsten Jäger
             T   reibende Kraft bei allen Maßnahmen der Konzeption meiner Masterarbeit ist die  Möbelmodulen, die je nach Raumgröße flexibel zusammengestellt werden können und
                                                                           eine einfache, serielle Herstellung ermöglichen. Die einzelnen Module sind jeweils aus
                 Nachhaltigkeit. Betreut wurde diese an der Hochschule Düsseldorf von Prof. Dipl.-
             Ing. Christiane Ern und Prof. Dipl.-Ing. Tanja Kullack. Eingebettet zwischen See und Wald  lokalem Fichtenholz gefertigt, was zu einer natürlichen Atmosphäre beiträgt. Die Zimmer
             im Sauerland ist der Entwurf eines bewusst grünen Naturhostels entstanden, das zu  für größere Gruppen können bei Bedarf durch flexible Holzwände verbunden oder von-
             einem sanften Tourismus vor Ort beitragen, die Thematik des Klimawandels in den  einander getrennt werden. Dieser modulare Aufbau erleichtert den eventuellen Rückbau
              Fokus rücken und gleichzeitig die Umwelt schonen soll. Dank seiner unmittelbar an ein  der Zimmerstruktur in der Zukunft. In der obersten Etage befindet sich ein offen gehal-
             Waldstück grenzenden Lage ist das Bed & Hike idealer Ausgangspunkt für Unternehmun-  tener Bereich für Individualreisende oder kleinere Gruppen, die Orte der Gemeinschaft
             gen in der Natur. Nach aktiven und anstrengenden Tagen im Grünen bietet es Ruhe und  suchen. Für sie steht unter dem Dach entweder eine Einzelkoje oder ein Bett im Grup-
             Erholung zum Krafttanken, aber genauso Orte der Gemeinschaft und des Austauschs.  penraum zur Wahl. Auf der offen gestalteten Etage offeriert eine Gemeinschaftsküche die
             Untergebracht ist das Hostel in einem fünfstöckigen Bestandsgebäude aus dem Jahr 1927,  Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu knüpfen.
             das durch einen Anbau der 1970er-Jahren ergänzt wird. Zuvor wurde der Komplex bereits
             als Herberge gebraucht und soll künftig diese Nutzung im Wesentlichen behalten. Um  Ein Workshop-Zentrum bringt den Gästen das Thema Umwelt nahe
             ein ganzheitliches Raumkonzept zu erschaffen, das auf seine Nutzer und die Gegeben-
             heiten seiner Umgebung eingeht, sind jedoch einige Aspekte optimiert worden. Nach  Neben dem Erholungsaspekt soll das Hostel den Klima- und Naturschutz sichtbar ma-
             dem Prinzip „Sanieren statt Abriss“ blieben die Grundstrukturen des Ursprungsgebäudes  chen und stellt die Umweltbildung in den Fokus. Aus dem Anbau des Bestandsgebäu-
              erhalten. Das massive Tragwerk wurde offengelegt, um den doppelgeschossigen Aufbau  des wurde ein Workshop-Zentrum konzipiert, in dem sowohl Kinder als auch Erwach-
             des Foyers zu betonen. Durch punktuelle Maßnahmen wurde der Bestand behutsam ge-  sene Angebote zu dieser Thematik finden. Zusätzlich ist das Zentrum zugänglich für
             öffnet; dadurch strömt mehr Tageslicht in das gesamte Gebäude und gibt den Ausblick  Menschen, die nicht in der Herberge übernachten, und soll damit zum Treffpunkt für
             auf die umgebende Landschaft für die Gäste frei. Die passive Nutzung des Sonnenlichts  Besucherinnen und Besucher aus umliegenden Dörfern avancieren. Hier werden bei-
             und der an den Sonnenverlauf angepasste Grundriss sorgen für gezielte Energieeinspa-  spielsweise Garten- oder Kochkurse mit zuvor geernteten Zutaten angeboten – ebenso
             rung. Verschiedene unterschiedliche Aufenthaltsorte im Gebäude sollen Möglichkeiten  wie sportliche oder kreative Aktivitäten. Um die Naturthematik erlebbar zu machen und
             des Kontakts bieten, aber auch des Rückzuges. Kleine Gemeinschaftsflächen sind im gan-  sich zu jeder Jahreszeit im Außenraum aufhalten zu können, wurden die südliche Be-
             zen Gebäude verteilt, sodass sie für die Gäste von ihren Zimmern aus schnell erreichbar  standsfassade sowie das Dach entfernt. Eine aus einem Holzgerüst und Glas bestehende
             sind. Die großen, offenen Gemeinschaftsflächen, die auch für die Öffentlichkeit zugäng-  Hülle, die ähnlich einem Gewächshaus über den Anbau gestülpt wurde, lässt sich im
             lich sind, befinden sich in den unteren Geschossen. In den oberen Etagen sind die pri-  unteren Geschoss komplett öffnen, sodass die Verbindung zwischen innen und außen
             vaten Schlafbereiche verortet. Um den unterschiedlichen Zielgruppen des Hostels gerecht  verstärkt erscheint und ein mediterranes Klima erzeugt, sobald die Sonne auf das Ge-
             zu werden, entstanden drei verschiedene Raumprogramme. Alle Zimmer bestehen aus  bäude scheint. Ganzjährig können hier wärmeliebende Pflanzen wachsen.

                                                                                                                           AIT 5.2022 • 035
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